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3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 269
Relations“-Division ( ECR ) ab 1948 jedoch kontinuierlich an – bei sinkenden Zahlen in
den anderen OMGUS-Abteilungen –, sodass die ECR-Division dann ab Mai 1949 mit 35
Mitarbeitern bereits die größte Abteilung der Bayerischen Militärregierung darstellte.1160
Am 15. August 1945 wurde der Personalstand der Education Branch jedenfalls um Ma-
jor Leigh M. Lott1161 erweitert , der insbesondere den Bereich der Universitäten und For-
schungseinrichtungen übernahm. Zuvor war Major Lott der geheimdienstlichen Abtei-
lung „S-2-Combat Intelligence“ der US-Air Force ( 461st Bombardment Group ) zugteilt
gewesen.1162
Kurz danach , am 25. August 1945 , begab sich die „Education Branch“-Leitung in Person
von William B. Featherstone und Corporal Wallace J. Loftsgordon nach Wien , wo Ma-
jor Joseph M. Murphy1163 im Rahmen des US-Vienna Area Command die Erziehungs-
agenden wahrnahm. Major Murphy war vor allem für die Wiener Schulen ( Volks- und
Mittelschulen ) zuständig und ein Leutnant Fischer übernahm die Betreuung von Kursen
für amerikanische Soldaten – quasi eine Form militärinterner Weiterbildung.1164 Wäh-
renddessen brach „Private First Class“ ( Pfc. )1165 Kenneth L. Simmons von Verona nach
Salzburg auf , wo er als weiterer Education-Officer innerhalb der US-Militärregierung die
Arbeit aufnahm.1166
In Wien wurden unter Leitung von Featherstone alle Aktenbestände zusammengeführt
und systematisiert und bis zum August des Jahres eine überarbeitete Fassung der Military
Government Instructions ( No. 25 ), die „educational affairs“ betreffend , ausgearbeitet und
der „Plans and Operations Branch“ weitergeleitet. Des Weiteren wurde mit der Erstellung
1160 Latzin , Lernen von Amerika ? Das Kulturaustauschprogramm für Bayern und seine Absolventen , a. a. O., 61.
1161 Leigh M. Lott ( 1899–1986 ), studierte Geschichte an der Weslyean University in Connecticut , wo er
1926 promovierte. Nach seinem Dienst in der U. S. Army leitete Lott die Division of Humanities am
Centenary College for Women in New Jersey.
1162 Vgl. http://www.461st.org/History/461st%20History/461st%20History.html [ Zugriff12. 5. 2013 ].
1163 Joseph M. Murphy ( 1899–1986 ), Historiker und Schulpädagoge ; nach seinem Studium am Teachers
College der Columbia University lehrte Murphy zunächst Geschichte an ländlichen High Schools in
Massachusetts bevor er 1925 die „Columbia Scholastic Press Association“ an der Columbia Univer-
sity gründetet , deren Direktor er bis 1969 blieb. Wie Leigh M. Lott trat auch Murphy im Zweiten
Weltkrieg in die Dienste der U. S. Air Force ein ; 1945 wurde er zur Mitarbeit in der USFA-Education
Division abkommandiert. In Anerkennung seiner Tätigkeit für den Wiederaufbau des Schulwesen und
der Unterstützung kirchlicher Einrichtungen in Österreich wurde Joseph M. Murphy 1950 von Papst
Pius XII. der Ritterorden des Hl. Gregor des Großen verliehen. Siehe : http://www.columbia.edu/cu/
cspa/docs/About-us/history/murphy.html [ Zugriff 16. 5. 2013 ] ; siehe auch den Nachruf : Col. Joseph
M. Murphy , Founder of School Press Group , Dies. In : New York Times , 12. Februar 1986. [ http://www.
nytimes.com/1986/02/12/obituaries/col-joseph-murphy-founder-of-school-press-group-dies.html ].
1164 UAW , Rektoratsakten , Akademischer Senat , 455–1944 / 45 , Gedächtnisprotokoll über die am Mittwoch ,
den 26. September 1945 stattgefundene Besprechung , 1.
1165 Eine der niedrigsten Dienstgrade der US-Armee ( verliehen nach einjähriger militärischer Dienstzeit ).
1166 NARA II , RG 260 , Box 31 , Folder 253. USACA Historical File , United States Allied Commission for
Austria History. Part II , V-E Day to End 1945 , 234.
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
- Untertitel
- US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
- Autor
- Christian H. Stifter
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 762
- Schlagwörter
- US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkung 11
- Einleitung 15
- 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
- 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
- „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
- „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
- Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
- Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
- „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
- Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
- Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
- Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
- „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
- Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
- Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
- Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
- Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
- 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
- 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
- Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
- Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
- Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
- Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
- Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
- Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
- Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
- Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
- Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
- Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
- Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
- Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
- ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
- Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
- Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
- 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
- Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
- Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
- Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
- Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
- Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
- 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
- Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
- Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
- Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
- Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
- ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
- Schlussbemerkung 655
- Quellenverzeichnis 665
- Literaturverzeichnis 673
- Verzeichnis der Abkürzungen 735
- Personenverzeichnis 741