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Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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4. „The democratic way of life in Austria“ 444 sowie eine „fieberhafte Gerücht- und Flüster propa ganda“1912 drängten auf einen Streik der Studentenschaft , zu dem es dann schließlich doch nicht kam. Erleichtert über den geringen Widerhall der Provokateure und die „ehrliche“ Em pörung der meisten Grazer Studierenden , sah sich die Akademische Rundschau an gesichts der Rea- lität des Studienbetriebes dennoch zur Kritik am Status quo genötigt  – sie stellte fest , dass sich der „Geist der Vorlesungen [ … ] kaum geändert“ hätte. Immer noch werde „Preußen verherrlicht und Österreichs ‚Groß deutsche Sendung‘ im Südosten betont. Selbst in total unpolitischen Fächern kann man sich Seiten hiebe auf Österreich , einzelne Parteien und Alliierte nicht enthalten. Kein Wunder bei der politischen Vergangenheit des überwiegen- den Teiles der Professoren ! Fast jeder war Pg. und füllte als solcher seinen Posten voll und ganz aus , er war vielleicht sogar höherer SA- oder SS-Führer , was hier bis jetzt durchaus nicht immer ein Hindernis ist , den Lehrstuhl weiter zu behalten.“1913 Wie aus einem Bericht des alliierten De-Nazifizierungskomitees hervorgeht , befanden sich unter den 66 Professoren an der Universität und den Hochschulen in Graz und Le- oben insgesamt 25 , die  – aufgrund ihrer NSDAP-Mitgliedschaft belastet  – wegen „Uner- setzbarkeit“ weiter in Dienst belassen wurden : „[ … ] in all cases , the Landes haupt mann and the professorial committee recommended retention on grounds of indispensibility.“1914 Inwieweit die geschilderten Zustände mit der zonalen Politik der Britischen Militär- behörden im Zusammenhang stehen , lässt sich zum gegenwärtigen Stand nur vermuten , da über die britische Hochschulpolitik im Zusammenhang mit den politischen ‚Säuberungs- maßnahmen‘ bisher noch keine Fallstudie vorliegt. Tatsache ist , dass die lokalen britischen Militärbehörden nach einer harten , auf Bestrafung zielenden ‚Säuberungs phase‘ nach Ab- zug der Sowjets Ende Juli 1945  – wobei die „Illegalen“ allerdings weitgehend verschont blieben1915  – bald einen pragmatisch-formalen Kurs in der Entnazifizierung einschlugen , der jedoch von Ambivalenzen geprägt war. Gegenüber den Anhängern des Austrofa- schismus war man deutlich „milder ge stimmt“,1916 um die „gesellschaft liche Versöhnung Österreichs“1917 nicht zu gefähr den , ging in der Verhaftungs- und Entnazifizierungs praxis aber vergleichsweise strikt vor. Grundsätzlich vertraten die Briten die Ansicht , dass die 1912 Ebd., 4. 1913 Ebd. 1914 Der Bericht enthält die vollständigen Namenslisten und Kurzangaben ( inklusive NSDAP-Beitritts- datum ) aller belasteten aber weiter in Dienst gestellten Professoren sowie die Namenslisten aller ent- hobenen Lehrkräfte. Siehe : Report of Quadripartite Sub-Committee on Denazification in Austrian Universities , 7. September 1946. NARA II , RG 260 , Box 11 , Folder 68. Records of the United States Occupation Headquarters , World War II , USFA / USACA , Internal Affairs / Displaced Persons Divi- sion , Denazification Branch , General Records , 1945–50 , 3. 1915 Siegfried Beer , Die britische Entnazifizierung in Österreich 1945–1948. In : Schuster / Weber ( Hrsg. ), Ent- nazifizierung , a. a. O., 406. 1916 Robert Knight , Britische Entnazifizierungspolitik 1945–1949. In : Zeitgeschichte , 14. Jg., 1987 , Heft 9–10 , 289. 1917 Ebd.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Untertitel
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Autor
Christian H. Stifter
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
762
Schlagwörter
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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