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Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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429 Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung Zu diesem Zweck wurden einstimmig beschlussfähige Kommissionen ( auch „Ehren- kommissionen“ genannt ) eingerichtet ; unter Vorsitz eines vom Rektor bestimmten und ständig mit der politischen Überprüfung beauftragten Mitgliedes des Lehrkörpers als Vor- sitzenden , bestanden die Kommissionen auch aus drei Mitgliedern der Hochschülerschaft ( je ein Vertreter der politischen Studentenverbände ) als Beisitzer , die „je einer der demo- kratischen Parteirichtungen angehören“ und selbst ein „polizeiliches Zeugnis über ihre politische Unbedenklichkeit vorzulegen“1841 hatten. Bei Stimmengleichheit „dirimierte“ ( entschied ) der Vorsitzende ; die Letztent scheidung über Zulassung oder Nicht-Zu las sung lag beim Rektor. Unter allen Umständen vom Studium auszuschließen waren „Illegale“, politische Funk- tionäre der NSDAP vom Zellenleiter aufwärts , Angehörige der zivilen SS , Angehörige der NS-Wehrverbände vom Unteroffizier aufwärts , Angehörige der HJ und des BDM vom Oberscharführer / in aufwärts , Funktionäre des National sozialistischen Stundenbun- National sozialismus , (= Emigration  – Exil  – Kontinuität. Schriften zur zeitgeschichtlichen Kultur- und Wissen schafts forschung. Hrsg. v. Friedrich Stadler , Bd. 11 ), Wien  – Berlin 2011 , 190. Lediglich bei In- skribenten , die schon vor dem April 1945 eingeschrieben waren , „griffen die überprüfenden Studenten auf die Kartei karten aus der NS-Zeit zurück.“ Zit. nach : ebd., 207. 1841 UAW , Dekanatsakten , Phil. Fakultät , 513–1945 / 46 , Erlass des Unterrichtsministeriums ( Z.3040 / III– 46 ) [ auf Basis des Erlasses vom 16. 8. 1945 , Z.3423 / 45 ] betref. der politischen Überprüfung der Inskri- bierenden an den österreichischen Hochschulen , Bundesminister Hurdes an die Rektorate aller wis- senschaftlichen Hoch schulen , 2. Februar 1946 , 1. Wie es um die politische Zuver lässig keit einzelner Nominierter bestellt war , zeigt u. a. das Beispiel des Kommis sions vorsitzenden der Gruppe Geisteswis- senschaften an der philo sophischen Fakultät der Universität Wien , Erich Schenk ( 1902–1974 ). Dieser war zwar nie NSDAP-Mitglied , aber seit 1934 Mitglied der „Reich schaft Hochschul lehrer im NS- Lehrer bund“ und machte ab 1938 Karriere : 1939 wurde der Salzburger Mozartforscher Schenk , der sich in Rostock habilitiert hatte und dort bereits 1936 zum Professor bestellt worden war , nach Wien berufen , und übernahm als Ordinarius das Musik wissen schaftliche Institut ; in dieser Funktion war er auch maß- geblich an der Zwangsenteignung ( „Arisierung “ ) der Privat bibliothek Guido Adlers 1941 beteiligt. Als nach Kriegende deshalb Anzeige gegen Schenk er stattet wurde , deckte Otto Skrbensky Schenk , indem nach Untersuchung der Vorkommnisse keine „nach weis baren Taten“ festgestellt wurden ; zudem versch- wanden Teile von Schenks Personalakten aus der NS-Zeit sowohl im Unterrichtsministerium als auch im Archiv der Universität Wien. Vgl. Murray G. Hall / Christina Köstner , „… allerlei für die National biblio- thek zu ergattern …“. Eine österreichische Institution in der NS-Zeit , Wien  – Köln  – Weimar 2006 , 298 ; weiters : Yukiko Sakabe , Die Bibliothek von Guido Adler. In : Mitteilungen der Alfred Klahr Gesellschaft , Nr. 1 , 2007 , 12. [ Ich danke Herrn Dr. Klaus Taschwer an dieser Stelle für den Literaturhinweis ]. Auch nach 1945 verhielt sich Schenk offen antisemitisch : in den 1950er-Jahren lehnte er unverhohlen Dissertationen über Franz Schreker oder Gustav Mahler „mit dem Hinweis auf deren jüdischen Abstammung“ ab. Siehe dazu auch folgende Angaben auf : http ://www.oeaw.ac.at/ikt/Archiv/jourfixe/08_06/080929sakabe_stau- dinger.pdf ; siehe insbesondere auch : Michael Staudinger , Musikwissenschaft an der Universität Wien 1945–1955. In : Grandner / Heiß / Rathkolb ( Hrsg. ), Zukunft mit Altlasten , a. a. O., 163. 1950 wurde Schenk Dekan der Philo sophischen Fakultät , 1957 schließlich Rektor. 1970 erhielt er das österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst. Alljährlich wird in Wien der Erich Schenk-Preis der Mozart- gemeinde Wien vergeben. Siehe. Pfefferle / Pfefferle , Glimpflich entnazifiziert , a. a. O., 43.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Untertitel
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Autor
Christian H. Stifter
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
762
Schlagwörter
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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