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Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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4. „The democratic way of life in Austria“ 414 Ein derart ‚salopper‘ Umgang mit der kaum zweieinhalb Jahre zurückliegenden NS- Vergangen heit seitens amerikanischer Stellen  – auch wenn derartige Vorkommnisse wohl eher Ausnahmen waren  – war dem verantwortungs bewussten Neubeginn einer demo- kratischen , strikt antifaschistischen Wissenschaftskultur sicher nicht besonders förderlich. Ein nicht ganz uninteressantes Detail stellt in diesem Zusammenhang der Umstand dar , dass es der Zoologe und verantwortliche Leiter der US-Education Division in Öster reich war , der den Anatomischen Atlas des früheren NS-Rektors Eduard Pernkopf 1776 ameri- kanischen Universitäten als großartiges Lehrbuch empfahl und zukom men ließ.1777 Ohne dass Williams1778 im Hinblick auf das dem Atlas zugrunde liegende Illustrationsmaterial vorgeworfen werden kann , gewusst zu haben , was erst die Zeitgeschichteforschung vor ei- nigen Jahren wieder ans Tageslicht brachte , wirft allein die Art und Weise , in der hier mit dem höchsten ministerialen Wissen schafts beamten korres pondierte wurde , ein bezeich- nendes Licht auf die für den bildungs politischen Neubeginn in Österreich maßgeblichen US-Militärstelle ; immer hin war Pernkopfs NS-Vergangenheit wohl bekannt.1779 Bis Jän- Frankfurt a. Main. Auffällig ist , dass bei der detaillierten Aufzählung der jeweiligen wissen schaftlichen Fachgebiete , inklusive der namentlich angeführten Reviewer , im Bereich ( NS- )Medizin u. a. auch ein- deutig schwer belastete „Forschungsbereiche“ wie beispiels weise Pathologie ( Einsatz der Pathologie im Kriege , Traumen , Geschosswirkungen , Wundheilung , Effects of Bombing , Höhen flug / Höhenkrankheit , Hunger , Epidemics etc. ) mit aufgezählt wurden. Inwieweit das Projekt realisiert wurde , geht aus dem Aktenverlauf im Universitätsarchiv Wien leider nicht hervor. 1776 Eduard Pernkopf ( 1888–1955 ), Wiener Anatom , trat im April 1933 der NSDAP bei und blieb wäh- rend der Ver bots zeit Mitglied der SA Gruppe Hardegg. Im März 1938 wurde er umgehend zum SA-Sanitäts-Ober sturmbannführer ernannt. Wie Ingrid Arias recherchierte , wurde Pernkopf be- reits 1935 „in einem anonymen Schreiben als ‚Nazi durch und durch‘ “ charakterisiert. 1943 wurde Pernkopf zum Rektor der Universität Wien ernannt. Arias , Entnazifizierung an der Wiener Medizi- nischen Fakultät , a. a. O., 349. 1777 NARA II , RG 260 , EDU , Box 1 , Folder 1. W. S. McEllroy , Dean of the University of Pittsburgh , School of Medicine , Pennsylvania , an Samuel H. Williams , Chief , Education Division United States Forces in Austria / USACA , 28. Oktober 1948. 1778 Samuel H. Williams hatte in Berlin , Breslau , Italien und Jugoslawien studiert ; von 1922 bis 1942 war er ordentlicher Professor an der Universität Pittsburgh und als Ehrenmitglied verschiedener wissen- schaftlicher Gesellschaften auch in Europa gut vernetzt : so war Williams beispielsweise Mitglied der Deutschen Entomologischen Gesellschaft oder der Linnean Society of London. Als Zoologe hatte er zahlreiche wissenschafliche Expeditionen geleitet  – so z. B. in die Dschungel von British Guinea , Ve- nezuela , West Indien , zu den Südseeinseln oder zwischen 1925–1932 als Leiter der Amazonas- und Orinoko-Expedition. UAW , Dekanatsakten , Phil. Fakultät , 2491–1 949 / 50 , Curriculum Vitae Prof. Dr. Samuel H. Williams , 1. 1779 Ein zwar nebensächliches , aber keineswegs uninteressantes Detail ist in diesem Zusammenhang die Tatsache , dass Pernkopfs „Topographische Anatomie des Menschen“ hinsichtlich dessen fachlich-anato- mischer Qualität später just von einem amerikanischen medizinischen Illustrator verteidigt wurde : „Nazi science and art of merit , regardless of its contribution to mankind , can be difficult to fully appreciate in light of incredible cruelties the regime inflicted on Jews and others it considered its enemy. For this rea- son Pernkopf’s Topographische Anatomie des Menschen will always be controversial and will , unfortunately ,
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Untertitel
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Autor
Christian H. Stifter
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
762
Schlagwörter
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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