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Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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1. Images , Stereotype und Vorurteile 58 „Wagner , Goethe , Beethoven , Schiller und all die anderen Großen der deutschen Kultur  – sie sind geboren aus der deutschen Rasse , aus dem deutschen Blut und aus dem Empfinden des deutschen Volkes und sind nicht anders denkbar.“178 Hinsichtlich der Perzeption Amerikas in der wissenschaftlich-akademischen Auseinander- setzung zeigt eine erste systematische Auswertung von Lehre und Forschung über Ameri- ka an österreichischen Universitäten von 1800 bis 1955 , dass sich das akademische Interesse an der Neuen Welt vorwiegend auf die Geografie Nordamerikas beziehungsweise auf den Bereich der Wirtschaftsgeografie reduzierte ; dabei rief zwar der wirtschaftliche Erfolg der Vereinigten Staaten Bewunderung hervor , gleichzeitig stand aber „die Verachtung hin- sichtlich einer angeblich fehlenden kulturellen Entwicklung“179 im Vordergrund. In allen anderen akademischen Disziplinen kam Amerika , wenn überhaupt , nur als Randthema vor. Interessant ist in diesem Zusammenhang , dass Amerika zu Beginn des 20. Jahrhunderts unter deutschen Pädagogen und Bildungsreformern vermehrt  – wenn auch ambivalent  – Beachtung fand. Anders als in Deutschland , wo die Ideen Friedrich Fröbels zu einer grund- legenden Erziehungsreform des Kindergartenwesens unter dem Verdacht revolutionärer , sozialistisch-atheistischer Umtriebe standen und daher nicht umgesetzt wurden , wurde die- ses pädagogische Modell in den USA von der Mitte des 19. Jahrhunderts an zur Grundlage einer emanzipatorischen Kindererziehung gemacht.180 Ebenso wie im Bereich der frühen Kindererziehung war auch das Ende des 19. Jahrhunderts , Anfang des 20. Jahrhunderts ent- stehende öffentliche Schulwesen in den Vereinigten Staaten darauf ausgerichtet , die in Eu- ropa dominierende „Segregation nach sozialer Schichtung grundsätzlich zu vermeiden“.181 Die edukativen Entwicklungen im Bereich der „secondary education“ sowie im Bereich der High Schools , Colleges und „vocational training institutes“ wurden von europäischen Fach- leuten sowohl vor Ort als auch aus der Distanz studiert und kommentiert.182 Bis 1900 hatten sich auch die amerikanischen Universitäten nach einer Phase zahlreicher Neugründungen vom Vorbild des deutschen Universitätsmodells emanzipiert und selbst ein 178 Der Abgeordnete Dr. Freiherr von Gregore im Preußischen Landtag , 12. / 13. Sitzung , 24. 6. 1932 , 1008. Zit. nach : Adelheid von Saldern , Überfremdungsängste. Gegen die Amerikanisierung der deutschen Kul- tur in den zwanziger Jahren , a. a. O., 219. 179 Margarete Grandner / Brigitta Bader-Zaar , Lehre und Forschung über Nordamerika an österreichischen Universitäten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis 1955. In : Thomas Fröschl / Margarete Grandner / Bir- gitta Bader-Zaar ( Hrsg. ), Nordamerikastudien. Historische und literaturwissenschaftliche Forschungen aus den österreichischen Universitäten zu den Vereinigten Staaten und Kanada (= Wiener Beiträge zur Geschichte der Neuzeit , Bd. 24 ), Wien  – München 2000 , 171. 180 Karl-Heinz Füssl , Deutsch-Amerikanischer Kulturaustausch im 20. Jahrhundert. Bildung  – Wissen- schaft  – Politik , Frankfurt a. Main 2004 , 24 f. 181 Die Entwicklung des US-amerikanischen Bildungssystems wurde im Gefolge der Chicagoer Weltaus- stellung von 1893 in zahlreichen Publikationen deutscher Autoren beschrieben. Füssl , Deutsch-Amerika- nischer Kulturaustausch im 20. Jahrhundert , a. a. O., 27. 182 Vgl. Schmidt , Reisen in die Moderne. Der Amerika-Diskurs des deutschen Bürgertums , a. a. O., 232 ff.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Untertitel
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Autor
Christian H. Stifter
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
762
Schlagwörter
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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