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Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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391 Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung „nicht nur außenpolitisch vollkommen versagt [ … ] , nicht nur nicht die Wiedergruppierung des Nazismus verhindert“, sondern wäre darüber hinaus „auch zur primitivsten Wieder- gutmachung unfähig“.1659 Winter , der sich bis zum Abschluss des Staatsvertrages wiederholt durch Leserbriefe in amerikanischen Tageszeitungen zu Fragen des Staatsvertrages und zur Zukunft Ös- terreichs einbrachte ,1660 kam schließlich erst im November 1955 , nachdem ihm eine Ge- meindewohnung zugewiesen worden war , als kranker Mann1661 und ohne Familie das erste Mal wieder nach Wien.1662 Sogleich wandte er sich mit soziologisch ausgerichteten Vorlesungsvorschlägen  – so unter anderem über den „Amerikanismus in der Atomzivili- sation“  – an den Dekan der rechts- und staatswissenschaftlichen Fakultät und erneuerte seinen „Antrag um Ausdehnung der venia legendi auch auf Soziologie im kürzesten mögli- chen Verfahren“.1663 Dieses wiederholte , in beharrlich gelassenem Ton gestellte Ansuchen wurde nach kurzem Hin und Her durch Beschluss des Professorenkollegiums am 17. De- zember 1955 schließlich genehmigt.1664 Kurz darauf führte Winter mit Unterrichtsminister Drimmel bereits Gespräche betreffend die Schaffung eines Lehrstuhls für „österreichische Geschichte an der juridischen Fakultät“, an dem künftig österreichische Wirtschafts- , So- zial- , Kultur- und Geistesgeschichte in Verbindung mit politischer Theorie gelehrt werden sollten. Zugleich bemühte sich Winter , der gerade seine Studie über „Christentum und Zivilisation“ fertig gestellt hatte , um Verleihung einer Titularprofessur , auf die er sowohl wegen seiner wissenschaftlichen Qualifikation als auch hinsichtlich der früheren „staats- feindlichen“ Verhinderung „ein moralisches Anrecht zu besitzen“1665 glaubte. Aber so einfach sollte die Angelegenheit für Winter nicht laufen. Ausgerechnet Au- gust Maria Knoll , der Winter noch im Juni mitgeteilt hatte , dass die „Causa in diesem 1659 Holzbauer , Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ), a. a. O., 369. 1660 Zwei Beispiele : „The Role of Austria. Importance to Peace of Granting Independece Discussed“ ( Letter from Ernst Karl Winter )“. In : New York Times , 13 September 1953 , E10 oder „Austria‘s Role Assessed. Status said to enable Her to act as Mediator for Central Europe ( Letter from Ernst Karl Winter )“. In : New York Times , 15 May 1955 , E8. 1661 Winter litt zum damaligen Zeitpunkt an einer Retinalthrombose und war bereits halb erblindet. Siehe : Ernst Karl Winter , Bericht an die Herren Professoren der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakul- tät in Wien ( aus Anlass meiner vorläufigen Rückkehr in die USA , undatiert [ Jänner 1957 ] ), UAW , Phil. Fakultät , Personalakt Ernst Karl Winter / 23 , 2. 1662 UAW , Phil. Fakultät , Personalakt Ernst Karl Winter / 23 ; Vgl. weiters : Österreicher im Exil. USA 1938– 1945 , a. a. O., 699 ; zudem : Der Freiheitskämpfer , Nr. 11–12 , 1956 , 5. 1663 UAW , Phil. Fakultät , Personalakt Ernst Karl Winter / 23 , Brief Winters an Dekan Theodor Puetz vom 21. November 1955 , 1 f. 1664 Ebd., Dek.Zl. 1773 aus 1955 , Schreiben des Dekanats der Universität Wien an Karl Ernst [ sic ] Win- ter vom 12. Jänner 1956 ; weiters ebd. Zl. 108. 377-I / 1–55 , Schreiben von Bundesminister Drimmel an Winter vom 9. Jänner 1956. 1665 UAW , Phil. Fakultät , Personalakt Ernst Karl Winter / 23 , Schreiben Ernst Karl Winters an Dekan The- odor Puetz vom 19. Juni 1956 , 1.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Untertitel
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Autor
Christian H. Stifter
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
762
Schlagwörter
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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