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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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ßen helfen“155 könnte. Nach Fritschs Selbstmord 1969 wurde der Plan einer Ger- hard-Fritsch-Stiftung verfolgt und im Mai in der ÖGL präsentiert. Kraus hatte in einem Nachruf Fritschs Freitod auch mit den sozioökonomischen Bedingun- gen des Autors bzw. der Autorin im österreichischen Literaturbetrieb in Zusam- menhang gebracht: „Es ist symptomatisch für die Lage der Literatur in Österreich, dass ein Mann von so vielfältigen Aktivitäten wie Gerhard Fritsch nur mit einem minimalen Monatsertrag rechnen konnte, und zwar aus dem einfachen Grund, weil die jeweiligen Einkünfte aus diesen Beschäftigungen hier minimal bezahlt werden.“156 Die Aufgabe der Stiftung sollte es deshalb sein, „österreichische Autoren zu fördern, die ihre Talente bereits bewiesen haben“ und mittels „langfristige[r] Arbeitsstipendien zwischen monatlich 5000 und 8000 Schilling“ zu versorgen, wobei die Mittel „einerseits von den Mitgliedern des Vereines Gerhard-Fritsch-Stif- tung, aber auch mit Hilfe von Spenden von Firmen, Banken“157 aufgebracht wer- den sollten. Der Vorstand der Stiftung setzte sich aus Kraus (Präsident), Franz Hiesel (Vizepräsident), Otto Breicha (Schriftführer) und Hella Bronold (Kas- sierin) sowie Hans Weigel und Hilde Spiel als Beirat bzw. Beirätin zusammen. Ordentliche Mitglieder hatte die Stiftung, wie Bronold Weigel erklärt, „nur sehr wenige“, darunter Elisabeth Schmitz, Ministerialrat Hans Brunmayr, Milo Dor, Harald Zusanek und „ähnliche Freunde von Fritsch“, und die Mittel sollten „durch Schnorrbriefe an Gott und die Welt aufgetrieben werden“.158 Bereits am 14.  Oktober 1969 fand eine neuerliche Pressekonferenz über „den traurigen Stand der Gerhard-Fritsch-Stiftung“ statt, was Herbert Nedomansky, den Kul- turredakteur der „Presse“, zu einer Polemik veranlasste, in der er Kraus „Geschaftl- huberei“ und die „Geschmacklosigkeit[,] mit einem Toten gute Seelen zu fin- den“,159 vorwarf. In einem Brief an Nedomansky wies Kraus darauf hin, dass er selbst „nichts an dieser Stiftung“ verdiene, sondern „dafür nur meine Zeit, außer der ersten Einlage von S 5.000 aus meiner Tasche“ gebe und bemerkte, dass es bezüglich der Literaturförderung um „ein zentrales kulturelles Problem und um Schicksale“160 gehe. Ab 1972 übernahm dann das Unterrichtsministerium die 155 Gerhard Fritsch an Wolfgang Kraus, 14.  Juni 1965, Wienbibliothek im Rathaus, Handschrif- tensammlung, Nachlass Gerhard Fritsch, ZPH 1203, Archivbox 29 [im Folgenden als NL GF zitiert]. 156 Wolfgang Kraus: Zusammengebrochen zwischen zwei Zeiten. In: National-Zeitung, Basel, 28.  März 1969. 157 N.  N.: Gerhard-Fritsch-Stiftung. In: Arbeiter-Zeitung, 8.  Mai 1969, S. 8. 158 Hella Bronold an Hans Weigel, 24.  April 1969, Wienbibliothek im Rathaus, Handschriften- sammlung, Nachlass Hans Weigel, ZPH 847, Archivbox 10 [im Folgenden als NL HW zitiert]. 159 hn [d.  i. Herbert Nedomansky]: Schweigen. In: Die Presse, 15.  Oktober 1969. 160 Wolfgang Kraus an Herbert Nedomansky, ohne Datum, Wienbibliothek, NL HW, Archivbox 44. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 Der Literaturkritiker Kraus 233
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Title
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Author
Stefan Maurer
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Size
15.8 x 24.0 cm
Pages
452
Category
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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