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jedoch wurde immer wieder darauf hingewiesen, dass Kraus in Wien nicht unum-
stritten gewesen sei.124
Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ berichtet in ihrem Nachruf vom Tod
des „großen Kommunikators“, der trotz „unbestrittener Verdienste […] ein Meis-
ter des überwältigenden Wohlwollens, in Wien nicht sonderlich beliebt“ gewe-
sen sei und stellt fest, dass es „nach altersbedingtem Machtverlust“ rasch still
um ihn geworden sei.125 Im „Standard“ schreibt dagegen Peter Vujica, der unter
seinem schriftstellerischen Pseudonym Peter Daniel Wolfkind in den 1970er
Jahren von Kraus gefördert wurde, dass dieser als Schriftsteller und Kulturkri-
tiker ein „weltoffener Konservativer“ gewesen sei, als Funktionär jedoch ein
„aggressiver Taktiker“, der den „Fortschrittlichen zu rückständig“ und den „Rück-
ständigen zu fortschrittlich“126 gewesen sei. Wie Vujica zusammenfasst, sei er
„als Freund und als Gegner gleich verläßlich [gewesen], verkörperte Kraus doch
in seltener Vollkommenheit das manchen etwas anachronistisch anmutende Bild
des kontroversiellen österreichischen Intellektuellen aus den späten Jahren der
Monarchie“.127
124 Vgl. Hans Haider: Ein altmodischer Literaturfreund. In: Die Presse, 21.
September 1998, S. 21.
125 u.we.: Der große Kommunikator. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22. September 1998.
126 Peter Vujica: Träume und Taten eines engagierten Mitteleuropäers. In: Der Standard, 21.
Sep-
tember 1998.
127 Ebd.
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Biographische Einführung 41
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
- Title
- Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
- Author
- Stefan Maurer
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-23312-1
- Size
- 15.8 x 24.0 cm
- Pages
- 452
- Category
- Kunst und Kultur
Table of contents
- 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
- 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
- 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
- 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
- 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
- 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
- 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
- 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
- 3.6 Forum der Jugend 180
- 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
- 3.8 Resümee 190
- 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
- 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
- 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
- 7. RESÜMEE 399
- 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
- 9. PERSONENREGISTER 437