Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Seite - 84 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 84 - in Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955

Bild der Seite - 84 -

Bild der Seite - 84 - in Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955

Text der Seite - 84 -

1. Images , Stereotype und Vorurteile 84 sprung der Vereinigten Staaten , begeisterte sich für moderne Waffentechnik ebenso wie für Automobile312 und zeigte sich von der wirtschaftlich-technischen Stärke der Vereinigten Staaten beeindruckt.313 Doch trotz aller Faszination gegenüber technischer Produktion und Rationalisierung , die auch eine kompetitive Facette aufwies ,314 war Hitlers Amerikabild letztlich fundamen- tal negativ geprägt , und zwar nicht zuletzt deshalb , weil für ihn „westliche Demokratie einerseits und russischer Bolschewismus andererseits [ … ] die Form [ bilden ] , innerhalb derer die heutige jüdische Weltanschauung ihren Ausdruck findet.“315 Die Überlegenheit der USA  – die sich „zu einem hohen Prozentsatz den deutschen Beitragsleistungen“316 verdanke  – interpretierte Hitler in kruder Weise rassenpolitisch , indem er den Vereinigten Staaten infolge der europäischen Auswanderung317 und der selektiven Einwanderungspo- litik ein „eugenisch“ hohes Potenzial attestierte.318 Angesichts des „minderen Wertes der europäischen Völker“ könne dem gegenüber nur eine „bewusst völkische Rassenpolitik [ … ] die europäischen Nationen davor retten , das Gesetz des Handelns an Amerika zu verlieren“;319 nach dem Vorbild der ungeheuren räumlich-geografischen Entfaltungsmög- lichkeiten der USA sollte sich dieses ‚Gesetz des Handelns‘ , gemäß der rassistisch ausge- 312 Ebd., 26. 313 So meinte Hitler bei seinen Tischgesprächen , dass Deutschland auf wirtschaftlichem Gebiet viel von den Vereinigten Staaten lernen müsse. Vgl. James V. Compton , Hitler und die USA. Die Amerikapolitik des Dritten Reiches und die Ursprünge des Zweiten Weltkrieges , Oldenbourg 1968 , 23. Umgekehrt orien- tierte sich Roosevelt interessanterweise beim Aufbau des Arbeitsdienstes des „New Deal“, dem „Civilian Conservation Corps“ ( CCC ), an organisationalen Elementen des nationalsozialistischen „Reichsarbeits- dienstes“ ( RAD ). Siehe : Kiran Klaus Patel , „All of this helps us in planning“. Der New Deal und die NS- Sozialpolitik. In : Aust / Schönpflug ( Hrsg. ), Vom Gegner lernen. Feindschaften und Kulturtransfers im Europa des 19. und 20. Jahrhunderts , a. a. O., 237 f. 314 Vgl. Inge Marszolek , Das Amerikabild im „Dritten Reich“. Ambivalenzen und Widersprüche. In : Thad- den / Escudier ( Hrsg. ), Amerika und Europa  – Mars und Venus ? , a. a. O., 51. 315 Adolf Hitler , Reden , Schriften , Anordnungen. Februar 1925 bis Januar 1933. 5 Bde. Hrsg. v. Institut für Zeitgeschichte München , München 1992 ff., Bd. I , Dok. 65 , 17. September 1925 , 153. Zit. nach : Gassert , Amerika im Dritten Reich , a. a. O., 97. 316 In den ausgewanderten Deutschen sah Hitler den ( unterschätzten ) „Kulturdünger für andere Völker“. Zit. nach : Hitlers Zweites Buch. Ein Dokument aus dem Jahr 1928. Eingeleitet und kommentiert von Ger- hard L. Weinberg. Mit einem Geleitwort von Hans Rothfels , Stuttgart 1961 , 117. 317 Nur die „Mutigsten , die Tapferen , entschlossensten , widerstandsbereitesten Menschen“ wären  – in die USA  – ausgewandert , wohingegen die „Feiglinge und Schwächlinge“ zu Hause geblieben wären [ sic ]. Zit. nach : Hitlers Zweites Buch , a. a. O., 50. 318 Zur Beschäftigung Hitlers mit amerikanischen Arbeiten zur Rassenhygiene und Eugenik siehe Gassert , Amerika im Dritten Reich , a. a. O., 96. 319 Hitlers Zweites Buch , a. a. O., 125. „So wenig man nun die Leistung von 1. 000 verkommenen Levantinern in Europa , sagen wir auf Kreta [ sic ] , gleichsetzen kann der Leistung von 1. 000 rassisch noch viel wertvol- leren Deutschen oder Engländern , so wenig kann man aber auch die Leistung von 1000 rassisch bedenk- lichen Europäern gleichsetzen der Leistungsfähigkeit von 1000 rassisch hochwertigen Amerikanern.“ Zit. nach : Hitlers Zweites Buch , a. a. O., 125.
zurück zum  Buch Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955"
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Untertitel
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Autor
Christian H. Stifter
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
762
Schlagwörter
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration