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Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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2. „Education for Victory“ 110 Ein erster „Basic Plan for Public Relations“ war bereits unmittelbar nach Kriegsausbruch vom „Joint Army-Navy Board“ vorgelegt worden. Im Juni 1940 wurde dem Weißen Haus ein weiterer Plan präsentiert , „to maintain nationale morale by the adequate presentation of the aims , views and progress of the nation“.441 Beide Pläne fanden zunächst keine unmittel- bare Unterstützung von Präsident Roosevelt , der in dieser Angelegenheit vorsichtig agierte , um sich nicht dem öffentlichen Vorwurf Wilsonscher „Kriegspropaganda“ auszusetzen.442 Nachdem die amerikanische Außenpolitik im März 1941 mit der Genehmigung des „Lend-Lease Act“ durch den US-Kongress durch Finanz- und Waffenhilfe an Großbri- tannien jedoch von der bisherigen isolationistischen Neutralität deutlich abgerückt war , verwies Vizepräsident Henry Wallace gegenüber Roosevelt auf die dringende Notwendig- keit „[ of doing ] everything possible to create a national morale which will make 99 % of our people work to the limit for the cause of increased production.“443 Nachdem auch Kriegsminister Henry L. Stimson in einer Kabinettsitzung die Ein- richtung einer „morale agency“ moniert hatte , kam es , nach einigen Differenzen hinsicht- lich der Frage , inwieweit eine harte oder eine weiche Propaganda bevorzugt werden sol- le ,444 im Mai 1941 unter Leitung des New Yorker Bürgermeisters Fiorello La Guardia schließlich zur Einrichtung des „Office of Civilian Defense“ ( OCD ).445 Die Arbeit dieser Einrichtung , deren Aufgaben nur unklar formuliert waren , verlief aber in hohem Maße unbefriedigend , zumal La Guardia Propagandaagenden kaum wahrnahm und sich weit- gehend auf den Zivilschutz beschränkte. Daher schlug er Roosevelt die Einrichtung einer eigenen Propagandaabteilung innerhalb des OCD vor , die , gegliedert in drei Einheiten , als „Bureau of Facts and Figures“ arbeiten solle. Das Ergebnis dieser Gespräche war , dass Roosevelt dem OCD die Propagandafunktion entzog und im Oktober 1941 unter dem Titel „Office of Facts and Figures“ ( OFF )446 eine direkt dem Präsidenten unterstellte Organisation des Pentagons unter Leitung des ehemaligen Bibliothekars der Library of Congress in Washington D.C. und herausragenden amerikanischen Intellektuellen , Ar- randum on the Regulation of Subversive Activities“ sollte ein siebenköpfiges Komitee , bestehend aus Vertretern der amerikanischen Staaten , Maßnahmen gegen anti-demokratische Aktivitäten in Amerika und Lateinamerika koordinieren. Vgl. Ruth D. Master , Handbook of International Organizations in the Americas [ Carnegie Endowment for International Peace ] , Washington D.C. 1945 , 67 ff. 441 Steele , Preparing the Public für War , a. a. O., 1641 f. 442 Ebd., 1642. 443 Ebd., 1644. 444 In den Diskussionen innerhalb der präsidentialen Planungsgruppe vertrat insbesondere Henry Wallace eine harte Position , indem er für eine Informationspolitik analog zur NS-Propaganda eintrat , dabei aber auf den Widerstand seitens Harold Smith und John J. McCloy stieß ; letzterer hatte die Goebbelsche Pro- paganda in Deutschland selbst erlebt. Vgl. Steele , Preparing the Public für War , a. a. O., 1646. 445 Ebd., 1648. 446 Allan M. Winkler , The Politics of Propaganda. The Office of War Information , 1942–1945. 2. Aufl., New Haven  – London 1979 , 22 f. ; siehe weiters : Philip S. Broughton , Government Agencies and the Civilian Morale. In : The Annals of the American Society of Political and Social Science , CCXX , 1942 , 168–177.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Untertitel
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Autor
Christian H. Stifter
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
762
Schlagwörter
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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