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ausgezeichnet wurde. 1980 erhielt mit Josef Winkler für seinen Roman Der
Ackermann aus Kärnten ein Nachwuchsautor den Preis, der im Jahr zuvor auch
beim Ingeborg-Bachmann-Preis reüssiert hatte. In der Jury, bestehend aus Kraus,
Wendelin Schmidt-Dengler und Volkmar Parschalk, „herrschte Übereinstim-
mung, daß man es mit einem bedeutenden, aufstrebenden Talent“302 zu tun habe.
Zum 20. Jubiläum des Preises wurde Friederike Mayröcker ausgezeichnet, im
Jahr darauf folgte Ernst Jandl und 1983 Jutta (heute Julian) Schutting.
Im Jahr 1984 führte die Preisverleihung an Peter Handke zu einem kleinen
Skandal, da dieser den Preis ablehnte. „Eben rief mich Krejci von der Industrie-
ellenvereinigung an und las mir einen Brief von Handke vor, worin er den bereits
angenommenen Wildgans-Preis ablehnt“,303 hielt Kraus fest. Ein kritisches Port-
rät, verfasst von Raoul Blahacek, dem Literaturreferenten der Stadt Wien, in der
Zeitschrift „Industrie“, hatte Handke dazu veranlasst, den Preis abzulehnen, da er
darin, wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ berichtete, als „‚einer der geni-
alsten Opportunisten der Nachkriegszeit‘“304 bezeichnet worden war. Wie die
„Presse“ berichtigte, sei dies aber nur ein kritisches Zitat gewesen, „er wurde nicht
als solcher bezeichnet“, dennoch sei dieses „‚Mißverständnis‘“ nicht Handke anzu-
lasten, denn dieser „wollte in einer Würdigung keine herabsetzenden Zitate“.305
Andererseits störte sich Handke auch daran, dass er in den Presseaussendun-
gen als „‚einer der meistgelesenen österreichischen Autoren‘“306 bezeichnet wor-
den sei. In der „Presse“ wurde Handke zitiert: „‚Im Laufe der Zeit habe ich ein
Bewußtsein der Verantwortlichkeit gegenüber meinen in steter Anstrengung,
Begeisterung und Gewissenhaftigkeit gefertigten Werk-Stücken gewonnen und
kann die in den erwähnten Zitaten ausgedrückte, in unserem Land leider übli-
che Mißachtung der künstlerischen Existenz nicht hinnehmen‘.“307 Diese Causa
fiel dann auch Kraus auf den Kopf, der resignierend festhielt: „Ohne Beschimp-
fung Österreichs und des ‚Establishments‘ geht es nicht. Da ich ihn [Handke]
vorschlug und auch anrief, sehr peinlich für mich (Krejci: ‚Da haben sie mir
keinen Dienst erwiesen‘. Nun, besser, als dass man ihn stets bei diesem Preis aus-
gespart hätte. So trägt Handke die Schuld, denn dieses Argument ist eitel und
unberechtigt.)“308
Da Handke den Preis abgelehnt hatte, wurde das Preisgeld für den Aufbau
einer Studienbibliothek an der niederösterreichischen Franz-Kafka-Gedenkstät-
302 N. N.: Wildgans-Preis an Josef Winkler. In: Salzburger Nachrichten, 15. Jänner 1981.
303 Wolfgang Kraus: Tagebuch, 8. März 1985, NL WK.
304 u. we.: Im Zorn zurück. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14. März 1985, S. 25.
305 N. N.: Ein Mißverständnis. In: Die Presse, 13. März 1985, S. 5.
306 Ebd.
307 N. N.: Peter Handke nimmt Wildgans-Preis der Industrie nicht an. In: Die Presse 9./10. März
1985, S. 6.
308 Wolfgang Kraus: Tagebuch, 10. März 1985, NL WK.
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Literatur-Preise 265
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
- Title
- Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
- Author
- Stefan Maurer
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-23312-1
- Size
- 15.8 x 24.0 cm
- Pages
- 452
- Category
- Kunst und Kultur
Table of contents
- 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
- 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
- 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
- 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
- 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
- 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
- 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
- 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
- 3.6 Forum der Jugend 180
- 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
- 3.8 Resümee 190
- 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
- 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
- 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
- 7. RESÜMEE 399
- 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
- 9. PERSONENREGISTER 437