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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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ausgegebenen Anthologie „Der gewöhnliche Schrecken“ auf.134 Am 17.  Jänner 1969 lasen Mayröcker und Jandl wieder gemeinsam in der ÖGL, erstere aus Minimonsters Traumlexikon, letzterer aus Sprechblasen, beide Bücher waren in deutschen Verlagen erschienen. Der Literaturkritiker Edwin Hartl hat über die Lesung mit einigem Ressentiment festgehalten: „Gerade weil es sich da nicht um verirrte Anfänger, sondern um zwei (im kleinen Kreis) bereits anerkannte und hochgeschätzte Fachkräfte handelt […], muß einmal ohne Snobismus klipp und klar festgestellt werden: Mehr oder minder raffinierter Bluff ist heutzutage Trumpf auf diesem Gebiet.“135 Schließlich wurden am 22.  Jänner 1970 auch die Hörspiele Fünf Mann Men- schen und Der Gigant, die Jandl und Mayröcker gemeinsam verfasst hatten und die im SWF und WDR gesendet worden waren, in der Reihe „Profile der neue- ren Literatur“ präsentiert.136 Am 27.  Februar 1967 hatte Peter Handke, der 1964 schon (unter weniger großer Öffentlichkeit) im „Forum der Jugend“ aufgetreten war, eine Lesung im Palais Pálffy anlässlich der Anfang März stattfindenden Premiere seines Stücks Publi- kumsbeschimpfung im Kleinen Theater der Josefstadt. Die „Presse“ berichtete, dass „alles versammelt [war], was in Wien den Puls der Zeit schlagen läßt oder seinen Finger an ihn halten will. Minirock und Langhaar, PEN-Club und Minis- terium“.137 Der Saal, in dem Handke aus seinem Roman Der Hausierer das Kapi- tel „Die Langeweile vor dem letzten Mord“ las, war „gepfercht voll“.138 Der „kome- tenhafte“ Aufstieg Handkes, der „zur Sensation der sprachkritischen Avantgarde-Literatur“139 avancierte, hatte sich 1966 innerhalb weniger Monate ereignet. Er war zunächst nicht durch seine literarischen Texte zur Sensation geworden, sondern durch seine Wortmeldung auf der Tagung der „Gruppe 47“ in Princeton im April 1966, wo er den Vertretern des „Neuen Realismus“, also vor allem westdeutschen AutorInnen, „Beschreibungsimpotenz“ vorwarf.140 Knapp zwei Monate später gelangte bei der „Experimenta I“ am Frankfurter 134 Vgl. N.  N.: Der gewöhnliche Schrecken. Mayröcker, Artmann, Jonke im Palffy mit neuen Hor- ror-Geschichten. In: Kurier, 13.  November 1969, S. 11. 135 Edwin Hartl: Mayröcker & Jandl oder Lyrik mit Kaugummi. Problematischer Lyrikabend der ÖGL in Wien. In: Salzburger Nachrichten, 20.  Jänner 1969, S. 8. 136 Hannes Schneider: Textlandschaft fürs Ohr. Profile VI: Hörspiele von Mayröcker und Jandl. In: Kurier, 31. Jänner 1970, S. 8. 137 Vgl. gob: Wirklichkeit der Sprache. In: Presse, 1.  März 1967, S. 6. 138 L. Löwe: Ein artiger junger Mann. In: Kurier, 1.  März 1967, S. 9. 139 Hans Höller: Peter Handke. Reinbek/H..: Rowohlt 2007 (=Rowohlts Monographien 50663), S.  41. 140 Vgl. Helmut Böttiger: Die Gruppe 47. Als die deutsche Literatur Geschichte schrieb. 3. Aufl. München: Deutsche Verlags-Anstalt 2013, S. 392. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 118 Die Österreichische Gesellschaft für Literatur (1961–1975)
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Title
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Author
Stefan Maurer
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Size
15.8 x 24.0 cm
Pages
452
Category
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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