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Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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387 Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung my own country , Austria.“1639 Wie schon zuvor , stieß auch dieses Ansuchen , dem Winter einen ausführlichen Lebenslauf beigelegt hatte , auf eine höfliche Absage.1640 Nach Berichten in US-Tageszeitungen , wonach die Möglichkeit für „Austrian refu- gees“, in ihre Heimat zurückzukehren , nun in eine neue Phase eingetreten sei , wandte sich Winter im Jänner 1946 neuerlich an Riddleberger , diesmal um Fragen der Einreisebestim- mungen ( Pass , Visa , Staatsbürgerschaft ) abzuklären. Winter teilte Riddleberger mit , dass er und seine Familie „are interested in returning to Austria , as soon as we technically are allowed to do“ und bedankte sich für die Weiterleitung eines diesbezüglichen Schreibens an Bundeskanzler Figl , „to whom I have been able to write in the meantime through or- dinary mail.“1641 Im Jänner 1946 richtete sich Winter also direkt an Bundeskanzler Figl , dem er sei- ne Dienste für das „Vaterland“ anbot und gleichzeitig den Wunsch nach einer universi- tären Lehrtätigkeit äußerte , indem er „auf Wiener akademischem Boden an der festen Neubegründung einer österreichischen Staatsgesinnung , eines österreichischen Volksbe- wusstseins mitzuwirken“1642 anbot. Des Weiteren wandte sich Winter auch an Unter- richtsminister Hurdes , den er darum ersuchte , zu veranlassen , sein Habilitationsverfahren wiederaufzunehmen. Nachdem Hurdes aber von der juridischen Fakultät mit der genann- ten „Abschrift“ einschlägig vorinformiert worden war , zeigte er sich zunächst wenig ge- neigt , die Angelegenheit vor einer definitiven Rückkehr Winters nach Wien zu unterstüt- zen.1643 Mit Beharrlichkeit erreichte Winter schließlich doch , dass sich Hurdes der Sache an- nahm und angesichts der Obstruktionspolitik der Wiener juridischen Fakultät versuchte , Winter als Professor für Soziologie an die Universität Graz zu holen , was , in der Darstel- lung Winters , allerdings durch das Finanzministerium mit Hinweis auf fehlende Mittel blockiert worden sei.1644 Obwohl sich Hurdes weiter für Winters Habilitation an der Uni- 1639 Schreiben von Ernst Karl Winters an James Riddleberger , Department of State , Washington D.C., 5. März 1945 , DÖW 21. 011 / 14. 1640 Schreiben von James Riddleberger an Ernst Karl Winter , 21. März 1945 , DÖW 21. 011 / 14. 1641 Schreiben von Ernst Karl Winters an James W. Riddleberger , Division for Central European Affairs , Department of State , Washington D.C., 11. Jänner 1946 , DÖW 21. 011 / 14 ; Winter unterschrieb den Brief mit „former Vice-Mayor of Vienna“. 1642 DÖW 15. 060 / 21. Zit nach : Holzbauer , Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ), a. a. O., 365. 1643 Über die abermalige Verschleppung seines Habilitationsgesuches zeigte sich Winter in einem Brief an Figl schwer enttäuscht und irritiert : „Ich dachte die Wiedergutmachung des mir durch fast 20 Jahre zugefügten Unrechtes , das in der Verweigerung der venia legendi durch die an der juridischen Fakul- tät herrschenden deutschnationalen Clique bestand , sei eine Selbstverständlichkeit. Aus Hurdes Brief glaube ich entnehmen zu müssen , dass dem keinesfalls so ist und dass damit neuerdings Klauseln und Bedingungen verbunden sind , die ich schon einmal abgelehnt habe.“ DÖW 15. 060 / 21. Erstmals zit. bei : Holzbauer , Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ), a. a. O., 366. 1644 Ernst Karl Winter to James W. Riddleberger , Division of Central European Affairs , Department of State , Washington D.C., 10. Februar 1948. Recordings of the U. S. Department of State relating to the
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Untertitel
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Autor
Christian H. Stifter
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
762
Schlagwörter
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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