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Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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4. „The democratic way of life in Austria“ 436 Dennoch : angesichts der schleppenden und im Ergebnis als unzufriedenstellend erachte ten ‚Säuberung‘ der Universitäten  – die Ausschlussquote von Inskribenten be- ziehungsweise von Studierenden der Universität Wien im Sommersemester 1946 lag bei lediglich zwei Prozent1872  – machte der Bildungsausschuss der Österreichischen Hochschüler schaft den Vorschlag , den Akademischen Senat zu ersuchen , Pflicht- vorlesungen über „Staat und Philosophie“, „Staat und Recht“ und „Österreichische Ge- schichte“ an allen Fakultäten einzuführen. Alle Studenten sollten künftig vor Able gung von Staatsprüfungen oder Rigorosen ein Kolloquiumzeugnis über diese Vor lesungen er- bringen.1873 Wie nicht weiter verwunderlich , kam dieser Vorschlag , der als flankierende Maßnahme zur verschärften Überprüfung durch Entnazifizierungs kom missionen ge- dacht war , von den Studierenden und nicht von den Universitäts professoren , die sich aber umgehend an die konkrete Planung und Durchführung verpflichtender Vorlesungen zur Politischen Bildung machten. Nach einem vorangegangenen Antrag von Professor Hans Thirring sowie der Vorlage eines „Motivenberichtes“, der auf die „aus verschiedensten Kreisen des In- und Auslandes“ wiederholt vorgebrachte Forderung , „daß die geistige Loslösung der Studentenschaft von der nationalsozialistischen Ideologie durch die Hochschulen nicht bloß auf dem der Wis- senschaft nächstliegenden und vor allem zukommenden Wege der Erziehung zu strengster Objektivität , sondern auch in positiver Beeinflußung durch Vermittlung antinationalsozia- listischen Gedankengutes erfolgen möge“, nahm der Akademische Senat im Dezember 1946 den Antrag an. Nun waren ab dem Studienjahr 1947 / 48 „alle inländischen Studierenden , die an einer Fakultät der Universität Wien als ordentliche oder außerordentliche Hörer ein ordnungsgemäßes Studium betreiben und mit der hierfür vorgeschriebenen Schlußprüfung beenden wollen , bis auf weiteres verpflichtet ( sind ), eine zweistündige Vorlesung über ‚Die psychologischen Grundlagen der Weltfriedensidee‘ zu besuchen“1874 und auch nachzuwei- sen. Aller dings scheint die Vorlesung letztlich dann doch keinen verpflichtenden Charakter 1872 Huber , Entnazi fi zierung und Rückbruch , a. a. O., 159. Die Ausschlussquote betrug an der medizinischen Fakultät 2 % , an der juridischen Fakultät 2,8 % , im geisteswissenschaftlichen Bereich der philosophi- schen Fakultät 2,4 % , wohingegen der Ausschluss im Bereich der Naturwissenschaft unter einem Prozent lag. Ebd., 214. Wie Andreas Huber ausführt , erreichte der „Ansturm“ im WS 1946 / 47 an der Univer- sität Wien ( sowie in Österreich allgemein : 35. 381 ) mit 12. 527 Studierenden seinen Höhepunkt. Siehe : ebd., 181. Eine zahlenmäßig detaillierte Darstellung der Entnazi fizierung der Studierenden liegt mit der Studie von Platzer für die medizinische Falkultät vor : Rachel Platzer , Ent nazifizierung der Studieren- den an der Universität Wien unter besonderer Berücksichtigung der medizi nischen Fakultät , Dipl.-Arb., Univ. Wien 2005. So wurden etwa im WS 1945 / 46 insgesamt 64 Studierende ausgeschlossen , wobei der Prozentsatz der negativen Kommissionsentscheide gegenüber den zur Überprüfung Geladenen mit 89 % hoch ausfiel ( im SS 1946 waren es 77,8 % ). Ebd., 76–77. Zit. nach : Huber , Entnazi fi zierung und Rückbruch , a. a. O., 192 bzw. 213. 1873 Erziehung zum Österreicher. In : Akademische Rundschau , 1. Jg., 1946 , Nr. 23 , April 1946 , 5. 1874 UAW , Senats-Sitzungsprotokolle des Studienjahres 1946 / 47 , Sitzung des Akademischen Senates am 14. Dezember 1946 , 1.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Untertitel
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Autor
Christian H. Stifter
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
762
Schlagwörter
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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