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Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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2. „Education for Victory“ 216 Ausbildungsgänge in Charlottesville rief in der US-Presse aber harsche Kritik hervor ; sie bezeichnete das Ausbildungszentrum schlichtweg als „School for Gauleiters“,932 wobei das diffuse Curriculum sowie das offensichtlich niedrige Niveau der Rekruten , die in Fächern wie Geschichte , Geografie , Ökonomie , Politik , Sprachen oder Gesundheit unterwiesen wurden , selbst seitens der US-Regierung auf Kritik stieß. Spätestens mit Landung der US- Streikräfte in Marokko und Algerien im November 1942 stellte sich für die US-Militärs jedoch heraus , dass sie die Komplexität ziviler Administrationsaufgaben weit unterschätzt hatten und sich die Armee nicht gleichzeitig dem Kampfgeschehen und der Planung zi- viler Aufbaumaßnahmen nach Kriegsende widmen konnte. Daher sollten die verantwort- liche Planung und die Kontrolle der zivilen administrativen Angelegenheiten nun künftig in der Autorität des State Department liegen.933 Aber selbst für die anstehenden Koor- dinationaufgaben mit den Abteilungen des State Department schien die US-Army , für die alle „Military Government“-Agenden ohnehin einen deutlich inferioren Stellenwert hatten , höchst unzureichend organisiert zu sein. Interessanterweise kam die Initiative zum Aufbau einer eigenständigen „Zivil“-Abtei- lung innerhalb des War Departments von „ziviler“ Seite , namentlich vom Direktor des „Office of Foreign Relief and Rehabilitation“ im State Department , Herbert H. Lehman ,934 der im Ersten Weltkrieg selbst Colonel in der US-Army gewesen war. Nach Abstimmung mit General Marshall erfolgte am 1. März 1943 die Einrichtung der „Civil Affairs Division“ ( CAD ) im Pentagon unter Leitung von General John H. Hilldring.935 Mit der Schaffung dieser Armee-Division übernahm das War Department , das auch die Spezialausbildun- gen ankurbelte ,936 nun die Verantwortung für alle zivilen Angelegenheiten im Bereich der künftigen Besatzungsgebiete unmittelbar nach Ende der Kampfhandlungen. Da die nun übernommenen konzeptuellen Aufgabenbereiche die Civil Affairs Division aber sowohl personell als auch hinsichtlich der vorhandenen Qualifikationen überforder- ten937 und die zivilen Planungen aus Sicht der Militärs anscheinend nur schwer mit den 932 Ziemke , The U. S. Army in the Occupation of Germany 1944–1946 , a. a. O., 12. 933 Ebd., 14 f. 934 Herbert H. Lehman ( 1878–1963 ), achtes Kind des deutsch-jüdischen Mitbegründers der Lehman-Brot- hers  – Mayer Lehman ; Demokratischer Gouverneur von New York und von 1942–1946 Mitarbeiter des State Department ; 1943–1946 u. a. auch Generaldirektor der United Nations Relief and Rehabilitation Administration ( UNRRA ). Vgl. Allan Nevins , Herbert H. Lehman and his era , New York 1963 , 13 f. 935 Ziemke , The U. S. Army in the Occupation of Germany 1944–1946 , a. a. O., 17. 936 Die Schätzungen für das benötigte Personal für die künftigen Militärverwaltungsbereiche belief sich sei- tens des War Department auf etwa 6. 000 Offiziere weltweit. Nachdem in Charlottesville jährlich nur rund 450 Offiziere ausgebildet werden konnten , richtete die „Military Government Division“ in Fort Ogle- thorpe in Georgia eine zweite Ausbildungsstätte ein , die jährlich bis zu 1. 200 junge Offiziere zu trainieren imstande war. Vgl. ebd., 17 f. 937 „It shortly became apparent that manpower available within the armed forces usually did not possess the qualifications which specialists in the administering of occuppied areas should have.“ Zink , The United States in Germany , 1944–1955 , a. a. O., 8.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Untertitel
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Autor
Christian H. Stifter
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
762
Schlagwörter
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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