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4. „The democratic way of life in Austria“
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services to the Department of State and other governmental agencies for several times ,
yet without success.“ 1614
Tatsächlich dürfte Winters Ausscheiden aus der New School for Social Research aber
–
einem geheimen Dossier des Office of Strategic Services zufolge – einer Intrige seitens
„Leftist and Communist refugees at New School“ geschuldet gewesen sein.1615 Trifft das
zu
– und es erscheint angesichts der wissenschaftspolitischen Ausrichtung der Einrichtung ,
in der zahlreiche linke Emigranten aus Deutschland und Österreich tätig waren , immerhin
wahrscheinlich
– ist es umso kurioser , als Winters politische Ambitionen in den USA von
legitimistisch-konservativer Seite durch die Verweise auf seine angeblich intensiven kom-
munistischen Aktivitäten torpediert und wohl auch zu Fall gebracht wurden.
Winter , der in den USA zwar auch nach dem Ende seiner Lehrtätigkeit an der New
School wissenschaftlich produktiv weiterarbeitete , letztlich aber nirgends akademisch re-
üssieren konnte , vielleicht auch deshalb , weil er unbeirrbarer ‚Österreicher‘ blieb , der sich ,
eigenen Angaben zufolge , letztlich gegen eine Naturalisierung sperrte ,1616 war im US-Exil
zunächst politisch überaus aktiv.
Bereits ab Jänner 1939 war Winter in New York mit dem Aufbau des „Austro-Ame-
rican-Center“ beschäftigt , der ersten politischen Plattform österreichischer Emigranten
1614 DÖW 21. 011 / 14. Anders als beispielsweise Hans Kelsen war Winter davon überzeugt , dass sich die
Emigranten an der Seite der USA bzw. der Alliierten in den Wiederaufbau Österreichs aktiv beteili-
gen sollten. Vgl. Holzbauer , Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ), a. a. O., 353–354 , 361. Wie aus einem im
Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands ( DÖW ) befindlichen Dokument hervorgeht ,
fand Winters Bemühen um Mitarbeit auf Seite amerikanischer Stellen – vermutlich gänzlich unin-
tendiert – Unterstützung in befremdlich antisemitischem Wortlaut. 1943 richtet Dr. Helene Wastl ein
Schreiben an das Office of War Information , worin diese Winter als Mitarbeiter empfahl , der – im
Unterschied zu Julius Deutsch oder Friedrich Adler – rein arisch ( „pure Aryan“ ) wäre und wertvolle
„connections with the Roman Catholic sections of the Austrian people“ habe. Die Verfasserin des Emp-
fehlungsschreibens , deren Einbürgerungsverfahren in die USA gerade lief , gab sodann noch ihren „pri-
vaten Gefühlen“ Ausdruck , indem Sie hoffnungsfroh orakelte , was sich im Endergebnis letztlich be-
wahrheiten sollte , nämlich dass „no government after the War in Austria , no matter how liberal , can
afford to reimport these Jews into leading positions.“ NARA II , RG 208 , Brief Helene Wastls an Alan
Cranston , Office of War Information , 23. Juni 1943. Zit. nach : Österreicher im Exil. USA 1938–1946.
Bd. 2 , a. a. O., 173 [ DÖW E 20. 222 ]. Ob es sich bei besagter Helene Wastl um die Innsbrucker Medi-
zinerin Dr. Helene Wastl ( 1896–1948 ) handelt , die bereits in den Dreißigerjahren als Professorin in den
USA lehrte , ließ sich nicht verifizieren. [ Auskunft von Dr. Peter Goller / Univ. Innsbruck und Dr. Peter
Eppel / Wien vom 23. August 2007 ].
1615 U. S. Office of Strategic Services. Foreign Nationalities Branch Files 1942–1945. INT–10EU–310. Inter-
office Memo. Office of Strategic Services , Sgt. Friedinger to Mr. Dewitt C. Poole , 13 January 1944 , 2 f.
1616 Um die österreichische Staatsbürgerschaft nicht zu verlieren , suchte Winter – der auch nach 1945 über
keine US-Staatbürgerschaft verfügte – angeblich nicht um die amerikanische an. Wie er im März 1945
an Riddleberger schrieb , habe er sich nach der Moskauer Konferenz definitiv entschieden , nicht um die
US-Staatsbürgerschaft anzusuchen. Winter an Riddleberger , 5. März 1946 , DÖW 21. 011 / 14.
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
- Untertitel
- US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
- Autor
- Christian H. Stifter
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 762
- Schlagwörter
- US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkung 11
- Einleitung 15
- 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
- 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
- „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
- „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
- Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
- Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
- „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
- Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
- Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
- Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
- „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
- Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
- Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
- Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
- Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
- 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
- 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
- Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
- Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
- Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
- Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
- Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
- Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
- Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
- Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
- Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
- Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
- Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
- Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
- ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
- Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
- Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
- 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
- Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
- Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
- Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
- Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
- Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
- 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
- Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
- Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
- Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
- Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
- ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
- Schlussbemerkung 655
- Quellenverzeichnis 665
- Literaturverzeichnis 673
- Verzeichnis der Abkürzungen 735
- Personenverzeichnis 741