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„Pax Americana“ und der „Pax Sovietica“ wahrgenommen, sondern unter den
Aspekten eines ideologischen und kulturellen Wettkampfes erforscht, der sich
durch alle gesellschaftlichen Bereiche zog.4 Der direkten militärischen Konfron-
tation mit Atomwaffen wurde durch das Ausweichen auf kulturelle Auseinan-
dersetzungen eine Alternative entgegengesetzt. „Kultur“ im weitesten Sinne
besaß höchste Signifikanz: Von Sport bis Ballett, von Radio und Comics bis hin
zur Raumfahrt, allem wurde politische Bedeutung zugeschrieben und konnte
als potenzielle „Waffe“ eingesetzt werden, um die Meinungsbildung im eigenen
Land und in den „feindlich“ gesinnten Gesellschaften des Auslandes zu beein-
flussen.5
Dieser Wettkampf zwischen den kapitalistischen Demokratien und den kom-
munistischen Staaten, den David Caute als kulturelle olympische Spiele6
bezeichnet hat, war ein einzigartiges historisches Phänomen. Kultur wurde im
Kalten Krieg als „universelle Waffe“, eingesetzt, was daran ersichtlich wird, dass
4 Vgl. Nicholas J. Cull: Reading, viewing, and tuning in to the Cold War. In: Melvyn P. Leffler,
Odd Arne Westad (Hg.): The Cambridge History of the Cold War. Bd. 2: Crises and Détente.
Cambridge [u. a.]: Cambridge UP 2010, S. 438-460. Cull konstatiert, dass die wissenschaftliche
Beschäftigung mit dem Kalten Krieg jahrelang von Klischees dominiert wurde und neuere
Forschungen eine breitere Herangehensweisen zeigen, wobei er darauf hinweist, dass „the cul-
tural Cold War has emerged as a major concern of international history“ (Cull, S. 438); Patrick
Major, Rana Mitter (Hg.): Across the Blocs. Cold War Cultural and Social History. London [u.
a.]: Frank Cass 2004. Für Major und Mitter wird die Beschäftigung mit dem Kalten Krieg zwar
immer noch durch die „International History“ dominiert, jedoch gebe es bereits zahlreiche
Beiträge zu kulturellen Themen sowie zu sozialgeschichtlichen Phänomenen. (Major, Mitter,
S. IV); David Caute: Foreword. In: Giles Scott-Smith, Hans Krabbendam (Hg.): The Cultural
Cold War in Western Europe. 1945–1960. London: Routledge 2003, S. VII–IX. Caute kritisiert,
dass „[a]s soon as we hear from Zhdanov’s legions, the fierce voices of Literaturnaia gazeta,
Sovetskaia muzyka, […] and Neues Deutschland, we begin to ask ourselves the currently unfas-
hionable question: was the cultural Cold War about – perhaps very much about – what Orwell
and those CIA-funded, Congress for Cultural Freedom bastards like Arthur Koestler and Sid-
ney Hook said it was about?”; Annette Vowinckel, Marcus M. Payk, Thomas Lindenberger:
European Cold War Culture(s)? An Introduction. In: Dies. (Hg.): Cold War Cultures. Perspec-
tives on Eastern and Western European Societies. New York, Oxford: Berghahn Books 2012,
S. 1–20. Hinsichtlich der „European Cold War Cultures“ weisen die Herausgeberinnen und
Herausgeber darauf hin, dass die europäische Perspektive nicht nur durch die Erfahrung des
Kalten Krieges geprägt sei, sondern durch ältere Traditionen, die nach dem Zweiten Weltkrieg
neue Formen annahmen, z. B. religiöse Traditionen, Konzepte der Modernität, aber auch ästhe-
tische Ideale: „Europe was the cradle of modernity, and the division of Europe by the Iron Cur-
tain only reflects that modernity evolved along two different paths, even if one of them proved
to be an impasse.“ (Vowinckel, Payk, Lindenberger, S. 17.)
5 Tony Shaw: The Politics of Cold War Culture. In: Journal of Cold War Studies 3 (2001), Nr. 3,
S. 59–76, hier S. 59.
6 Vgl. David Caute: The Dancer Defects. The Struggle for Cultural Supremacy during the Cold
War. New York: Oxford University Press 2003, S. 3.
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
356 Kontaktperson, Vermittler, Dolmetscher
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
- Title
- Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
- Author
- Stefan Maurer
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-23312-1
- Size
- 15.8 x 24.0 cm
- Pages
- 452
- Category
- Kunst und Kultur
Table of contents
- 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
- 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
- 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
- 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
- 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
- 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
- 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
- 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
- 3.6 Forum der Jugend 180
- 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
- 3.8 Resümee 190
- 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
- 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
- 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
- 7. RESÜMEE 399
- 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
- 9. PERSONENREGISTER 437