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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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ausgezeichnet wurde. 1980 erhielt mit Josef Winkler für seinen Roman Der Ackermann aus Kärnten ein Nachwuchsautor den Preis, der im Jahr zuvor auch beim Ingeborg-Bachmann-Preis reüssiert hatte. In der Jury, bestehend aus Kraus, Wendelin Schmidt-Dengler und Volkmar Parschalk, „herrschte Übereinstim- mung, daß man es mit einem bedeutenden, aufstrebenden Talent“302 zu tun habe. Zum 20.  Jubiläum des Preises wurde Friederike Mayröcker ausgezeichnet, im Jahr darauf folgte Ernst Jandl und 1983 Jutta (heute Julian) Schutting. Im Jahr 1984 führte die Preisverleihung an Peter Handke zu einem kleinen Skandal, da dieser den Preis ablehnte. „Eben rief mich Krejci von der Industrie- ellenvereinigung an und las mir einen Brief von Handke vor, worin er den bereits angenommenen Wildgans-Preis ablehnt“,303 hielt Kraus fest. Ein kritisches Port- rät, verfasst von Raoul Blahacek, dem Literaturreferenten der Stadt Wien, in der Zeitschrift „Industrie“, hatte Handke dazu veranlasst, den Preis abzulehnen, da er darin, wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ berichtete, als „‚einer der geni- alsten Opportunisten der Nachkriegszeit‘“304 bezeichnet worden war. Wie die „Presse“ berichtigte, sei dies aber nur ein kritisches Zitat gewesen, „er wurde nicht als solcher bezeichnet“, dennoch sei dieses „‚Mißverständnis‘“ nicht Handke anzu- lasten, denn dieser „wollte in einer Würdigung keine herabsetzenden Zitate“.305 Andererseits störte sich Handke auch daran, dass er in den Presseaussendun- gen als „‚einer der meistgelesenen österreichischen Autoren‘“306 bezeichnet wor- den sei. In der „Presse“ wurde Handke zitiert: „‚Im Laufe der Zeit habe ich ein Bewußtsein der Verantwortlichkeit gegenüber meinen in steter Anstrengung, Begeisterung und Gewissenhaftigkeit gefertigten Werk-Stücken gewonnen und kann die in den erwähnten Zitaten ausgedrückte, in unserem Land leider übli- che Mißachtung der künstlerischen Existenz nicht hinnehmen‘.“307 Diese Causa fiel dann auch Kraus auf den Kopf, der resignierend festhielt: „Ohne Beschimp- fung Österreichs und des ‚Establishments‘ geht es nicht. Da ich ihn [Handke] vorschlug und auch anrief, sehr peinlich für mich (Krejci: ‚Da haben sie mir keinen Dienst erwiesen‘. Nun, besser, als dass man ihn stets bei diesem Preis aus- gespart hätte. So trägt Handke die Schuld, denn dieses Argument ist eitel und unberechtigt.)“308 Da Handke den Preis abgelehnt hatte, wurde das Preisgeld für den Aufbau einer Studienbibliothek an der niederösterreichischen Franz-Kafka-Gedenkstät- 302 N.  N.: Wildgans-Preis an Josef Winkler. In: Salzburger Nachrichten, 15.  Jänner 1981. 303 Wolfgang Kraus: Tagebuch, 8.  März 1985, NL WK. 304 u. we.: Im Zorn zurück. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.  März 1985, S. 25. 305 N.  N.: Ein Mißverständnis. In: Die Presse, 13.  März 1985, S. 5. 306 Ebd. 307 N.  N.: Peter Handke nimmt Wildgans-Preis der Industrie nicht an. In: Die Presse 9./10.  März 1985, S. 6. 308 Wolfgang Kraus: Tagebuch, 10.  März 1985, NL WK. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 Literatur-Preise 265
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Title
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Author
Stefan Maurer
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Size
15.8 x 24.0 cm
Pages
452
Category
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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