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„Our Country’s Call to Service“
chibald MacLeish ,447 schuf. La Guardia selbst wurde im Jänner 1942 von James M. Landis
in der Leitung des OCD abgelöst , dessen Arbeit nun primär dem „civilian defense service“
galt. Aufgabe des OFF sollte es nun sein , quasi nach innen gerichtet die US-Bevölkerung
über die laufenden Verteidigungsanstrengungen zu informieren und für Unterstützung zu
werben : „[ … ] giving the public the presumably ungarnished facts about the war and the
American response to it
– facts that would ideally speak for themselves and permit enligh-
tend decision by an informed citizenry.“448
MacLeish , einer der – wie Richard T. Arndt schreibt – engsten Freunde des späteren
US-Außenministers Dean Achesons ,449 war von der Sinnhaftigkeit von Propagandamaß-
nahmen jedoch wenig überzeugt und hatte zudem differenzierte kulturdiplomatische An-
sichten darüber , wie eine angemessene aufklärerische , kulturpropagandistische Antwort
der USA auf die Bedrohung seitens der Achsenmächte aussehen sollte , nämlich durch
Ausweitung der „cultural relations“:
“It [ cultural relations , d. Verf. ] stands for the realization of informed persons that the present
struggle of propagandas [ … ] is a struggle for something more than markets [ … ].” The Axis
“flank attack on the culture of the North American democracies in Latin America was perhaps
not a flank attack at all but the principal engagement [ … ].”450
Dementsprechend ging es – als entschiedene und nachhaltige Gegenmaßnahme zur NS-
Propaganda in Lateinamerika
– darum , den kulturellen Austausch zu fördern , „to persuade
the artists and intellectuals [ … ] that a North American culture exists , that it is a culture
worthy admiration , and that the substitution of a different cultural influence in the Ame-
ricas might be the substitution of a worse.“451
Entgegen dem eigentlichen Auftrag versuchte der differenziert kapitalismuskritische
Intellektuelle MacLeish452 daher das OFF – nach heftigen Angriffen seitens der US-
amerikanischen Presse – weniger als Propagandaabteilung zu führen und die Agenden
in Richtung einer breit angelegten Informationsvermittlung auszudehnen , die jedoch als
hochemotionaler Kulturkampf zwischen ‚Gut‘ und ‚Böse‘ angelegt war.453
447 Archibald MacLeish ( 1892–1982 ), amerikanischer Schriftsteller , Intellektueller und Politiker. Von 1930
bis 1938 Herausgeber des US-Magazins Fortune. Von 1939–1944 hatte MacLeish die Leitung der Li-
brary of Congress inne. Siehe : Scott Donaldson ( in collaboration with R. H. Winnick ), Archibald Ma-
cLeish. An American Life , Boston – London 1992.
448 Winkler , The Politics of Propaganda. The Office of War Information , 1942–1945 , a. a. O., 22.
449 Richard T. Arndt , The First Resort of Kings. American Cultural Diplomacy in the Twentieth Century ,
Dulles 2005 , 99.
450 Archibald MacLeish. In : The Nation , February 1940. Zit. nach : Arndt , The First Resort of Kings , a. a. O., 105.
451 Ebd.
452 Siehe : Donaldson , Archibald MacLeish. An American Life , a. a. O., 231 f.
453 Winkler , The Politics of Propaganda. The Office of War Information , 1942–1945 , a. a. O., 18 f.
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
- Untertitel
- US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
- Autor
- Christian H. Stifter
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 762
- Schlagwörter
- US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkung 11
- Einleitung 15
- 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
- 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
- „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
- „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
- Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
- Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
- „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
- Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
- Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
- Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
- „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
- Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
- Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
- Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
- Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
- 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
- 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
- Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
- Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
- Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
- Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
- Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
- Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
- Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
- Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
- Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
- Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
- Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
- Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
- ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
- Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
- Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
- 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
- Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
- Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
- Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
- Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
- Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
- 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
- Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
- Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
- Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
- Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
- ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
- Schlussbemerkung 655
- Quellenverzeichnis 665
- Literaturverzeichnis 673
- Verzeichnis der Abkürzungen 735
- Personenverzeichnis 741