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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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Page - 170 - in Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945

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Überleben“, der „einige weit auseinanderliegende Partien aus Masse und Macht herauslöst[e] und zusammenfassend“325 verband. Canetti profitierte ungemein von den Einladungen nach Wien und den Kraus’schen Initiativen: Öffentliche Anerkennung wurde ihm mit dem Preis der Stadt Wien (1966) sowie dem „Gro- ßen Österreichischen Staatspreis“ (1967) zuteil. Im September 1968 sendete der ORF dann ein Filmporträt über Canetti. Im März 1969 trug er im Mozartsaal des Wiener Konzerthauses, wo auch Karl Kraus seine Vorlesungen gehalten hatte, aus der Hochzeit vor, die dann auch im Wiener Volkstheater Ende September 1970 aufgeführt wurde, und am 1.  Okto- ber 1970 las er die Aufzeichnungen 1949 bis 1960. Kraus schlug dem Unterrichts- ministerium eine Ehrung in Form des „Österreichischen Ehrenzeichens I.  Klas- se“ zum 65.  Geburtstag des Schriftstellers vor, „der seit langem in London lebt und die österreichische Literatur im besten Sinn repräsentiert“.326 Dennoch blieb Canettis Verhältnis zu Wien, wie Hanuschek konstatiert, eine „Haßliebe, einerseits gehörte er hierher […], [a]ndererseits hatte er aus der Stadt fliehen müssen, und zeitweise konnte er den Dialekt nicht mehr hören“.327 Er fand aber auch Vertraute wie den Schriftsteller Herbert Zand, „bei dem er die Stille Hermann Brochs wiedergefunden habe“328 und wurde sowohl durch seine Lesetourneen als auch die Preisverleihungen zu einer öffentlichen Figur. Sein berühmter „Schützling“ dürfte Kraus dann aber zunehmend entglitten sein, wie sich den Tagebüchern entnehmen lässt: „wieviel habe ich früher über Canetti geschrieben! Einen ordentlichen Stoß, zu einer Zeit, da kaum jemand ihn kann- te. Und heute beantwortet er mir keinen Brief, ohne daß es eine Verstimmung gäbe. Das Alter, gewiß, aber auch der Höhenunterschied.“329 Robert Neumann Der Autor und P.E.N.-Funktionär Robert Neumann war zwischen 10. und 15.  Juni 1963 in Wien, wo er mit Empfängen und Lesungen gefeiert wurde und auch eine Lesung in der ÖGL abhielt. „Es war mir eine wirkliche Freude, bei Ihnen zu lesen – es war der beste Rahmen, den ich mir in Wien wünschen konnte“,330 schreibt er an Kraus. Neumanns Bücher hatten 1933 zu den ersten gehört, die auf dem Index und den Scheiterhaufen der Nationalsozialisten landeten. Er 325 Elias Canetti an Herbert Zand, 3.  Oktober 1967, ÖGL-Archiv. 326 Wolfgang Kraus an Hans Brunmayr, 16.  März 1970, ÖGL-Archiv. 327 Hanuschek: Elias Canetti, S. 511. 328 Ebd., S. 514. 329 Wolfgang Kraus: Tagebuch, 16.  Dezember 1980, NL WK. 330 Robert Neumann an Wolfgang Kraus, 18.  Juli 1963, ÖGL-Archiv. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 170 Die Österreichische Gesellschaft für Literatur (1961–1975)
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Title
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Author
Stefan Maurer
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Size
15.8 x 24.0 cm
Pages
452
Category
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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