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Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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2. „Education for Victory“ 186 Einmal abgesehen von den politischen Zerwürfnissen und Unstimmigkeiten und von manchen Kuriositäten816 des österreichischen Exils in den USA entstanden innerhalb der Exilorganisationen weder elaborierte Konzepte und Überlegungen eines demokratischen Neubeginns , die über Maßnahmen zur Entnazifizierung hinausgingen , noch finden sich in den fallweise angestellten Überlegungen inhaltliche Bezüge zum breiten Reeduca- tion-Diskurs ; wie Joseph Buttinger für die sozialistische Auslandsvertretung feststell- te , wurde „eine geistige und theoretische Vorbereitungsarbeit für künftige Aufgaben“817 schlichtweg nicht geleistet. Und obwohl es innerhalb des „Austrian Labor Committees“ ein eigenes Veranstaltungs- und Bildungsgremium gab , das von Manfred Ackermann und Ernst Papanek betreut wurde , und unter den zahlreichen österreichischen Exilor- ganisationen in den Vereinigten Staaten auch einige existierten , die sich dezidiert mit kulturellen beziehungsweise wissenschaftlichen Aufgaben befassten  – wie zum Beispiel das „Committee for the Preservation of Austrian Art and Culture in the USA“ oder das „Austrian Institute for Science , Art and Economy“818  –, gilt dies grosso modo auch für alle Thematisierungen der nationalsozialistischen Zerstörung des Bildungswesens sowie für Fragen eines wissenschafts- und bildungspolitischen Neubeginns nach Kriegsende. Es gab allerdings Ausnahmen , die zum Teil indirekt die inneren Zerwürfnisse des österrei- chischen politischen Exils in den USA widerspiegeln. Eine solche Ausnahme bildet zum Beispiel ein bereits 1939 erschienener Artikel des emigrierten Psychoanalytikers Rudolf Ekstein ,819 worin dieser kursorisch die primitiven und barbarischen Ziele und Mittel „fa- schistischer“ Erziehung und Bildung ( „marching , fighting , killing“ ) mit denjenigen eines 816 In seinen Lebenserinnerungen gibt Julius Deutsch einen subjektiven Blick auf die österreichische künst- lerische Intelligenz im New Yorker Exil : „Roda-Roda stolzierte in seiner berühmten roten Weste über den New Yorker Broadway , als wäre es die Wiener Kärntnerstraße , und er erzählte voll schmunzelnden Behagens seine Schnurren aus der k. k. Militärzeit ganz so wie einst. [ … ] Unter den Musikern setzten sich [ … ] die Meister der leichten Muse am erfolgreichsten durch , so Robert Stolz , dessen große Hal- lenkonzerte stets ausverkauft waren. Die österreichische Literatur führte Franz Werfel [ an ] [ … ]. Sen- sible Poeten wie Alfred Polgar oder Berthold Viertel waren dem amerikanischen Publikum nicht so ohne weiteres verständlich ; aber in literaturbeflissenen Kreisen wurden sie bereitwillig anerkannt.“ Ju- lius Deutsch , Ein weiter Weg. Lebenserinnerungen , Zürich  – Leipzig  – Wien 1960 , 371 f. Zit. nach : ebd., 370. 817 Brief Joseph Buttingers an Friedrich Adler ( N. Y. C. ) betreffend die Stilllegung der Auslandsvertretung , 16. 12. 1940 [ DÖW 7642 ]. Zit nach : ebd., 556. 818 Eppel , Österreichische Exilpolitik in den USA. In : Österreicher im Exil USA , 1938–1945. Eine Doku- mentation. Bd. 2 , a. a. O., 280 f. 819 Rudolf Ekstein ( 1912–2005 ), aus Wien gebürtiger jüdischer Schulpädagoge und Psychoanalytiker. Schü- ler u. a. von Anna Freud und August Aichhorn. Während der Zeit des Austrofaschismus ( 1934–1938 ) Führer der verbotenen sozialdemokratischen Jugendorganisation „Rote Falken“. Ekstein emigrierte über Großbritannien Dezember 1938 in die USA. Sein Nachlass befindet sich an der Universitätsbibliothek Wien. Siehe : International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933–1945. Vol. II / Part 1 : A-K. The Arts , Sciences , and Literature. Hrsg. v. Hanna Caplan / Belinda Rosenblatt , München  – New York  – London  – Paris 1983 , 255.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Untertitel
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Autor
Christian H. Stifter
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
762
Schlagwörter
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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