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Geschichte
Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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Einleitung18 eine ganze Nation  – mit Einschränkungen auch Großbritannien8  –, noch dazu in direkter Involvierung in Kriegsgeschehnisse , derart intensiv in eine erziehungs- und bildungspoliti- sche Debatte vertieft , die sich auf alle gesellschaftlichen , militärischen , geheimdienstlichen Bereiche und Einrichtungen und auf alle Bildungs- , Wissenschafts- und Forschungsin- stitutionen erstreckte ; in dieser Debatte wurden nicht nur Erziehung und Bildung als zentrale demokratiepolitische Säulen des amerikanischen Gemeinwesens fixiert , sondern darüber hinaus als direkte Folge noch während der Kriegsjahre bildungspolitische Refor- men durchgeführt. Der parallel zu dieser öffentlichen Bildungsdebatte geführte Experten-Diskurs beschäf- tigte sich auf Basis unterschiedlicher disziplinärer Zugänge mit der Frage , inwiefern bezie- hungsweise in welcher Form die durch die NS-Rassenideologie indoktrinierten , kulturell „pervertierten“ Menschen nach dem Krieg geistig-mental „rekulturalisiert“ werden könnten. Motiviert war diese Überlegungen unter anderem auch dadurch , im Unterschied zur fehl- geschlagenen Friedenssicherung nach dem Ende des Ersten Weltkrieges , diesmal nicht nur den Krieg , sondern auch den Frieden nachhaltig zu gewinnen. Die von den Siegermächten  – je unterschiedlich  – durchgeführten Reeducation-Akti- vitäten9 stellen ein historisch einzigartiges Experiment dar , da erstmals in der Geschichte eine militärische Kapitulation mit einem großangelegten erzieherischen und sozialpsycho- logischen Programm zur mentalen Abrüstung ( „mental disarmament“ ) junktimiert wurde. Mit der alliierten Niederwerfung von Nationalsozialismus und Faschismus sahen sich die Vereinigten Staaten somit auch in moralischer und ethischer Hinsicht als siegreiche Kul- turnation mit zentraler Verantwortung für die zukünftige demokratische Entwicklung  – ein Prozess , der durch Frieden , politische Zusammenarbeit und wirtschaftliche Koopera- tion geprägt sein sollte. 8 Immerhin wurde auch in England eine , wenn auch keineswegs vergleichbar breite , Reeducation-Diskus- sion geführt , gab es Kontakte zu amerikanischen Bildungsinstitutionen und wurde 1944 mit dem „Educa- tion Act“ ein eigenes Reformgesetz für Sekundarschulen beschlossen , das insbesondere die Mobilisierung der Arbeiterschicht zum Ziel hatte. Vgl. Harold Collet Dent , The Education Act , 1944. Provisions , regula- tions , circulars , later acts , London 1960 , 11 ff. 9 Die Fachliteratur zu den alliierten Reeducation-Maßnahmen ist im Verlauf der letzten zwei Jahrzehnte durch quellenbasierte Monografien , Detailstudien und zunehmend auch akademische Abschlussarbeiten erheblich angewachsen. Durch die Erweiterung der Forschungsperspektive auf Prozesse des Kultur- und Wissenschaftstransfers bzw. der Kulturdiplomatie hat sich dieser Bereich der „Cold War Studies“ zudem sowohl in methodischer als auch in disziplinärer Hinsicht zu einem weitverzweigten Forschungsbereich entwickelt , was einen Literaturbericht unter anderem auch deshalb schwierig macht , da es nach wie vor keine einschlägigen Monografien gibt , die eine Bilanz des bisherigen Forschungsstandes erlauben. Eine , wenn auch keineswegs mehr rezente Ausnahme bildet das Standardwerk von Manfred Heinemann , das Auskunft zu den unterschiedlichen Reeducation-Ansätzen der Alliierten in Deutschland und Österreich gibt : Manfred Heinemann ( Hrsg. ), Umerziehung und Wiederaufbau. Mit einem Vorwort von Manfred Heinemann und einer Einleitung von Wilhelm Roeßler (= Veröffentlichung der Historischen Kommission der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft , Bd. 5 ), Stuttgart 1981.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Untertitel
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Autor
Christian H. Stifter
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
762
Schlagwörter
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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