Seite - 117 - in Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Bild der Seite - 117 -
Text der Seite - 117 -
117
„Our Country’s Call to Service“
Still dealing with the consequences of Nazi mismanagement and corruption in Austria. Two
of our Austrian shows are carrying messages by Austrian prisoners of war to their families in
Austria.”477
Eine vertrauliche Auswertung der von Robert Bauer gestalteten Österreich-Sendungen
des OWI , denen unter anderem auch die Aufgabe zukam , der Bevölkerung Österreichs die
Notwendigkeit alliierter Bombardements für die Befreiung zu „erklären“, ergab , dass des-
sen „brillanter Stil“ und „stark emotionaler Zugang“ ( „talking from the heart“ ) zumindest
bei den Zuhörer-Panels in Bern , Stockholm und New York gut ankam : „He used ‚language‘
that ‚every Austrian would readily recognize as familiar‘ , and his accent , though unmista-
kably Austrian , never interfered with intelligibility.“478
Das im US-State Department angesiedelte OWI arbeitete mit britischen Stellen zu-
sammen und produzierte , neben der bereits angesprochenen Rundfunkpropaganda und
einer in mehrere Sprachen übersetzten Zeitschrift ,479 unter anderem Millionen von Flug-
blättern , die über Nordafrika , Italien und Deutschland abgeworfen wurden , um die Moral
der Achsenmächte zu untergraben und zur Kapitulation aufzurufen.480
Das OWI , das bei Kriegsende immerhin 13. 000 Mitarbeiter hatte und über ein Budget
von 70 Millionen US-Dollar verfügte , wurde , unter anderem nach anhaltender Kritik von
republikanischer Seite an dessen angeblich unamerikanischen Propagandaaktivitäten , nach
Kriegsende im August 1945 von Präsident Harry S. Truman aufgelöst und das Personal auf
andere Dienststellen aufgeteilt.481
477 Ebd., 176.
478 Vertraulicher Bericht der Evaluation Division der Overseas Operations Branch des Office of War Infor-
mation über Reaktionen auf Österreich-Sendungen des OWI aus Bern , Stockholm , und New York , Fe-
bruar 1945 [ DÖW 6756 / 2a ]. Zit. nach : Eppel , Österreichische Exilpolitik in den USA. In : Österreicher
im Exil USA , 1938–1945. Eine Dokumentation. Bd. 2 , a. a. O., 177.
479 So z. B. die für Frankreich herausgegebenen L’Amerique en Guerre , die in einer Auflage von bis zu 7 Mil-
lionen [ sic ] wöchentlich erschien , oder die russischsprachige Zeitschrift America , die in über 50. 000 Ex-
emplaren gedruckt und als einzige Zeitschrift nach Auflösung des OWI 1945 weitergeführt wurde. Vgl.
Elder , The Information Machine , a. a. O., 36 bzw. Ohmstedt , Von der Propaganda zur Public Diplomacy ,
a. a. O., 44 bzw. 47.
480 Wie Robert Sherwood aus der Eisenhowerschen militärischen Propagandaabteilung berichtete , hatte die
Psychologische Kriegsführung in der Endphase überall Einzug gehalten : „From that time on there was
no major Allied landing from Normandy to the Philippines that did not have a Psychological Warfare
Division as a part of the force.“ Zit. nach : Ohmstedt , Von der Propaganda zur Public Diplomacy , a. a. O.,
43 bzw. 44.
481 Charles A. Thompson , Overseas Information Service of the United States Government , New York 1948
[ 1972 ] ; vgl. auch : David F. Kugler , The Voice of America and the Domestic Propaganda Battles , 1945–
1953 , Missouri 2000 , 185 f. ; siehe weiters dazu : Klöckner , Public Diplomacy – Auswärtige Informations-
und Kulturpolitik der USA , a. a. O., 42. Vgl. auch : Ohmstedt , Von der Propaganda zur Public Diplomacy ,
a. a. O., 47 ; weiters : Elder , The Information Machine , a. a. O., 35.
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
- Untertitel
- US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
- Autor
- Christian H. Stifter
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 762
- Schlagwörter
- US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkung 11
- Einleitung 15
- 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
- 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
- „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
- „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
- Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
- Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
- „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
- Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
- Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
- Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
- „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
- Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
- Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
- Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
- Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
- 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
- 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
- Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
- Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
- Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
- Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
- Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
- Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
- Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
- Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
- Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
- Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
- Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
- Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
- ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
- Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
- Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
- 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
- Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
- Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
- Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
- Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
- Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
- 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
- Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
- Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
- Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
- Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
- ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
- Schlussbemerkung 655
- Quellenverzeichnis 665
- Literaturverzeichnis 673
- Verzeichnis der Abkürzungen 735
- Personenverzeichnis 741