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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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Page - 176 - in Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945

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problematische Verhältnis zwischen Celan und ÖGL: „Vor zwei Jahren lud ihn schließlich Wolfgang Kraus zu einer Lesung nach Wien ein. […] Ich glaube, da war es schon zu spät.“353 Manès Sperber Im Falle von Manès Sperbers kann man hingegen von einer Erfolgsgeschichte sprechen, was seine Beziehung zur ÖGL und vor allem zu Kraus anbelangt. Sper- bers Biographie ist die einer vielfachen Entwurzelung und Exilerfahrung, die mit zwei Weltkriegen und mit der Erfahrung der zwei totalitären Systeme des 20.  Jahrhunderts verknüpft ist. Im Wesentlichen war Sperber ein „Weltbürger“,354 der immer wieder in aktuelle politische Debatten eingriff, sei dies in Zusam- menhang mit Faschismus, Stalinismus oder dem Mai 1968, wodurch er als Wider- legung der „in der Posthistoire für tot geglaubte[n] Figur des Intellektuellen“355 gelten kann. Geboren 1905 in Zabłotów (Ostgalizien), einem jüdischen „Städtel“, das in der nordöstlichsten Provinz der Habsburger Monarchie wie eine Enklave in einem polnisch-christlichem Umfeld lag, musste seine Familie 1916 vor den Kämpfen des Ersten Weltkriegs nach Wien flüchten, das zwischen 1916 bis 1927 „zur Stätte dessen wurde, was für das Werk und Wirken Sperbers bestim- mend werden sollte“.356 Dort begann sein politisches Engagement, er brach mit dem Zionismus und blieb sein Leben lang „ungläubiger Jude“357 und erschloss sich die Welt der Wissenschaft und Literatur. 1927 ging er nach Ber- lin, wo er als Schüler des Individualpsychologen Alfred Adler, mit dem er schlussendlich brechen sollte, die „Individualpsychologie-Bewegung“ poli- tisch links sozialisieren sollte. Er betrieb eine Praxis und lehrte, war für die Kommunistische Partei Deutschlands aktiv und engagierte sich im kulturel- lem Leben Berlins. Am 15.  März 1933 wurde er in der Berliner Künstlerkolonie, die der KPD nahe- stand, von den Nazis verhaftet. Er kam frei und flüchtete nach Wien, blieb wei- terhin politisch aktiv und arbeitete im Untergrund für die KPD sowie die KPJ. Viele seiner „Genossen“, darunter KPJ-Parteiführer wie Milan Gorkić und Đuro 353 Milo Dor: Paul Celan. In: Neues Forum 17 (1970), Nr. 198/199, S. 785–786, hier S. 786. 354 Hans-Rudolf Schießer: Im Exil zu Hause. Die vergebliche Heimkehr des Manès Sperber. In: Stadler (Hg.): Vertriebene Vernunft II, Tlbd. 2, S. 564–574, hier S. 564. 355 Anne-Marie Corbin, Jacques Le Rider, Wolfgang Müller-Funk: Die Last der Geschichte. In: Dies. (Hg.): Der Wille zur Hoffnung. Manès Sperber – Ein Intellektueller im europäischen Kontext. Wien: Sonderzahl 2013, S. 7–10, hier S. 7. 356 Schießer: Im Exil zu Hause. In: Stadler (Hg.): Vertriebene Vernunft II, Tlbd. 2, S. 566. 357 Ebd. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 176 Die Österreichische Gesellschaft für Literatur (1961–1975)
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Title
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Author
Stefan Maurer
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Size
15.8 x 24.0 cm
Pages
452
Category
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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