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Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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4. „The democratic way of life in Austria“ 392 Semester noch anzuschneiden ungünstig“1666 sei , stellte am 13. Oktober 1956 gegenüber der Fakultät den Antrag auf Verleihung eines außerordentlichen Professors an Winter und fügte ( mit Rufzeichen ) an , dass die Kommission mit ihm der Meinung sei , „dass die beantragte Titulierung ein Akt der Wiedergutmachung ist !“;1667 der Antrag erhielt aber nicht die dafür erforderliche Mehrheit der Kollegen und wurde aus formalen Gründen , nämlich dem Fehlen der vorgeschriebenen Jahre der Lehrausübung als Dozent , abge- lehnt. Tief enttäuscht kehrte Winter für die Zeit von Jänner bis Herbst 1957 in die USA zu seiner Familie zurück , unter anderem auch wegen der amerikanischen Edition seines Buches „Christentum und Zivilisation“. Vor seiner Abreise nahm er , dem es mittlerwei- le schon „peinlich“ war , „in alten , obsoleten Dingen zu wühlen“, in einem persönlich gehaltenen Rechenschaftsbericht an seine Kollegen ausführlich Stellung zum vorläufig „gescheiterten Experiment“ einer „Wiederverwurzelung in der alten Heimat“.1668 Das an- gesprochene Scheitern war in Summe wohl vielgestaltig , hatte aber primär mit der als Demütigung empfundenen , „nicht vollständig durchgeführten Wiedergutmachung“ an seiner Person zu tun. Schließlich könne es , wie Winter formulierte , „nicht mit rechten Dingen zugehen [ … ] wenn meine lebenslangen wissenschaftlichen Leistungen nicht ein- mal für die Titularprofessur ausreichen , nachdem ich an einer amerikanischen Universität doch Universitätsprofessor war“.1669 Kaum ein Jahr nach Österreich zurückgekehrt , suchte Winter  – „teils aus visatechni- schen Gründen“  – bei der Fakultät um einen einjährigen Urlaub für einen Aufenthalt in den USA an.1670 Dazu kam es allerdings nicht mehr  – am 4. Februar 1958 verstarb Winter  – „unbedankt und kaum registriert“,1671 wie Hugo Pepper konstatierte  – in Wien.1672 1666 Ebd., Schreiben Ernst Karl Winters an Dekan Theodor Puetz vom 18. Juni 1956. 1667 Ebd., Antrag von August M. Knoll an die rechts- und staatswissenschaftliche Fakultät der Universität Wien , 13. Oktober 1956 , 2. 1668 Ernst Karl Winter , Bericht an die Herren Professoren der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakul- tät in Wien ( aus Anlass meiner vorläufigen Rückkehr in die USA ), undatiert ( Jänner 1957 ), UAW , Phil. Fakultät , Personalakt Ernst Karl Winter / 23 , 1. 1669 Ebd., 4. Mit stolzer Verbitterung und zugleich einem Rest an Hoffnung auf eine womöglich doch noch realisierbare Integration in die Wiener Universität adressierte er an seine Kollegen : „[ … ] die österreichischen politischen Wissenschaften sind nicht so überreich an reifen Kräften , dass die Uni- versität das Recht hat , jemanden , der etwas leisten kann , einfach wieder sang- und klanglos ziehen zu lassen.“ Ebd. 1670 Winter unterfertigte das Schreiben als „Altvizebürgermeister der Stadt Wien“, als „Univ.Prof.i. R. ( New York )“ und als „Univ.Dozent ( Wien )“. UAW , Phil. Fakultät , Personalakt Ernst Karl Winter / 23 , Schrei- ben Winters an die Rechts- und staatswissenschaftliche Fakultät der Universität Wien vom 3. Dezember 1958. 1671 Pepper , Ernst Karl Winter und die Sozialdemokratie , a. a. O., 150. 1672 Die New York Times druckte immerhin einen kurzen Nachruf. Siehe : New York Times , 22 Februar 1959 , 88.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Untertitel
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Autor
Christian H. Stifter
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
762
Schlagwörter
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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