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Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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4. „The democratic way of life in Austria“ 294 die Auseinandersetzungen noch weiter verstärkte ;1258 ab Sommer 1932 galt , analog zum Beschluss auf dem 15. Deutschen Studententag in Würzburg , auch auch in Österreich das „Führerprinzip“ innerhalb der „Deutschen Studentenschaft“.1259 Wie Kurt Bauer schlüssig dargelegt hat , ging die von der NSDAP angewandte Strategie der „kalkulierten Eskalation“ auf akademischem Boden voll auf : mehr als 25 Prozent der illegalen Nationalsozialisten in Wien „gehörten dem akademischen Milieu an“,1260 wo- bei deren antisemitische Gewaltakte von der Polizei1261 ( außerhalb der Universität ), dem Wiener Universitätsrektor Wenzel von Gleispach , den universitären Behörden und der antisemitischen Professorenschaft1262 entweder stillschweigend geduldet oder offen unter- 1258 Siehe dazu : Wolfgang Speiser , Unter Adolf Hitlers Sturmfahnen. In : Sozialistisch-Akademische Rundschau , 4. April 1931 , 42 f. ; vgl. auch : Christian Stifter , Kurzcharakteristik der Quellenlage zu Leben und Werk von Wolfgang Speiser. In : Volker Otto / Erhard Schlutz ( Hrsg. ), Erwachsenenbildung und Emigration. Biographien und Wirkungen von Emigrantinnen und Emigranten (= Tagungsprotokoll der 12. Konferenz des Arbeitskreises zur Aufarbeitung historischer Quellen in der EB , hrsg. v. DVV ), Bonn 1999 , 119 f. 1259 Wagner , Von der Hochschülerschaft Österreichs zur Österreichischen Hochschülerschaft , a. a. O., 81. 1260 Kurt Bauer , „Kalkulierte Eskalation. Antisemitische Ausschreitungen an den Wiener Universitäten und Hochschulen in den frühen 1930er-Jahren“. Vortrag bei dem Workshop „Alma mater antisemitica“ ( 15.– 16. Juni 12012 ) an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien. Ich danke an dieser Stelle Herrn Dr. Kurt Bauer für die freundliche Zurverfügungstellung des unpublizierten Vortragsma- nuskriptes , das in Folge in überarbeiteter Fassung in einem Sammelband erscheinen wird. Vgl. dazu auch : http://www.kurt-bauer-geschichte.at/PDF-Materialien/Vortrag_Kalkulierte_Eskalation.pdf 1261 Nach mehrere „Saalschlachten“ und Prügelszenen zwischen jüdischen beziehungsweise sozialdemokra- tischen Studenten und Nationalsozialisten in Innsbruck und Wien , bei denen Studierende vor den Au- gen der anwesenden Polizei zusammengeschlagen wurden , ohne dass diese eingriff , steigerten sich diese Ausschreitungen ab 1932 zu gezielten „pogromartigen Krawallen“, bei denen im Mai 1933 nicht nur teure Laboreinrichtung Ziel der nationalsozialistischen Aggression waren , sondern durch Einsatz von Knüppeln und Totschlägern auch 21 teils schwer Verletzte zu verzeichnen waren , wobei der Wiener Polizeipräsident Franz Brandl ( bald darauf NSDAP-Mitglied ) die Tatenlosigkeit der Exekutive mit der Hochschulautonomie rechtfertigte. Vgl. Kurt Bauer , Lueger und die Lausbuben. In : Die Presse , 27. April 2012 ; zu den Uni-Krawallen 1932 , der vorübergehenden Schließung der Universität Wien samt Neben- gebäuden ( 26.10–30. 11. 1932 ) der Auflösung der Deutschen Studentenschaft und die Unterstellung der Österreichischen Hochschülerschaft unter „Sachwalterschaft“ siehe im Detail : Wagner , Von der Hoch- schülerschaft Österreichs zur Österreichischen Hochschülerschaft , a. a. O., 90 ff. 1262 Tatsächlich verdeutlichen neuere Forschungen , dass die Universität Wien Mitte der Zwanzigerjahre be- reits eine regelrechte „Hochburg des Antismitismus“ war. Nicht zuletzt waren es heimlich agierende pro- fessorale Kreise , wie etwa die inoffizielle Professorenclique „Bärenhöhle“  – ein der Anschlussbewegung der „Deutschen Gemeinschaft“ nahestehendes Zweckbündnis deutschnationaler Professoren und CV- Angehöriger  –, die geheime Absprachen trafen , um die Universität „judenrein“ zu machen beziehungs- weise jüdischen Wissenschaftern die universitäre Karriere nach Möglichkeit nachhaltig zu verbauen. Die „Zerstörung wissenschaftlicher Excellenz an Österreichs Hochschulen“ begann , wie Klaus Tascher jüngst dargelegt hat , „nicht erst 1934 oder 1938 [ … ] , sondern bereits in den 1920er-Jahren.“ Vgl. Klaus Ta- schwer , Hochburg des Antisemitismus. In : Der Standard , 12. Juni 2012. Im Detail : Klaus Taschwer , Die Bärenhöhle und ihr langer Schatten. Über das Wirken und Nachwirken einer geheimen antisemitischen Professorenclique an der Universität Wien nach 1918. Vortrag bei dem Workshop „Alma mater antise-
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Untertitel
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Autor
Christian H. Stifter
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
762
Schlagwörter
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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