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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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Kontraste.“48 Kraus warnte die westliche Welt davor, nach dem Zusammenbruch des Kommunismus in „Selbstzufriedenheit“ zu verfallen, denn „gerade ein schein- bar klarer Sieg“ könne „neue und völlig unerwartbare Bewegungen provozie- ren“.49 Das Mitteleuropa-Konzept, das er hier nicht mehr explizit verwendet, sah Kraus jederzeit durch politische, ökonomische oder kulturelle Strömungen, die diesem zuwiderliefen, gefährdet. 1996 erhielt er vom „Institut für den Donauraum und Mitteleuropa“ für die Propagierung dieses mitteleuropäischen „Projekts“ den „Mitteleuropapreis“, Alois Mock hielt die Laudatio. Der ehemalige Außenminister Mock, mit dem Kraus auch die Etablierung der Österreich-Bibliotheken umgesetzt hatte, wür- digte dabei „das Engagement des Schriftstellers für zahlreiche Autoren aus den ehemaligen kommunistischen Ländern“ und betonte, Kraus habe „der Kultur- geschichte Mitteleuropas ‚ein Kapitel der Öffnung, der Solidarität und der Glaub- würdigkeit‘“50 hinzugefügt. Bundespräsident Thomas Klestil, der eine Grußad- resse gesendet hatte, nannte Kraus einen der „hervorragendsten Intellektuellen Österreichs“, der „einer breiten Öffentlichkeit eindringlich und überzeugend die große Rolle und kulturelle Bedeutung des geschriebenen Wortes ins Bewußtsein gehoben“ habe und dankte ihm ob seines Einsatzes „für den europäischen Geist“.51 Der „europäische Geist“ war für Kraus durch die geopolitischen Fronten des Kal- ten Krieges bedroht, und er war stets darum bemüht, die Werke jener Intellek- tuellen zu propagieren, die in Opposition zum zentralistisch-kollektivistischen System der Sowjetunion standen, diejenigen zu fördern, die „über die Überwin- dung der kommunistischen Diktatur als einen Weg nach Europa nachdachten“.52 Zu den Werken von u. a. Wassili Aksjonow, Tibor Déry, Efim Etkind, Eduard Goldstücker, Julius Hay, Václav Havel, Zbigniew Herbert, Miroslav Krleža , Fran- tišek Langer, Stanisław Jerzy Lec, Stanisław Lem, Sławomir Mrożek und Dimitrij  W. Satonsky verfasste er meist überschwänglich positive Besprechungen. Jedoch erweisen sich die verschiedenen literarischen Prozesse in der Sowjetepoche, die in eine offizielle, nicht-offizielle und dissidentische Literatur bzw. Exil-Literatur eingeteilt werden können, als „direkt oder indirekt aufeinander bezogene Teil- 48 Wolfgang Kraus: Zukunft Europa. Aufbruch durch Vereinigung. Frankfurt/M.: Fischer 1993, S. 15. 49 Ebd., S. 19. 50 N.  N.: Ein Streiter für die Freiheit des Wortes. In: Die Presse, 12.  Dezember 1996. 51 Ebd. 52 Erhart Neubert: Die Teilung Europas in den Debatten der ostmitteleuropäischen Dissidenz. In: Hans-Joachim Veen, Ulrich Mählert, Peter März (Hg.): Wechselwirkungen Ost-West. Dis- sidenz, Opposition und Zivilgesellschaft. Köln, Weimar, Wien: Böhlau 2007 (= Europäische Diktaturen und ihre Überwindung 12), S. 31–46, hier S. 37. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 206 Wolfgang Kraus und die österreichische Literatur
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Title
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Author
Stefan Maurer
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Size
15.8 x 24.0 cm
Pages
452
Category
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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