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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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terium einiges, ein Dorn im Auge war ihm der noch unter Unterrichtsminister Leopold Gratz als Konsulent ins Ministerium geholte Publizist und sozialdemo- kratische Kulturtheoretiker Fritz Herrmann, der auch unter Gratz’ Nachfolger Sinowatz „politischer Beamter“71 blieb. Seine die offizielle Förderungs- und Kul- turpolitik angreifende Polemik Trara Trara, die Hochkultur (vgl. Kapitel 4.4), die 1977 im „NEUEN FORVM“ erschien, bedeutete jedoch das Ende seiner politi- schen Karriere. Zur Kulturpolitik Bruno Kreiskys merkte Kraus gegenüber Sperber an, dass er diese „nicht aus voller Überzeugung mitmache, denn die Einfälle, wie man die im Ausland lebenden Österreicher, bzw. Persönlichkeiten, die Österreich nahestehen, enger mit dem Land verbindet, gibt es in Fülle, es fehlt nur Geld und guter Wille. Ich bin leider heute der Ansicht, daß Kreisky beides nicht auf- bringt, da es ihm nur um reine Machtpolitik geht.“72 Schlussendlich dürfte er mit dem neuen Bundeskanzler ein Arrangement gefunden haben: „Nichtsdestoweniger habe ich die von Kreisky in einem Gespräch mit mir gewünschte Aktion durchgeführt, damit ich, pochend auf die Antwor- ten, Geld für Gäste, Wohnungen, Mittel für Vortragsreisen, Einfluß auf die Uni- versitäten, vielleicht Gastprofessoren einzuladen etc. mobilisieren kann.“73 Even- tuell störte sich Kraus hier auch daran, dass diese groß angelegte kulturpolitische Initiative unter Kreisky bereits im kleineren Rahmen mit der ÖGL begonnen worden war, ihr jedoch nun weniger Aufmerksamkeit von Seiten der Politik geschenkt wurde. Von seinem Arrangement mit sozialdemokratischen Funktionären und Politi- kern zeugen Kraus’ Posten als Konsulent im gewerkschaftseigenen Europa-Ver- lag (1971 bis 1975) sowie im Außenministerium (1975 bis 1981). Für Kraus, der bis dahin nur während seiner Arbeit für den Zsolnay-Verlag in den 1950er Jah- ren eine Fixanstellung gehabt hatte, gingen mit der sozialdemokratischen Peri- ode vertraglich festgelegte Verhältnisse einher. In einer Tagebucheintragung anlässlich seines Engagements für die „Kulturkontaktstelle“ hielt er sein ambi- valentes Verhältnis zu den „Apparaten“ fest: „Nach fast 20 Jahren freier literari- scher Tätigkeit […] wieder angestellt, wenn auch nur zu 60  %. Ein merkwürdi- ges, eher beengendes Gefühl, trotz allem Schutzverlangen mit zunehmendem Alter. Seit dem deutschen Militär und den Nazis habe ich einen heftigen Wider- stand gegen große Apparate – die doch heute wichtiger sind denn je und immer wichtiger werden.“74 71 Ders. an Manès Sperber, 3.  Februar 1974, NL WK. 72 Ders. an Sperber, 13.  September 1970, NL WK. 73 Ebd. 74 Ders.: Tagebuch, 30.  Juli 1975, NL WK. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 Jenseits der Parteipolitik? 313
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Title
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Author
Stefan Maurer
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Size
15.8 x 24.0 cm
Pages
452
Category
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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