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Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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359 Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung bezeichnete , stimmte das Fakultätsgremium der Philosophischen Fakultät schließlich im zweiten Wahlgang mit 35 Ja-Stimmen , 21 Nein-Stimmen und vier Stimmenthaltungen für die Nachbesetzung des Lehrstuhls für Theaterwissenschaft an der Universität Wien durch Kindermann , der somit vollständig rehabilitiert war.1528 Wie neuere soziologische Analysen zeigen , war es nach dem „Anschluss“ 1938 vor al- lem für die Dozenten , die die entlassenen Ordinarien ersetzten , auf breiter Basis zu einer signifikanten Aufwärtsmobilität gekommen. Paradoxerweise blieben , wie Christian Fleck schlüssig dargelegt hat , die österreichischen Nutznießer des NS-Systems , die ja nicht erst mit März 1938 installiert wurden , sondern „lediglich auf die „frei“ gewordenen Stellen nachrückten , von den Säuberungsmaßnahmen verschont : „Je höher sich Ostmärker wäh- ren der NS-Periode hinaufarbeiten konnten , desto unwahrscheinlich war es , dass sie 1945 ff. entlassen wurden.“1529 Tatsächlich waren 1945 an den Wiener Universitäten rund 80 Prozent aller Hochschul- lehrer von einer Entnazifizierungsmaßnahme betroffen , wobei nahezu jeder Zweite gemäß den gesetzlichen Bestimmungen ( Verbotsgesetz , Behörden- beziehungsweise Beamten- überleitungsgesetz ) zu entlassen gewesen wäre. Allein von den insgesamt 235 außeror- dentlichen und ordentlichen Professoren wären somit an die 200 Stellen an den Wiener Universitäten und Hochschulen neu zu besetzen gewesen.1530 Die Arbeit der Sonderkommissionen sowie der nachfolgenden Überprüfungskommis- sionen lässt sich daher , insbesondere vor dem Hintergrund der ungleich umfassenderen zierung von weiteren Einladungen zu erreichen : „I have received a letter from a friend who is a lecturer at the University of Vienna and who solicits my support in a campaign which he and his colleagues are waging against the re-appointment of a Dr. H. Kindermann to a university chair. It appears that this man was one of the principal propagandists for the Nazi State , and who is now working his passage back into an academic career. In this he is helped by the fact that he has certain contacts with Universities in England , has lectured at Birmingham University last year , and is said to be planning another lecture tour covering five universities in the United Kingdom [ … ]. I have no doubt about the authenticity of the various accusations against this man , but have told my Viennese friend that it is impossible to interfere with the freedom of university departments to invite guest speakers of their choice. Nevertheless , the problem remains whether we in this country ought to help in the rehabilitation of particularly unpleasent types of careerists and political fanatics [ … ]“. Karl R. Stadler to Dr. V. E. Cosslett , President , Associ- ation of University Teachers , Cambridge , 24th March 1953. ÖVA , B-Stadler , Karl R., Korrespondenz , 1950–1953. Für den Hinweis auf dieses Dokument sei an dieser Stelle meinem Kollegen Mag. Thomas Dostal herzlich gedankt. 1528 Siehe : Zangl , „Ich empfinde diese Maßnahme persönlich als ungerecht.“, a. a. O., 188 f. 1529 Christian Fleck , Österreichs Universitäten am Beginn der Zweiten Republik : Entnazifizierung und Nicht-Rückkehr der Vertriebenen , 2. An dieser Stelle zitiert nach : http://www.uni-graz.at/~fleck/ pdf/texte/2002c_Zweite_Republil_Unis_scienceexile.pdf [ Zugriff 20. 1. 2011 ] ; weiters : Ders., Au- tochthone Provinzialisierung. Universität und Wissenschaftspolitik nach dem Ende der nationalso- zialistischen Herrschaft in Österreich. In : Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaften , 7. Jg., 1996 , Nr. 1 , 67–92. 1530 Fleck , Österreichs Universitäten am Beginn der Zweiten Republik , a. a. O., 3.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Untertitel
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Autor
Christian H. Stifter
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
762
Schlagwörter
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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