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Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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245 Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planungder US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 Obwohl sich Roosevelt nach Drängen der Sowjets und den insistierenden Urgenzen von US-Botschafter Winant1051 und Stettinius als Secretary of State1052 erst am 4. Dezem- ber 1944 davon überzeugen ließ , überhaupt Besatzungsaufgaben in Österreich zu überneh- men  – „[ … ] in regard to Austria , the answer is ‚yes‘  – you have my permission“,1053  – war mit der Moskauer Deklaration für die Nachkriegsentwicklung Österreichs eine zumindest formal von Deutschland unterschiedliche Behandlung  – Befreiung anstelle von militäri- scher Niederwerfung  – in Aussicht gestellt ; eine Position , die sich auch in den beiden ein- zigen militärischen US-Planungsdokumenten mit Bezug auf Österreich ( nach Kriegsende ) wiederfindet. Am 28. April 1944 hatten die Combined Chiefs of Staff die oben bereits genannte Di- rektive CCS 551 formuliert , die die Besatzungspolitik gegenüber Deutschland für SHAEF beziehungsweise die alliierten Landungstruppen zusammenfasste und eine erste Rohfas- sung des Handbuches für die Militärverwaltung enthielt.1054 Im Großen und Ganzen wurden in der CCS Direktive , die sich sowohl auf Deutschland als auch auf Österreich bezog , kaum wesentliche Unterschiede im Besatzungsregime für beide Länder gemacht. Wie aus einer CCS Meldung hervorgeht , sollte auch die alliierte Propaganda keinen grundsätzlichen Unterschied zwischen Deutschland und Österreich machen , mit einer Differenz : „[ … ] in the case of Austria the principal emphasis would lie in exploiting the Moscow Declaration showing the Austrians that the consequences of Germany’s unconditional surrender include the liberation of Austria [ … ]“.1055 Ohne auf Fragen der Reeducation beziehungsweise Reorientation einzugehen , be- inhaltete die Direktive immerhin einen expliziten Österreichbezug : im „Appendix B“ wurde ein kurzer und wenig elaborierter Anhang mit dem Titel „Political Guide for Austria“ angeschlossen , der speziell auf Österreich einging. Abgesehen davon , dass die Besatzungstruppen darin aufgefordert wurden , gegenüber der österreichischen Bevöl- kerung etwas freundlicher zu sein ( „more friendly than in Germany“ ), fixierte dieser 1051 NARA II , RG 59 , State Department , Box 12. Winant to Secretary of State [ urgent ]. 4. Dezember 1944. Darin heißte es u. a. : „I feel you should also know that the Russians insist on complete agreement on zones before discussion concrete arrangements regarding control machinery in Austria.“ Ebd., 2. 1052 NARA II , RG 59 , State Department , Box 12. E. R. Stettinius , Jr., Memorandum for the President , Sub- ject : Postwar Occupational Control in Austria , 30. November 1944. 1053 NARA II , RG 59 , State Department , Box 12. F. D. R., The White House in Washington , Memorandum for Hon. E. R. Stettinius , 4. Dezember 1944. 1054 Lange-Quassowski , Amerikanische Westintegrationspolitik , a. a. O., 259. Vor der Verschärfung durch JCS 1067 sah das militäradministrative Reglement eine baldige Selbstverwaltung , die Garantie freier Meinungsäußerung und die Bildung freier Gewerkschaften vor. Vgl. Rolf Lutzebäck , Die Bildungspo- litik der britischen Militärregierung im Spannungsfeld zwischen ‚education‘ und ‚reeducation‘ in ihrer Besatzungszone , insbesondere in Schleswig-Holstein und in Hamburg in den Jahren 1945–47 (= Euro- päische Hochschulschriften 11 ), Frankfurt a. Main  – Bern  – New York  – Paris 1991 , 51. 1055 NARA II , RG 260 , Box 30 , Folder 251 / 243. Historical File , USACA History. Part I  – USA from its Inception to V-E Day , 36.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Untertitel
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Autor
Christian H. Stifter
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
762
Schlagwörter
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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