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Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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1. Images , Stereotype und Vorurteile 88 geben.“340 So vermeldete der Völkische Beobachter im Februar 1941 : „Heute plant das Land der ‚Freiheit‘ die totale Englandhilfe , um Europa neu zu versklaven und seiner wirtschaft- lichen und politischen Unabhängigkeit zu berauben.“341 Mit der Verkündigung der „Atlantik-Charta“ am 14. August 1941 durch Präsident Roo- sevelt und Premierminister Churchill342  – in der NS-Sprachregelung einerseits ein „Ver- rat an Europa“ und andererseits ein „plumper Agitationsbluff mit alten abgestandenen Phrasen“343  – und der nachfolgenden Kriegserklärung Deutschlands an die USA am 11. De- zember 1941 ging die Anti-Amerikapropaganda vollends in die rassistische Offensive.344 Im Krieg mit dem Land , dessen „drohende Überwältigung der Welt“ ihm bereits 1927 Sorge bereitet hatte , fand Hitler 1942 für Amerika „klare“ Worte : „Es ist ein innerlich faules Land mit Rassenproblemen und sozialer Ungleichheit , ein Land ohne Ideen. [ … ] Meine Gefühle für Amerika sind voll Haß und Widerwillen ; halb verjudet , halb vernegert und alles auf dem Dollar beruhend [ … ]. Die Amerikaner haben ein Hühnergehirn. Das Land ist ein Kartenhaus mit ungleichem materiellen Niveau. Die Amerikaner leben wie die Schweine , wenn auch in einem höchst luxuriösen Schweinestall.“345 Und anlässlich eines seiner Monologe im Führerhauptquartier präzisierte Hitler : „Was wir gegen diese Nation anführen , ist in erster Linie der völlige Kulturmangel“.346 In Anknüpfung an das „traditionell negativ gefärbte deutsche Wilson-Bild“347 wur- den , bar jeder Logik , Präsident Roosevelt und die „Washingtoner Judenclique“ als „kranke Kriegshetzer“348 diffamiert. Zusätzlich bemühte sich die deutsche Propaganda im Nach- weis der negativen Seiten Amerikas den Mythos vom Land der „unbegrenzten Mög- lichkeiten“ zu unterminieren. Darüber hinaus konzentrierte sich die NS-Propaganda in 340 Günter Moltmann , Amerikaklischees der deutschen Kriegspropaganda 1941–1945. In : Amerikastudien / American Studies , 31. Jg., 1986 , Heft 3 , 305. 341 Völkischer Beobachter , Nr. 44 , 13. Februar 1941. Zit. nach : Gassert , Amerika im Dritten Reich , a. a. O., 309. 342 Vgl. Keesings Archiv der Gegenwart , XV. Jg., 1945 , 1. Jänner , 10 f. 343 Erklärung auf einer eigens einberufenen Sonderpressekonferenz im NS-Propagandaministerium. Zit. nach : Gassert , Amerika im Dritten Reich , a. a. O., 312 f. 344 Interessant ist in diesem Zusammenhang , dass anscheinend selbst in der britischen Bevölkerung anti- amerikanische Gefühle deutlich ausgeprägt waren. So ergab eine Meinungsumfrage vom Oktober 1940 , dass lediglich 24 % der Befragten gegenüber den USA positiv eingestellt waren. Wie Wagnleitner anführt , lagen die „Sympathiewerte für die US-Amerikaner hinter jenen für Griechen , Polen und Juden.“ Zit. nach : Wagnleitner , Coca-Colonisation , a. a. O., 33. Leider ist bei Wagnleitner die diesbezügliche Referenz unklar , da die Fußnote 68 fehlt. 345 Zit. nach : Compton , Hitler und die USA , a. a. O., 21. 346 Henry Picker , Hitlers Tischgespräche im Führerhauptquartier 1941–42. Hrsg. v. Gerhard Ritter , Bonn 1951 , 58. Zit. nach : Gert Raethel , Wiederkehrende Elemente im deutschen Antiamerikanismus der Nach- kriegszeit. In : Amerikastudien / American Studies , 31. Jg. 1986 , Heft 4 , 336. 347 Moltmann , Amerikaklischees der deutschen Kriegspropaganda , a. a. O., 305. 348 Amerika als Zerrbild europäischer Lebensordnung. Schulungsunterlage Nr. 19. Hrsg. v. Reichsorganisati- onsleiter der NSDAP , Hauptschulungsamt , o. O., o. J [ 1942 / 43 ] , 7.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Untertitel
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Autor
Christian H. Stifter
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
762
Schlagwörter
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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