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Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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197 Exkurs : die österreichische Emigration in den USA Inwieweit derartige Berichte nun tatsächlich einen Einfluss auf den Prozess der politi- schen Entscheidungsfindung hatten , lässt sich freilich schwer feststellen. Fakt ist jedoch , dass einzelne Passagen der von Hans Simon verfassten Analyse zum Teil wörtlich un- mittelbar darauf in einem OSS-Bericht der „Foreign Nationalities Branch übernommen“ wurden.863 Interessant ist in diesem Zusammenhang außerdem , dass das Stereotyp vom spezifisch österreichischen „biegsamen Charakter“ Einzug in Dokumente der US-Besat- zungsmacht hielt. So heißt es 1948 in einem Überblicksreport des amerikanischen Besat- zungselements : “It is not easy to define the Austrian character in a few words. Suffice it to say that the Austrians are a very mixed people , both racially [ sic ] and culturally. The centuries of Hapsburg [ sic ] rule over Slavic , Italian , Magyar , Flemish and Germanic people left their imprint on the Austrian character. The most strenuous efforts of the Nazis were unable to cure the Austrians of their most famous trait ‘Schlamperei’  š an easy going outlook , born of the Austrian inability to take serious view of the material difficulties of existence. The extraordinary resiliency of the Austrian char- acter can readily be seen in Austria today. In spite of the upheavals of the war years , she has easily slipped back into her previous manner of life , combining an invincible optimism , skilled workmanship , artistic brilliance , fertile inventiveness , and a genius for making the best of a bad situation.”864 [ Hervorhebung d. Verf. ] Aufgrund des differenzierten und kenntnisreichen Blickes auf politische Befindlichkeiten und mögliche Reaktionsbildungen in der österreichischen Bevölkerung fanden die Berich- te Simons nicht nur bei den übergeordneten Geheimdienststellen große Beachtung , son- dern wurden auch an das US-Außenministerium weitergeleitet. So schrieb der mit Simon terreicherinnen und Österreicher , die den „Anschluss“ befürworteten , anhand der vorliegenden Quellen schwer möglich ist , gehen auch neuere Analysen davon aus , dass die „Mehrheit der Österreicher bereit war , in dem Großdeutschen Reich ihre ‚Pflicht‘ zu erfüllen.“ Jedenfalls findet sich , wie Bukey anmerkt , unter den Millionen Fotos vom „Anschluss“ „nur ein einziger Schnappschuss mit verstörten und traurigen Gesichtern“. Siehe : Evan Burr Bukey , Hitlers Österreich. „Eine Bewegung und ein Volk“, Hamburg  š Wien 2001 , 66 bzw. 57. 863 So z. B. in folgendem Passus : „Austria’s situation is highly strategic. Well placed both for sabotage and for eventual revolt , the Austrians may come to be valuable supporters of the United Nations. In the making of peace , as well , Austria’s role is likely to be significant , providing either a neucleus [ sic ] of order or an element of danger in the chaos of post-war Europe. [ … ] British and American policy toward Austria has not been entirely clear. The legality of the Anschluss was accepted by both England and France ; and the United States authorities , though with evident reluctance , were thought to have followed with de jure re- cognition.“ [ Unterstreichung im Original ] Zit. nach : The Austrians. Foreign Politics in the United States. Foreign Nationalities Branch. Office of the Coordinator of Information , August 1942 , 1. U. S. Office of Strategic Services. Foreign Nationalities Branch Files 1942š1945. Indexes , Bethesda 1998 [ Mikrofiche- Bestand , Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien , Bibliothek ] , INTš4AUš303. 864 Austria. A Graphic Survey. Prepared by U. S. Element Allied Commission for Austria , December 1948.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Untertitel
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Autor
Christian H. Stifter
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
762
Schlagwörter
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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