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Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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199 Exkurs : die österreichische Emigration in den USA sen Gründungsdokument im Übrigen auch John Dewey mitunterzeichnet hatte. Unter Vorsitz von Paul Tillich868 und der stellvertretenden Leitung von Reinhold Niebuhr und der US-Zeitungsreporterin Dorothy Thompson widmeten sich Repräsentanten und nahe stehende Personen des deutschen politischen Exils  – darunter auch Carl Zuckmayer , der geheime Dossiers über deutsche und österreichische Kulturschaffende für den OSS ver- fasste ,869 sowie Klaus und Erika Mann  – dem „aktiven antinazistischen Kampf innerhalb und außerhalb Deutschlands“.870 Die Aktivitäten rieben sich aber , trotz breiter medialer Berichterstattung in großen US-Zeitungen , letztlich in parteipolitischem Hick-Hack auf , sodass sich auch das OSS bald zurückzog. Ebenso wie im Fall der österreichischen Emigration in den USA lag die Wirkungs- macht  – so es diese überhaupt gab  – des deutschen politischen Exils „allenfalls im Hand- lungspotential von Einzelpersonen.“871 Nicht wenige der österreichischen Emigranten , die erst nach dem „Anschluss“ und da- mit meistens später in die USA kamen als die deutschen Exilanten , hatten jedenfalls große Probleme , Fuß zu fassen. So machten viele der Wissenschafterinnen und Wissenschafter große Anstrengungen , um , wie Lewis Coser es ausdrückte , „auf einen fahrenden Zug auf- zuspringen“, um dann feststellen zu müssen , „daß alle Abteile schon voll besetzt sind.“872 Der Überlebenskampf der Intellektuellen und Kulturschaffenden , für die die „Deterrito- 868 Paul Tillich ( 1886–1965 ), deutsch-amerikanischer Religionsphilosoph von Weltruf und enger Freund von Max Horkheimer und Leo Löwenthal. Tillich arbeitete am Frankfurter Institut für Sozialforschung u. a. mit Hugo Sinzheimer , Theodor W. Adorno , Karl Mannheim , Friedrich Pollock und Karl Mennicke zusammen , und lehrte nach seiner Emigration 1933 in die USA an der Harvard University und an der University of Chicago. Siehe : Martin Jay , Dialectical Imagination. A History of the Frankfurt School and the Institute of Social Research 1923–1950 , Berkeley  – Los Angeles  – London 1996 , 24 ff. 869 Der emigrierte deutsche Dramatiker und Schriftsteller Carl Zuckmayer verfasste 1943 / 44 über 150 „Cha- rakterportraits“ deutscher und österreichischer Schriftsteller , Schauspieler , Musiker , Regisseure , Verleger und Publizisten , darunter u. a. über Karl Heinrich Waggerl , Hans und Hermann Thimig , Hans Nüchtern , Erhard Buschwerk , Max Mell , Willy Forst , G. W. Pabst , Mirko Jelusich , Friedrich Schreyvogel , Bruno Brehm oder über die beiden damals bereits verstorbenen  – Egon Friedell und Alexander Moissi. Vgl. Carl Zuckmayer , Geheimreport. Hrsg. v. Gunter Nickel / Johanna Schrön. 2. Aufl. München 2007. Der Ein- fluss bzw. die Wirkung der von Zuckmayer verfassten Dossiers dürfte allerdings gering gewesen sein , wie Gunter Nickel und Johanna Schrön darlegen. Vgl. Gunther Nickel / Johanna Schrön , Carl Zuckmayers Geheimreport für das „Office of Strategic Services“. In : Zuckmayer , Geheimreport , a. a. O., 466 f. 870 Eckert , Feindbilder im Wandel : Ein Vergleich des Deutschland- und Japanbildes , a. a. O., 46. 871 Füssl , Deutsch-Amerikanischer Kulturaustausch im 20. Jahrhundert. Bildung  – Wissenschaft  – Politik , a. a. O., 118. 872 Lewis Coser , Die österreichische Emigration als Kulturtransfer , Europa  – Amerika. In : Friedrich Stadler ( Hrsg. ), Vertriebene Vernunft. Bd. II , Emigration und Exil österreichischer Wissenschaft , Wien  – Mün- chen 1988 , 94 ; siehe auch : Mitchell G. Ash , Forced Migration and Scientific Change. Steps Towards a New Overview. In : Edward Timms / Jon Hughes ( Eds. ), Intellectual Migration and Cultural Transfor- mation. Refugees from National Socialism in the English-Speaking World. (= Veröffentlichungen des Instituts Wiener Kreis 12 ), Wien 2003 , 241–263.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Untertitel
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Autor
Christian H. Stifter
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
762
Schlagwörter
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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