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Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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4. „The democratic way of life in Austria“ 440 an das Rektorat verfasst 1890 und antisemitische Plakate angebracht , die auch bei der Staats- polizei zur Anzeige gebracht wurden1891  –, häuften sich Ende 1945 und Anfang des Jahres 1946 in der Presse berichterstattung1892  – vor allem in den sozialistischen und kommunis- tischen Zeitungen , aber auch im Dreiparteien organ Neues Österreich  – vermehrt negative Berichte über antisemitische Kund gebungen und stürmische studentische Soli daritäts- veranstaltungen für enthobene , belastete Professoren an den Universitäten.1893 Ausgelöst durch den „Fall Nadler“1894 kam es zu betont scharfen Gegenreaktionen der „Vereinigung Demokratischer Hochschullehrer Österreichs“ unter Vorsitz von Edwin Rol- let. In einer im Jänner 1946 unter anonymer Autorschaft1895 veröffent lichten Schrift wurde exemplarisch auf die verqueren Exkulpierungsversuche belasteter Professoren eingegangen und die Tätigkeit der Sonderkommissionen einem kritischen Blick unterzogen. Gegen das wiederholt vorgebrachte Entlastungsmotiv , die meisten Menschen , somit auch geistig tätige Personen , hätten von den NS-Gräueln in den Konzen trations- beziehungsweise Vernichtungslagern nichts gewusst , argumentiert der Text schlüssig , dass der „Superlativ des Grauenvollen“ gegenüber „professionell geistige[ n ] Menschen“, also gegenüber ehe- maligen national sozialistischen Hochschul professoren , erst gar nicht zur Sprache kommen muss , um diesen vor Augen zu führen , dass es keine Möglich keit gibt , sich auf Basis von ‚Unkenntnis ‘vom Massenmord zu distanzieren : 1890 So verteilten „deutsch-arische“ Studenten an der Universität Wien Flugblätter und schrieben an Rektor Adamovich einen Brief antisemitischen Inhalts. Vgl. Aka de mische Rundschau , 2. Jg., Juni 1946 , 13. 1891 Siehe : Huber , Studenten im Schatten der NS-Zeit , a. a. O., 131 f. So z. B. gefälschte Anschläge einer Vor- lesung Leo Sterns an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät : „Herr Prof. STERN ( von der Universität Moskau ) beginnt seine Vorlesungen über die Sauwirtschaft in der Sowjet-Union.“ Zit. nach : ebd., 133 ; vgl. dazu auch Volksstimme , 4. Dezember 1945 , 3. 1892 So u. a. auch in der Austro American Tribune , wo über wüste Auseinandersetzungen und Krawalle zwi- schen Sympatisanten der Professoren Kindermann , Sedlmayr und Oettinger berichtet wurde , die erst durch Intervention des Rektors  – und supervidiert durch die Staatspolizei  – beendet wurden. Siehe : „Die Universitätskrawalle beginnen wieder“. In : Austro American Tribune. Anti-Nazi Monthly , New York ,Vol. IV , No. 6 , Jänner 1946 , 1. 1893 So z. B. für den Germanisten Josef Nadler oder die Kunsthistoriker Karl Oettinger und Hans Sedl mayr , für die studentische Anhänger im November 1945 in „zwei stürmischen Kundgebungen unter den Au- gen der Staatspolizei“ ihre Sympathie bekundeten. Vgl. Meissl , Der „Fall Nadler“ 1945–1950. In Meissl ( Hrsg. ), Ver drängte Schuld  – verfehlte Sühne , a. a. O., 282. 1894 Vgl. Meissl , Der „Fall Nadler“, a. a. O., 281 ff. Vgl. auch : Der Fall Nadler. In : Wiener Montag , 17. Dezem- ber 1945 , 3. 1895 Tatsächlich wurde die Broschüre „Die Wehrlosen“  – der Titel knüpft ironisch an die Stellung nahme des belasteten Germanisten Josef Nadler gegenüber seinen Kritikern an , der sich als einen „auch heute noch Wehrlosen“ bezeichnet hatte  – vom Kunsthistoriker und nachmaligen Direktor der Öster reichi schen Galerie Fritz Novotny ( 1903–1983 ) verfasst. Ich danke an dieser Stelle Kollegin Dr. Maria Wirth für die Überlassung einer Kopie der Broschüre ( mit handge schriebe ner An notation vom 3. April 1965 ) aus dem Nachlass von Christian Broda.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Untertitel
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Autor
Christian H. Stifter
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
762
Schlagwörter
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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