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Kunst und Kultur
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
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Page - 393 - in Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945

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Kraus bemühte sich, Etkind nach Wien „zu einem längeren Forschungsauf- enthalt“ einzuladen, er dachte dabei „an mindestens sechs Monate, damit Sie alle zur Verfügung stehenden wissenschaftlichen Möglichkeiten […] auswerten können“ und bot an, „alle Kosten des Aufenthalts, der Unterkunft und die sons- tigen Spesen“176 zu tragen. Sogar um die Vermittlung einer länger dauernden Lehrverpflichtung und einer daran anschließenden Gastprofessur an einer öster- reichischen Universität war er bemüht.177 In einem Brief erwog Professor Gerard Kruisman vom Departement of Gene- ral Literary Studies, Section of Translation Studies an der Universität Amster- dam, dass die französische Übersetzerin Eve Malleret und Gilbert Sigaux, Pro- fessor am Conservatoire national supérieur d’art dramatique in Paris, ihre Bemühungen jeweils im eigenen Land koordinieren sollten, um Etkind eine Lehrstelle an einer französischen Universität zu verschaffen. An Kruisman, der mithalf, Etkind die Ausreise in den Westen zu ermöglichen, schrieb Kraus, dass er mit diesem in telefonischen Kontakt stehe: According to his wishes we sent him […] an invitation to be our guest for an indef- inite time. […] Meanwhile a student has returned from Leningrad last week and reported that Prof. Etkind did not receive our invitation nor any other mail from abroad, it is apparently being confiscated. He was summoned to the KGB and told that there are only two ways open for him: a trial with subsequent prison term or emigration. Upon this news, some friends attempted to reach him by telephone, but failed to get a connection. We are now repeating our invitation via the Austri- an embassy in Moscow […].178 Für Etkind, ebenso wie zuvor auch für Brodsky, blieb Wien nur Durchgangssta- tion, er lehrte ab 1975 Komparatistik an der Universität Paris-Nanterre. Kraus blieb mit ihm bis Mitte der 1990er Jahre in Kontakt und berichtete ihm von sei- ner kulturpolitischen Tätigkeit während der Ära des Kalten Krieges, dass ihm die „Verdrängung der osteuropäischen Kultur durch den Westen […], verstärkt durch die jahrzehntelang dauernde ‚Mauer‘ [d. i. der „Eiserne Vorhang“]“, stets „ein Dorn im Auge gewesen“ sei: „Wie eh und je versuche ich also, an einem kul- turellen Milieu mitzubauen, das die Vorzüge von Osten und West vereinigt. Es geht hier nicht darum, Neues zu erforschen, sondern um die Popularisierung der Wahrheit.“179 176 Wolfgang Kraus an Efim Etkind, 15.  Mai 1974, ÖGL-Archiv. 177 Ebd. 178 Wolfgang Kraus an Gerhard Kruisman 27.  Mai 1974, ÖGL-Archiv. 179 Wolfgang Kraus an Efim Etkind, 15.  Februar 1991, NL WK. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 393
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Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Title
Wolfgang Kraus und der österreichische Literaturbetrieb nach 1945
Author
Stefan Maurer
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23312-1
Size
15.8 x 24.0 cm
Pages
452
Category
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. 1. EINLEITUNG: WOLFGANG KRAUS, EIN „KANTENLOSER HOMME DE LETTRES“? 9
    1. 1.1 Forschungsstand, Quellen und theoretische Ansätze 9
    2. 1.2 Biographische Einführung 22
  2. 2. DER ÖSTERREICHISCHE LITERATURBETRIEB NACH 1945 43
    1. 2.1 Entwicklung(en) des Literaturbetriebs nach 1945 48
      1. 2.1.1 Politische Rahmenbedingungen: Österreich nach 1945 49
      2. 2.1.2 Institutionen, Kulturveranstaltungen und Vereine 54
      3. 2.1.3 Zeitschriften und Rundfunk 61
      4. 2.1.4 Literaturpreise und staatliche Förderung 70
      5. 2.1.5 Private Initiativen 71
      6. 2.1.6 Verlagssituation und Buchhandel 74
    2. 2.2 Resümee 78
  3. 3. DIE ÖSTERREICHISCHE GESELLSCHAFT FÜR LITERATUR (1961–1975) 81
    1. 3.1 Gründung und Anfänge der Österreichischen Gesellschaft für Literatur 83
      1. 3.1.1 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖGL 87
      2. 3.1.2 Staatliche Subvention 92
      3. 3.1.3 Stellungnahmen zur ÖGL 94
      4. 3.1.4 Aufgaben und Zielsetzungen der ÖGL 96
    2. 3.2 Einladungs- und Veranstaltungspolitik der ÖGL 98
    3. 3.3 Die ÖGL und das Konzept einer österreichischen Literatur 124
    4. 3.4 Die ÖGL und „Wort in der Zeit“ 142
    5. 3.5 Eine „Heimatadresse“? Die ÖGL und die Exilliteratur 155
    6. 3.6 Forum der Jugend 180
    7. 3.7 Bemühungen um die Literatur der östlichen Nachbarn 183
    8. 3.8 Resümee 190
  4. 4. „DAS MANAGEMENT REISST NICHT AB“. WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE LITERATUR 193
    1. 4.1 Kraus als Literaturvermittler 196
      1. 4.1.1 Modernität und Kontinuität 199
      2. 4.1.2 Diskontinuitäten: 1934–1938–1945 210
      3. 4.1.3 Literatur und Katholizismus 216
      4. 4.1.4 Avantgarde und Provinzialismus 223
    2. 4.2 Der Literaturkritiker Kraus 226
    3. 4.3 Der Literatur-Organisator Kraus 245
      1. 4.3.1 Im Europa-Verlag 245
      2. 4.3.2 „Die Rampe“ 254
      3. 4.3.3 Literatur-Preise 259
    4. 4.4 Polemiken und Kämpfe im Feld 280
    5. 4.5 Resümee 294
  5. 5. KONTAKTPERSON, VERMITTLER, DOLMETSCHER: WOLFGANG KRAUS UND DIE ÖSTERREICHISCHE KULTURPOLITIK 297
    1. 5.1 Elemente einer Kraus’schen Kulturpolitik 302
    2. 5.2 Jenseits der Parteipolitik? 307
    3. 5.3 Die Kulturkontaktstelle 323
    4. 5.4 „Europalia 1988“ 338
  6. 6. WOLFGANG KRAUS’ NETZWERKE IM KULTURELLEN KALTEN KRIEG 355
    1. 6.1 Der kulturelle Kalte Krieg in Europa 355
    2. 6.2 Die Round-Table-Gespräche der ÖGL 367
    3. 6.3 Die ÖGL und der „Marshall Plan for the Mind“ 375
    4. 6.4 Die intellektuellen Dissidenten aus dem Osten 385
  7. 7. RESÜMEE 399
  8. 8. LITERATURVERZEICHNIS 403
    1. 8.1 Ungedruckte Quellen 403
      1. 8.1.1 Nachlässe 403
      2. 8.1.2 Sammlungen 403
    2. 8.2 Gedruckte Quellen 404
      1. 8.2.1 Zeitungen und Zeitschriften (in Auswahl) 404
      2. 8.2.2 Primärliteratur 404
      3. 8.2.3 Sekundärliteratur 409
  9. 9. PERSONENREGISTER 437
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