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2. „Education for Victory“
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Dossiers angelegt , die neben Pflichtschul- und Gymnasiallehrern , Schuldirektoren und
Universitätsprofessoren auch Minister umfassten , wie zum Beispiel den Ex-Unterrichts-
minister Hans Pernter
– zum damaligen Zeitpunkt Häftling im Konzentrationslager Da-
chau –, sowie den kurzzeitigen Direktor der Wiener Urania , Ludwig Riedl , Lokal- und
Regionalpolitiker wie den ehemaligen Stadtrat von Steyr , Franz Roithner , geistliche Wür-
denträger wie den Abt vom Benediktiner Stift Seitenstetten , Bruno Rauchegger oder Erz-
bischof Andreas Rohracher.729 Die Erstellung dieser Personen-Dossiers dürfte im Umfeld
der OSS-Sondereinrichtung „Foreign Nationalities Branch“ ( FNB ) durchgeführt worden
sein , die 1942 auf Initiative des State Departments eingerichtet wurde , um einen besser
informierenden Überblick über die „verschiedenen Aktivitäten und Haltungen auslän-
discher Gruppierungen in den USA“730 zu erhalten. Das FNB baute unter Leitung des
früheren US-Gesandten in Wien , John C. Wiley , ein großes Netz freiwilliger Mitarbeiter
auf , die vor allem die deutschsprachige Presse nach sicherheitspolitischen Informationen
durchkämmten , und beschattete darüber hinaus auch Gruppierungen und Einzelperso-
nen des österreichischen Exils in den USA.731 Unter dem Projektnamen „Name File Pro-
ject“ wurden vom OSS ab Anfang 1943 über 5. 000 biografische Daten erhoben , darunter
über 2003 Deutsche und 706 Österreicher im „Dritten Reich“ sowie über 90 deutsche und
österreichische Emigranten.732
den früheren österreichischen Gesandten in Washington , [ Edgar L. G. ] Prochnik , [ Kurt ] Schusschnig
[ sic ! ] und [ Theodor ] Hornbostel. Oscar Pollak antwortete Dorfmann mit einem detaillierten Bericht
zur österreichischen Exil-Sozialdemokratie in London und schloss daran einen Bericht über die aktuelle
Situation des österreichischen Widerstands an. Diesem Infomationsaustausch folgte im Oktober 1944 ein
erster geheimer Bericht der OSS R & B zur „Austrian Intelligence“, der einen gerafften Überblick über
die Auswirkungen des Stauffenbergattentates vom 20. Juli 1944 auf Österreich , über den aktuellen Stand
der österreichischen Widerstandsaktivitäten , die allgemeine Personalsituation „in den Alpen- und Don-
augauen“, über Veränderungen der NS-Stadtregierung in Wien sowie über die Situation der österreichi-
schen Emigration in London gab. Vgl. „Austrian Intelligence. Office of Strategic Services , Research and
Analysis Branch , APO 413. By authority of CO , OSS , ETOUSA , 5. Oktober 1944 , 1–44 [ DÖW-Akt
17859 / 157 , London-Büro Material , Dez. 1943–März 1944 ].
729 NARA II , RG 260 , OMGUS ECR , Box 50. Office of Strategic Services , Research & Analysis Branch ,
Biographical Reports. [ Secret ].
730 Siegfried Beer , Exil und Emigration als Information. Zur Tätigkeit der Foreign Nationalities Branch
( FNB ) innerhalb des amerikanischen Kriegsgeheimdienstes COI bzw. OSS , 1941–1945. In : Jahrbuch
1989. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes. Redaktion : Siegwald Ganglmair , Wien
1989 , 133.
731 Neben Journalisten mit Zentraleuropaerfahrung zählten auch politische Emigranten zu informellen Ge-
sprächspartnern der „Foreign Nationalities Branch“ wie bspw. Julius Deutsch , Ferdinand Czernin oder
Otto Habsburg. Vgl. Beer , Exil und Emigration als Information. Zur Tätigkeit der Foreign Nationalities
Branch ( FNB ), 135 ff.
732 NARA II , Military Records , RG 226 ( OSS ); Entry 159 , Box 1 , Folder 4. Vgl. Gunther Nickel / Johanna
Schrön , Carl Zuckmayers Geheimreport für das „Office of Strategic Services“. In : Carl Zuckmayer , Ge-
heimreport. Hrsg. v. Gunther Nickel / Johanna Schrön. 2. Aufl., München 2007 , 413 f.
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
- Untertitel
- US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
- Autor
- Christian H. Stifter
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 762
- Schlagwörter
- US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkung 11
- Einleitung 15
- 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
- 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
- „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
- „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
- Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
- Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
- „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
- Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
- Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
- Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
- „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
- Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
- Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
- Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
- Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
- 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
- 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
- Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
- Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
- Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
- Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
- Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
- Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
- Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
- Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
- Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
- Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
- Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
- Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
- ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
- Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
- Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
- 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
- Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
- Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
- Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
- Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
- Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
- 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
- Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
- Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
- Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
- Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
- ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
- Schlussbemerkung 655
- Quellenverzeichnis 665
- Literaturverzeichnis 673
- Verzeichnis der Abkürzungen 735
- Personenverzeichnis 741