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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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ČSSR betrifft, finden sich u. a. Jan Grossmann, Jaroslav Langer, Ladislav Mňač- ko sowie die Bibliothek des tschechoslowakischen Schriftstellerverbandes als Empfänger. Diese Büchersendung wurde an den Kurierdienst des Außenminis- teriums übergeben und dem Gesandten Karl Peterlik an der Österreichischen Botschaft in Prag übergeben.88 Hinsichtlich der Kosten dieser Buchversand-Aktionen dürften sich das Bun- desministerium für Unterricht und die ÖGL die Ausgaben geteilt haben, wie aus einer Buchsendungsliste an polnische Autorinnen und Autoren hervorgeht: „Bit- te, soweit es noch ausgeht auf das Konto Büchersendungen nach Polen und ande- ren Ostländern: das vom BfU bereits bezahlt ist. Den Rest dann auf unsere Rech- nung.“89 Verschickt wurden u. a. ausgewählte Stücke Ödön von Horváths, Franz Theodor Csokors Zeichen an der Wand, Fritz Habecks Die Stadt der grauen Gesichter, Vera Ferra-Mikuras Die Lektion, Reinhard Federmanns Der schielen- de Engel, Christine Lavants Die Bettlerschale, Christine Bustas Die Scheune der Vögel, Karl Bruckners Sadako will leben, Ingeborg Bachmanns Das dreißigste Jahr, Hans Leberts Das Schiff im Gebirge und Milo Dors Salto Mortale. Dürften die Bestrebungen der ÖGL zunächst noch im Zeichen der Auslands- kulturpropaganda gestanden haben, fand sie als unverdächtige kulturelle Orga- nisation bald als Instrument von Agenturen des Kalten Krieges Verwendung. Im Zuge des sogenannten Marshall Plan for the Mind90 spielten Bücher eine wichtige Rolle in der „Verwestlichung“ (westernization) der Sowjetunion. Obwohl höhere Auflagen von Büchern als in jedem anderen Land gedruckt wurden, war der Lesehunger in der Sowjetunion besonders groß, denn das Publizieren war ein Staatsmonopol, man verlegte viele Bücher, die die Bevölkerung nicht lesen wollte oder druckte nur eine geringe Auflage beliebter Titel.91 Lew Kopelew sprach davon, dass Kraus und seine Mitarbeiter „so oft und so freundschaftlich mir und meinen Freunden mit den herzlichsten Büchergaben Freude und Nut- zen gebracht“92 hatten. Von einer Amerika-Reise, die Kraus im September 1967 unternahm, schreibt er in einem Brief an den Schriftsteller Herbert Zand, seinen Stellvertreter und Vertrauten in der ÖGL: „Heute habe ich mit Minden sehr elegant ‚geluncht‘ […]. Er war ganz Weltmann und Schoengeist. Uebrigens stammt er aus Bukarest.“93 Der „Weltmann und Schoengeist“ war niemand anderer als George  C. Minden, 88 Vgl. Hella Bronold an Kurierleitung des diplomatischen Dienstes, 14.  Februar 1964, ÖGL-Ar- chiv. 89 Liste von Buchsendungen an polnische Autoren und Germanisten, 1964, ÖGL-Archiv. 90 Vgl. John P. C. Matthews: The West’s Secret Marshall Plan for the Mind. In: International Jour- nal of Intelligence and Counter-Intelligence 16 (2003), H. 3, S. 409–427. 91 Richmond: Cultural Exchange and the Cold War, S. 136. 92 Lew Kopelew an Wolfgang Kraus, 21.  September 1967, ÖGL-Archiv. 93 Wolfgang Kraus an Herbert Zand, 15.  September 1967, NL HZ, Sign.: 1/B30/24. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 376 Kontaktperson, Vermittler, Dolmetscher
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Title
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Author
Stefan Maurer
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Size
15.8 x 24.0 cm
Pages
452
Category
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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