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Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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4. „The democratic way of life in Austria“ 296 Auf Basis des Bundesgesetzes vom 6. September 1934 wurden die Kompetenzen Skrbens- kys als „Kommissär für die Aufrechterhaltung der Disziplin unter den Studierenden an den Hochschulen“ dann auf ganz Österreich erweitert.1268 In seiner Funktion als politischer Hochschulkommissär nahm Skrbensky in eigener Person  – unter vielen anderen  – auch die Relegierung von Bruno Kreisky vor , woran er sich , mittlerweile zum Sektionschef avan- ciert , in den Fünfzigerjahren Kreisky gegenüber ( dieser war mittlerweile Mitarbeiter von Bundespräsident Körner ) allerdings nicht mehr erinnern konnte.1269 Nach diesen ersten staatlichen Eingriffen in die Hochschulautonomie in der Zeit des Austrofaschismus sowie durch personalpolitische Interventionen infolge des sogenann- ten „Beamtenabbaugesetzes“ von 1933 und dem „Hochschulerziehungsgesetz“ 1935 , das die Universitäten zu vaterländischen Erziehungsanstalten umzufunktionieren trachtete ,1270 wurden diese mit der Annexion Österreichs durch Hitlerdeutschland schließlich von al- len demokratischen Restelementen ‚gesäubert‘ und ideologisch vollends gleichgeschaltet. Nach Erlass des gleichgeschalteten Unterrichtsministeriums vom 23. April 1938 , der einen strikten Numerus clausus für inländische jüdische Studierende verfügte und ein Weiter- studium nur noch „auf der Basis individueller Ansuchen im Rahmen dieser Quote bei den jeweiligen Dekanaten möglich war“,1271 galten die österreichischen Universitäten und Hochschulen nach mehreren weiteren „Säuberungswellen“ bereits gegen Ende des Jahres 1938 als „judenfrei“. Nach ‚Säuberungen‘ und massiven Evaluierungen der politischen „Am- bitionen“ des Lehrpersonals in Form von Fragebögen1272 kam es Anfang des Jahres 1940 zur vollständigen Ausrichtung auf die neue NS-Ordnung. Personelle Säuberung und Adaptierung von NS-Strukturen verlief an den österreichi- schen Universitäten nach dem Anschluss nicht nur in der selben Weise wie im „Altreich“, sondern  – nach ‚solider‘ Vorarbeit des Dollfuß-Schuschnigg-Regimes  – noch wesentlich beschleunigt ;1273 andersdenkende hatten so gut wie keine Chance , an einer Universität 1268 Siehe : BGBL., 232 , Jg. 1934 , ausgegeben am 17. September 1934 , 79. Stück , 554. 1269 Vgl. Schreiben von Bruno Kreisky an Heimo Gruber , vom 13. Juni 1985. Für den freundlichen Hinweis und die Überlassung einer Kopie des Briefes sei an dieser Stelle Heimo Gruber herzlich gedankt. 1270 Herbert Posch , Studierende und die Universität Wien in der Dauerkrise 1918 bis 1938. In : Herbert Posch / Doris Ingrisch / Gert Dressl , „Anschluss“ und Ausschluss 1938. Vertriebene und verbliebene Stu- dierende der Universität Wien  (= Emigration  – Exil  – Kontinuität. Hrsg. v. Friedrich Stadler , Bd. 8 ), Wien  – Berlin 2008 , 95. 1271 Herbert Posch , März 1938. „Anschluss“ und Ausschluss : Vertreibung der Studierenden an der Universi- tät Wien. In : Posch / Ingrisch / Dressl , „Anschluss“ und Ausschluss 1938 , a. a. O., 105. 1272 Albert Müller , Dynamische Adaptierung und „Selbstbehauptung“. Die Universität Wien in der NS- Zeit-Zeit. In : Dieter Langewiesche ( Hrsg. ), Universitäten im nationalsozialistisch beherrschten Europa ( Geschichte und Gesellschaft. Zeitschrift für Historische Sozialwissenschaft , 23. Jg., 1997 , H. 4 ), Göt- tingen 1997 , 609. 1273 Vgl. Müller , Dynamische Adaptierung und „Selbstbehauptung“, a. a. O., 596 ; weiters : Herbert Dachs , Ös- terreichische Geschichtswissenschaft und „Anschluß“ 1918–1938 , Wien  – Salzburg 1974 ; Brigitte Lichten- berger-Fenz , Österreichs Universitäten und Hochschulen  – Opfer oder Wegbereiter der nationalsozialis- tischen Gewaltherrschaft ? Am Beispiel der Universität Wien. In : Gernot Heiß et al. ( Hrsg. ), Willfährige
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Untertitel
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Autor
Christian H. Stifter
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
762
Schlagwörter
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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