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Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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263 Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planungder US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 ture , a sound course in Military Government and that course will not overlook a few of the fundamental principles of justice which even make their appearance in the ‘Rules of Land Warfare’.”1138 Tatsächlich war dann auch der auf Adolf Eigl folgende oberösterreichische ÖVP-Lan- deshauptmann Heinrich Gleißner keineswegs ein völlig unproblematischer Kandidat.1139 Obwohl Gleißner weder in einem am 16. Mai 1945 ausgefüllten Fragebogen der US-Mi- litärregierung noch in einem danach unterfertigten Lebenslauf eine NSDAP-Mitglied- schaft angegeben hatte , war dem ÖVP-Parteipräsidium bereits 1945 durch persönliche Information von Gleißner bekannt , dass dieser , nach Intervention seiner Ehefrau bei der Mutter Himmlers , auf Veranlassung des „Reichsführers SS“ aus der KZ-Haft entlassen und ab 1941 in Berlin in einem SS-Betrieb ( „Braunkohle-Benzin AG“ ) gearbeitet hatte , wo er , wie Kurt Tweraser berichtet , „ein höchst gefährliches Naheverhältniss zu Persönlichkei- ten des deutschen Widerstandes“1140 unterhalten haben soll. Die in jener Zeit beantragte NSDAP-Mitgliedschaft Gleißners1141  – er war seit dem 1. April 1941 mit der NSDAP- Mitgliedsnummer 8. 293. 060 verzeichnet1142  – wurde den US-Militärstellen allerdings erst im Frühjahr 1948 bekannt. Hinsichtlich der 1946 kolportierten Mitwirkung Gleißners an der „Regierung Kaltenbrunner“, die einen Separatabkommen mit den Westalliierten an- gestrebt hatte , hatte Gleißner im April 1946 selbst ein Untersuchungsverfahren beantragt und erklärt , von dieser Angelegenheit nichts zu wissen.1143 Aus besatzungspolitischen In- teressen wurde die NSDAP-Mitgliedschaft Gleißners , die im Zusammenhang mit einer für 1949 geplanten USA-Reise Gleißners virulent wurde , allerdings vor der Öffentlichkeit 1138 Ebd., 3 f. 1139 Heinrich Gleißner ( 1893–1985 ), Corpsstudent und promovierter Jurist. 1930 wird Gleißner Direktor der oberösterreichischen Landwirtschaftskammer. Nach kurzzeitiger Funktion als Staatssekretär im Land- und Forstwirtschaftsministerium wurde Gleißner 1934 oberösterreichischer Landeshauptmann. Infolge seiner Kontakte zu Juden sah sich Gleißner nationalsozialistischen Angriffen ausgesetzt , pflegte jedoch selbst zu „Illegalen“ wie Franz Langoth und Anton Reinthaller gute Kontakte. Unmittelbar nach dem „Anschluss“ wurde Gleißner am 15. März 1938 verhaftet und nach Misshandlungen in das Kon- zentrationslager Dachau bzw. in das Konzentrationslager Buchenwald transportiert. Vgl. Schuster , Poli- tische Restauration und Entnazifizierungspolitik in Oberösterreich , a. a. O., 176 ; weiters : Thomas Dostal , Das „braune Netzwerk“ in Linz. Die illegalen nationalsozialistischen Aktivitäten zwischen 1933 und 1938. In : Fritz Mayrhofer / Walter Schuster ( Hrsg. ), Nationalsozialismus in Linz. Bd. 1 , Linz 2001 , 64. 1140 Tweraser , US-Militärregierung Oberösterreich. Bd. 1 , a. a. O., 233 f. 1141 Für den Hinweis auf den „Fall Gleißner“ danke ich an dieser Stelle Herrn Univ.-Prof. DDr. Oliver Rath- kolb , der  – wenn auch in anonymisierter Form  – zuallererst diese Causa erwähnt hat. Siehe : Oliver Rathkolb , US-Entnazifizierung in Österreich zwischen kontrollierter Revolution und Elitenrestauration ( 1945–1949 ). In : Zeitgeschichte , 9–10 , 1984 , 317. 1142 Tweraser , US-Militärregierung Oberösterreich. Bd. 1 , a. a. O., 232. 1143 Schuster , Politische Restauration und Entnazifizierungspolitik in Oberösterreich , a. a. O., 183.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Untertitel
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Autor
Christian H. Stifter
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
762
Schlagwörter
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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