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Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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115 „Our Country’s Call to Service“ Des Weiteren produzierten eine Reihe kommerzieller US-Radiosender mit Unterstützung des OWI in New York deutschsprachige Sendungsprogramme , um gegen die „auch in den USA verbreiteten Sympathien für das Dritte Reich“ anzukämpfen.470 Ein interessantes Detail in diesem Zusammenhang stellt auch der Umstand dar , dass die im März 1944 gegründete „American Broadcasting Station in Europe“, die der Psy- chological Warfare Division des alliierten Hauptquartiers ( PWD / SHAEF ) unterstellt war , zunächst über die BBC und ab Oktober 1944 über Radio Luxemburg ausstrahlte471  – die Leitung der deutschsprachigen Abteilung hatte der österreichische Exil-Schriftstellers Hans Habe inne , der dafür eigens „zum Captain befördert wurde“.472 In Kontakt mit österreichischen Widerstandsgruppen insbesondere in Wien , versuchte das OWI für die Gestaltung eines eigenen „Austrian radio programs“ möglichst genau he- rauszufiltern , welche Informationen gezielt verbreitet werden sollten  – „positive mention of Austrians who are fighting Nazis in Allied Austrian programs would be worthwile“473  – und in welcher Form dies am besten geschehen sollte : „Austrians are unreceptive at this time to Heurigensketchs , Leopold Lieder and other similar propaganda programs from London , and it would be too much to expect an opposite attitude , caught as they are between daily Anglo-American air attacks and Nazi terror.“474 Wie aus einem bereits im 470 Ebd., 40. So wies das deutschsprachige Programm des New Yorker Radiosenders WBNX bis Mitte 1942 „deutschnationale Töne auf. Lieder wie ‚Wir fahren nach Engelland‘ oder das ‚Horst-Wessel-Lied‘ tauch- ten noch bis einen Tag vor der deutschen Kriegserklärung an die USA [ … ] in den Sendungen auf [ … ]“. Pütter , Rundfunk gegen das „Dritte Reich“, a. a. O., 177. Zit. nach : Eppel , Österreichische Exilpolitik in den USA. In : Österreicher im Exil USA , 1938–1945. Eine Dokumentation. Bd. 2 , a. a. O., 40 f. Zwi- schen September 1942 und Februar 1943 produzierte WBNX dann im Auftrag des OWI die Sendereihe „We Fight Back. German American Loyalty Hour“, die unter Leitung von Ernst J. Aufricht von acht Radiosendern in vier Sprachen ausgestrahlt wurde und in bunter Form gegen „Nazismus , Rassenhetze , Fifth-Column-Aktivität jeder Art  – für den totalen Sieg der Prinzipien der amerikanischen Demokratie“ kämpfte. An österreichischen Exilanten wirkten u. a. mit : Karl Farkas , Dietrich Hildebrand , Lotte Leh- man , Lotte Lenya , oder Alexander Roda Roda. Ebd. 41. Der New Yorker Mittelwellensender WCNW produzierte seit 1940 eine Radiostunde der „German American Writers Association“, an der u. a. ne- ben Kurt Hellmer oder Carl Zuckmayer auch die österreichischen Schriftsteller Franziska Ascher-Nash , Adrienne Gessner , Ferdinand Bruckner , Raoul Auernheimer und Oskar Jellinek mitwirkten. Weitere ös- terreichische Schriftsteller , Journalisten , Intellektuelle bzw. Musiker , die an US-Radiosendungen mit- wirkten waren u. a. Anton Kuh ( WLTH in New York ), Robert Breuer , Ralph Benatzky , Oskar Klarweis ( WHOM in New Jersey ), Maria Prihuda , Rudolf Jakob ( WLTH in Cincinnati ) sowie Wilhelm Börner und Hans Leo Reich. Siehe : ebd., 42 f. 471 Winkler , The Politics of Propaganda. The Office of War Information , 1942–1945 , a. a. O., 127. 472 Pütter , Rundfunk gegen das „Dritte Reich“, a. a. O., 237 f. Zit. nach : Eppel , Österreichische Exilpolitik in den USA. In : Österreicher im Exil USA , 1938–1945. Eine Dokumentation. Bd. 2 , a. a. O., 39. 473 National Archives , Washington D.C., College Park , Maryland ( künftig : NARA II ). NARA II , RG 208 , Office of War Information , Box 106. American Legation Bern , to Secretary of State , Washington D.C., „Paraphrase of Program Received“, 26. Dezember 1944 , 2. 474 Ebd., 1.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Untertitel
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Autor
Christian H. Stifter
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
762
Schlagwörter
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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