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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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Über Humbert Finks Die engen Mauern (1958) urteilte Kraus, dass das Thema des Romans nicht unbedingt originell sei und von einem „derben, realistischen Humor, der allerdings nur in der gewissen Saufszene zum Vorschein kommt“, durchsetzt sei, während „der Rest […] ordentlich erzählt“ sei, jedoch „ohne ein- prägsame Farbe oder sonstige besondere Nuance“ bleibe.146 Der Text ist ein Schlüsselroman, in dem die „Enge und Provinzialität einer österreichischen Kleinstadt (namens Villach) in den 50er Jahren mit Schärfe gezeichnet sind“.147 Fink hatte jedoch nach einem „beachtlichen Start seine literarischen Ambitio- nen zugunsten einer publizistischen Karriere aufgegeben“.148 Außer dem Gedicht- band Verse aus Aquafredda (1953) und dem Roman Die Absage (1960) schrieb er zahlreiche Reisebücher und Biografien historischer Persönlichkeiten. Auch über die autobiografischen Romane von Milo Dor, darunter Nichts als Erinnerung (1959), dessen Leben und Werk – wie Günther Stocker festgestellt hat, – von dem Paradoxon gekennzeichnet ist, dass Dor zwar eine „allseits bekann- te und respektierte Integrationsfigur des österreichischen Literaturbetriebs“149 gewesen sei, jedoch von Seiten der zeitgenössischen Germanistik Aufholbedarf bestehe, die Aufarbeitung seiner Werke betreffend, schrieb Kraus Besprechun- gen.150 Den Debütroman Die Herren Söhne (1963) von Peter von Tramin, der ein kritisches Bild jener Jugend entwirft, die der Wiener Oberschicht zugehörig ist, stellte Kraus neben die Werke des britischen Schriftstellers Lawrence Durrell, da beide Autoren es verstünden, „die Menschen und Geschehnisse ihrer Roma- ne aus dem Geist der örtlichen Herkunft zu entwickeln“, und lobte den Inhalt sowie die stilistische Gestaltung des Textes, der, „wo immer die menschlichen Beziehungen sich komplizieren, übersteigern, ungewöhnlich entwickeln“, ein „gewaltsam geballtes literarisches Gewölk“151 entstehen lasse. Auch hier propa- 146 Wolfgang Kraus: Ein neues Talent. In: Stuttgarter Zeitung, 13.  September 1958; Badische Neu- este Nachrichten, 30.  Oktober; National-Zeitung Basel, 11.  Oktober; Wiesbadener Kurier, 12.  November; Kölner Stadt-Anzeiger, 22.  November; Darmstädter Echo, 9.  Dezember; Schwä- bische Landeszeitung, 11.  Februar 1959. 147 Klaus Amann, Johann Strutz: Das literarische Leben. In: Helmut Rumpler (Hg.): Kärnten. Von der deutschen Grenzmark zum österreichischen Bundesland. Wien, Köln, Weimar: Böhlau 1998 (= Geschichte der österreichischen Bundesländer seit 1945 2) S. 547–605, hier S. 602. 148 Doris Moser: Der Ingeborg-Bachmann-Preis. Börse, Show, Event. Wien, Köln, Weimar: Böh- lau 2004 (= Literaturgeschichte in Studien und Quellen 9), S. 180 149 Günther Stocker: „Zone des Schweigens“. Totalitarismuskritik bei Milo Dor. In: Ders., Micha- el Rohrwasser (Hg.): Spannungsfelder. Zur deutschsprachigen Literatur im Kalten Krieg, 1945– 1966. Wuppertal: Arco 2014 (= Arco Wissenschaft), S. 265–286, hier S. 268. 150 Wolfgang Kraus: Milo Dors Wiederkehr. In: Der Tag (Berlin), 26.  März 1959. 151 Vgl. Wolfgang Kraus: Eine Entdeckung aus Wien. In: Die Presse, 5./6.  Oktober 1963; Südost-Ta- gespost, 21.  September; Luzerner Neueste Nachrichten, 18.  Oktober; Wiesbadener Kurier, 2.  Oktober; Oberbayerisches Volksblatt, 17.  Oktober; Tages-Anzeiger Zürich, 23.  November; Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 Der Literaturkritiker Kraus 231
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Title
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Author
Stefan Maurer
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Size
15.8 x 24.0 cm
Pages
452
Category
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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