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Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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81 Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlandsund Österreichs Amerikanische Journalisten wie zum Beispiel Edgar Ansel Mowrer ,298 der als Auslands- korrespondent der Chicago Daily News in Berlin die zunehmend krisenhafte politische Entwicklung der Weimarer Republik verfolgte , sahen Deutschland spätestens Ende der Zwanzigerjahre , nicht zuletzt auch durch das drückende Konfliktpotenzial des Versailler Vertrags und die wirtschaftliche Depression , bald in einem fürchterlichen Rückfall begrif- fen. In seinem 1932 fertiggestellten , noch heute spannend zu lesenden Buch „Germany puts the clock back“ analysierte Mowrer detailliert den Entwicklungsverlauf der Weimarer Re- publik , angefangen von dem durch die Alliierten mitverursachten „bad start“, die Rückkehr des preußischen Militarismus , über den reaktionären Einfluss des Finanzkapitals bis hin zum Aufstieg der Nationalsozialisten , und diagnostizierte die gesellschaftlichen Auswir- kungen des deutschen Führerkults in seiner bisher extremsten Ausformung : “The individual cease to exist : the hive counts more than the bees  – not the physical hive , the metaphysical hive  – the nation considered as a lasting reality rather than a historical accident. This is nationalism in its ultimate spasm. Everyone , from top to bottom , even the Leader , must serve the idea , serve not as a volunteer freely assenting , but as part and parcel of it. Dissent becomes ‘impossible’ , heresy a destructive disease , obedience the greatest virtue. Therefore the insistence of discipline. Therefore the process of Gleichschaltung or turning all feet in the same direction. The aim is the greatness of the nation conceived as crude expansion. The Fascist does not think : he feels. And he feels that nothing is worth while , but to win is an endless ( perhaps ultimately aimless ) striving of national groups to devour each other.”299 Die Bemühungen Wilsons’ um eine stabile und friedliche Nachkriegsordnung , dem es , wie er in seiner 14-Punkte Rede ausführte , keineswegs darum ging , Deutschland „with arms or with hostile arrangements of trade“ zu unterdrücken , sofern es bereit wäre , sich mit Amerika und den friedliebenden Nationen der Welt zu verbünden  – „willing to associate herself with us and the other peace-loving nations of the world in convenants of justice and law and fair dealing“300  – blieben , nicht zuletzt auch auf Grund der machtlosen Politik 298 Edgar Ansel Mowrer ( 1892–1977 ), Absolvent der University of Michigan , Presse-Journalist , u. a. Deutsch- landkorrespondent und Büroleiter der Chicago Daily News in Berlin , der 1933 für seine Berichterstat- tung über die Machtergreifung Hitlers den Pulitzer Prize erhielt und nach dem erzwungenen Abzug aus Deutschland kurzfristig als Korrespondent der Neuen Freien Presse in Wien arbeitete. Von 1942 bis 1943 arbeitete Mowrer als Deputy Director des US-Kriegsgeheimdienstes „Office of Facts and Figures“ ( OFF ). Vgl. Heinz-Dietrich Fischer ( Ed. ), The Pulitzer Prize Archive. Vol. 1. International Reporting 1928–1985 , München  – London  – New York  – Oxford  – Paris 1987 , 31 ; weiters auch : Edgar Ansel Mowrer , Triumph and Turmoil. A Personal History of Our Times , London 1970 , 225 f. ; vgl. auch : Zacharasiewicz , Das Deutschlandbild in der amerikanischen Literatur , a. a. O., 198. 299 Edgar Ansel Mowrer , Germany puts the clock back , revised edition , London 1938 [ 1933 ] , 244. 300 Rede Wilsons vor dem Kongress , 8. Jänner 1918. Zit. nach : Sedlmaier , Deutschlandbilder und Deutsch- landpolitik. Studien zur Wilson-Administration , a. a. O., 90.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Untertitel
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Autor
Christian H. Stifter
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
762
Schlagwörter
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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