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Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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4. „The democratic way of life in Austria“ 300 einer schließlich erfolgten Normalisierung auch weiter verlängert wurden. Außerdem wur- den alle Ernennungen zu Honorarprofessoren und Privatdozenten , die nach dem März 1938 erfolgt waren , für ungültig erklärt.1289 An dieser Stelle ist allerdings hinzuzufügen , dass der Wirkungsradius des Verbotsgesetzes trotz Anerkennung der Provisorischen Staatsregierung Renner durch den Alliierten Rat am 20. Oktober 1945 bis Februar 1946 auf die russische Be- satzungszone und das interalliierte Wien beschränkt blieb. Die Praxis der Entnazifizierung beziehungsweise die Dienstenthebungen oder Entlassungen in den übrigen Bundesländern orientierte sich hingegen bis Ende 1945 an den jeweiligen  – unterschiedlich ( streng ) gehand- habten  – Reglements und Kontrollen der jeweiligen Besatzungsmächte. Zu einer anderen , nämlich deutlich milderen Einschätzung der Entnazifizierung an den Wiener Universitäten als der zuvor zitierte OSS-Bericht kam Anfang November 1945 ein Bericht des militärischen Geheimdienstes G-2 der amerikanischen USFA-Truppen. Ob- wohl entsprechend dem hier präsentierten Zahlenmaterial ( siehe dazu die nachfolgende Tabelle ) einer Gesamtzahl von 1069 universitären Lehrkräften in Summe nur 128 Entlas- sungen gegenüber stehen ( rund 12 Prozent )  – die Medizinische Fakultät findet sich in die- ser Statistik allerdings ebenso wenig wie Angaben zur Säuberung der Dozenten  –, gelangte der militärische US-Geheimdienstbericht zur Ansicht , dass die Fakultäten , obwohl der ‚Säuberungsprozess‘ keinesfalls als abgeschlossen betrachtet wurde , bereits weitgehend von Nazis gesäubert worden seien , insbesondere was die Professorenschaft betrifft , und man glaubte auch zu wissen , warum : “De-Nazification in the Vienna universities is still in progress , and has reached a fairly satis- factory state as far as professors are concerned. This is due to three factors : ( a ) many of the pro-Nazi professors have fled , ( b ) Nazi professors who are German citizens are automatically excluded from further service with Austrian universities ; ( c ) the existing laws of the Central Government have been applied strictly by the Ministry of Education and all professors of Nazi leanings were immediately suspended.”1290 Von insgesamt 362 Professoren waren zum Berichtszeitpunkt 85 enthoben worden ( rund 23 Prozent );1291 allerdings lägen noch rund 90 Fälle der Sonderkommission des Ministeriums 1289 Willi Weinert , Die Entnazifizierung an den österreichischen Hochschulen. In : Sebastian Meissl / Klaus- Dieter Mulley / Oliver Rathkolb ( Hrsg )., Verdrängte Schuld , verfehlte Sühne. Entnazifizierung in Ös- terreich 1945–1955. Symposion des Instituts für Wissenschaft und Kunst , Wien 1986 , 255. 1290 Recordings of the U. S. Department of State relating to the Internal Affairs of Austria 1945–1954 ( Mi- krofilm-Bestand Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien ), Decimal File , Reel 6 , 1945–1949 , Special Report No. 2 , The Ministry of Education and the Vienna Universities , 8th November 1945 , 4 ( Cecil W. Gray , USFA Office of the Political Advisor , Counselor of Mission , to the Secretary of State , Washington D.C., 11. November 1945 ). 1291 Eine vollständige Namensliste der enthobenen Universitäts- und Hochschulprofessoren ( inklusive derjeni- gen mit „German nationality“ ) wurde im Appendix „F“ des USFA-Reports  – „Names of dismissed Univer- sity Professors“  – beigefügt. Ebd., 15 f.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Untertitel
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Autor
Christian H. Stifter
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
762
Schlagwörter
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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