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Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Seite - 386 -
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4. „The democratic way of life in Austria“ 386 for their constant diatribes against America and its way of life , but in a less intense degree the same outlook can be found among western Europeans especially the Belgians and , of course , among the Italians. These opinions are not voiced publicly , and least of all in writing , but inter- refugee conversations are full of them. Since these psychopathic mentalities will be transplanted to Europe after the war it is well to be aware of them.”1637 [ Hervorhebungen d. Verf. ] Inwieweit das hier zitierte Dossier Winter nach 1945 geschadet haben mag  – immerhin wurde es an eine Reihe weiterer US-Geheimdienstabteilungen und Abteilungen für Psy- chologische Kriegsführung weitergeleitet  –, lässt sich aufgrund fehlenden Quellenmaterials vorerst nicht eindeutig beantworten. Faktum ist , dass sich im Zusammenhang mit Winters Rückkehrbestrebungen nach Kriegsende im Schriftverkehr des State Departments keine diesbezüglichen Hinweise finden , was allerdings wenig aussagekräftig ist. Es ist zu ver- muten , dass die Informationen des Office of Strategic Services den einschlägigen Stellen durchaus bekannt waren , und dass Winters Bemühungen um baldige Rückkehr zwar nicht behindert , diesen aber ebensowenig klar erkennbare Unterstützung zuteil wurden. Win- ter war ein unbequem-umständlicher Intellektueller , ein universal-gelehrtes Fossil , ein Repräsentant eines vergangenen Österreich und einer untergegangenen Kultur. Sein un- abhängiger , konservativ-reformerischer , in verzweigten kulturhistorischen Dimensionen denkender Geist , der noch dazu harsche Kritik an der amerikanischen Politik artikulierte und Amerika der Mitverantwortung für Österreichs Untergang geziehen hatte , wurde wo- möglich  – das bleibt allerdings reine Spekulation  – tendenziell als größeres Hindernis für die Durchsetzung des „American way of life“ betrachtet , als die zahlreichen Reaktionäre und Ex-Nazis unter den österreichischen Universitätslehrern. Wie sehr Winter daran gelegen war , nach Kriegsende rasch nach Österreich zurückzu- kehren und  – in der berechtigten Hoffnung auf eine universitäre Karriere  – seine intellek- tuellen Fähigkeiten dem Land zur Verfügung zu stellen , zeigt sich anhand der Briefe , die er aus dem Exil an die Repräsentanten des neuen Staates richtete. Zunächst hatte Winter , nach einer Besprechung mit Eleanor Dulles ,1638 in einem Schreiben an das State Depart- ment seine Dienste angeboten , sofern „this is compatible with my primary allegiance to trotter“, verheiratet mit einer wohlhabenden Frau. Später anscheinend Vizepräsident der Österreichi- schen Handelskammer in den 1950er-Jahren. Siehe : U. S. Office of Strategic Services. Foreign Nationa- lities Branch Files 1942–1945. INT–4AU–710 , DeWitt C. Poole to John G. Erhardt , Department of State , Washington , D.C., 6. Februar 1945 , 9 ; siehe weiters : Österreicher im Exil. USA 1938–1945. Bd. 1 , a. a. O., 299 sowie Bd. 2 , 454. 1637 Office of Strategic Services. Interoffice Memo , Sgt. Friediger to Mr. DeWitt C. Poole , a. a. O., 13. Jän- ner 1944 , 4. U. S. Office of Strategic Services. Foreign Nationalities Branch Files 1942–1945. INT– 33AU–120. 1638 Eleanor Lansing Dulles ( 1895–1996 ), Schwester von State Secretary John Foster und von Allen Welsh Dulles , CIC bzw. CIA Chef , war im State Department mit ökonomischen Aspekten des „post-war plan- ning“ befasst.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Untertitel
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Autor
Christian H. Stifter
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
762
Schlagwörter
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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