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Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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4. „The democratic way of life in Austria“ 412 hinter lassen hat , führen Knoll zu folgendem , in kritischer Gegen lek türe zum Quellen- material anderer Provenienz durch aus zutreffenden Urteil : „Sicher mussten sich die Kommissionsmitglieder eingestehen , dass wohl so ziemlich alle Begriffe akademischer Aufrichtigkeit und Toleranz für immer nutzlos geworden sind , so dass sie nur formal urteilen konnten und nicht nach Kriterien von Schuld.“1766 Mit der Tätigkeit dieser sowie auch aller anderen , direkt bei den jeweiligen aka demi- schen Behörden und Dienststellen , dezentral installierten Sonder kom missionen konnten die Alliierten , zumindest in den inter alliierten gremialen Zusammenkünften , jedenfalls „gar nicht zufrieden“1767 sein  – immer hin waren bis Februar 1946 viele Sonderkommissio- nen , vor allem in den west lichen Bundesländern , noch gar nicht eingerichtet worden.1768 Durch das am 18. Februar 1947 in Kraft getretene Bundesverfassungsgesetz vom 6. Fe- bruar 1947 ( BGBL. Nr. 25 ) über die Behandlung der National sozialisten ( „National - sozialisten gesetz“ ) wurde der Überprüfung der öffentlich Bediensteten durch Sonder- kommissionen schließlich die gesetzliche Grundlage entzogen.1769 Trotz klarer Vorgaben und dem deklarierten Interesse an einer strikten Entnazi fizierung , selbstverständlich auch der Universitäten , waren die diesbezüglichen Kontrollaktivitäten der US-Militärorgane  – sowie der alliierten Gremien allgemein  –, keineswegs von einheit- licher Qualität. Die prinzipielle Akzeptanz der universitären Autonomie hatte eine nicht- interventionistische Position gegenüber universitären Agenden zur Folge , die letztlich in eine Politik des Laissez-faire  – mit fallweisen Beanstandungen  – einmündete. heran gezogen wurde , oder auch der ( namentlich ungenannte ) ehemalige Ver trauens mann des NS-Hoch- schul lehrerbundes. Vgl. dazu Reinhold Knoll , Die Entnazifizierung an der Universität Wien. In : Meissl ( Hrsg. ), Ver drängte Schuld  – verfehlte Sühne , a. a. O., 276. 1766 Reinhold Knoll , Die Entnazifizierung an der Universität Wien. In : Meissl ( Hrsg. ), Ver drängte Schuld  – verfehlte Sühne , a. a. O., 278 f. 1767 Stiefel , Entnazifizierung , a. a. O., 95. 1768 Ebd.,132. 1769 ÖSTA / AdR , Bestand 04 , BKA , Liquidator , Kt. 154 , 14699-SDOK / 1947 , 1. Kopie im Besitz d. Ver- fassers. Im Bundesministerium für Unterricht wurde daraufhin eine Kommission mit so ge nannten „flie- genden Senaten“ ein ge richtet , die  – wie schon zuvor  – neben einem Vertreter des Bundes mini steriums aus je einem Vertreter der drei „anerkannten politischen Parteien“ sowie einem Vertreter der Gewerk schaft des Öffentlichen Dienstes bestanden. Den Vorsitz hatte Sektionschef Ernst Hefel inne , Stell vertreter war Hans Kenda. Vgl. ÖSTA / AdR , Bestand 04 , 2C1 , Diszi pli nar kammern , Sonder kom mis sionen , 1945– 1958 , Ktn. 378 , Zl. 25563-IV / Pb , Unterrichts minister Hurdes an das Bundes kanzleramt , Bildung der Kommis sio nen gemäß § 19 ( 2 ) des Verbots gesetzes 1947 , 19. Juli 1947 , 1 f. Per Weisung wurde Sekti- onschef Skrbensky im März vom Liquidator der Einrichtungen des Deutschen Reiches in der Republik Österreich mit der „zusam menfassenden Behandlung der Arbeiten zur Liquidierung jener Einrichtungen [ … ] ( die ) nunmehr zum Wirkungsbereich III ( Hochschulen und administrative An gelegen heiten der übrigen Schulen ) des Bundesministeriums für Unterricht gehören“ betraut. „Hierzu gehört auch die Be- sorgung der im Rahmen des Beamten-Überleitungsgesetzes und des National sozialisten gesetzes , dem Li- quidator der Reichseinrichtungen zukommenden Aufgaben.“ ÖSTA / AdR , Bestand 04 , BKA , Liquidator , Kt. 154 , Zl.2694 / 47 , Liquidator Dr. Troll an Sektionschef Skrbensky , 13. März 1947.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Untertitel
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Autor
Christian H. Stifter
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
762
Schlagwörter
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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