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4. „The democratic way of life in Austria“
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eine neuerliche Rektorenkonferenz stattgefunden , bei der die Wünsche für die Gestaltung
der Wahlordnung festgelegt wurden. Dabei wurde ins
be sondere verlangt , dass „die Wahlen
nicht in den Räumen der zuständigen Hoch schüler schaft durchgeführt werden.“1946 Die-
sem Ansinnen widersprach jedoch das Bundes ministerium für Unterricht und verfügte mit
Erlass vom 10. Oktober ( Zl. 34.558/III–7 / 46 ) und der angeschlossenen Wahlordnung , dass
die Wahlen auf Universitäts boden durchgeführt werden müssen und dass Wahl werbung
seitens der Studentenfraktionen – mit Ausnahme des Wahltages selbst –, entgegen dem
Beschluss der Rektorenkonferenz , zugelassen sein sollte.1947 Dieses Hinweg setzen über
die Beschlüsse der Rektorenkonferenz hatte einen tiefen Riss im Ver hältnis zwischen Uni-
versität Wien und dem Unterrichtsministerium beziehungs weise Minister Hurdes zur
Folge ,1948 und führte auch zu einer Protestnote von Rektor Adamovich an das Unter-
richtsministerium und einem ersten Rücktrittsgesuch , das allerdings ebenso unbeantwortet
blieb wie die Protestnote.1949
Interessanterweise war es Thomas Benner als Leiter der US-Education Division , der
Adamovich in einem Schreiben „inoffiziell“ und als „persönlichen Freund“ darauf drängte ,
„weise zu sein“, sein Rücktrittsgesuch im Sinne der Kollegenschaft und der bevorstehenden
ÖH-Wahlen zu überdenken : „We feel , therefore , that your experienced leadership is greatly
needed at this time.“1950
Noch vor Beginn der Wahlversammlungen am 12. November 1946 kam es zu einem
ersten Eklat , nachdem die Rektorenkonferenz fünf Tage zuvor beschlossen hatte , eine auf
breiter Basis durchgeführte Plakat- und Flugblattwerbung auf Universitätsboden zu ver-
bieten.1951 Außerdem war gegen Heribert Husinsky , Unions-Mitglied und Chef redakteur
des interfraktionellen ÖH-Organs Akademische Rundschau , ein Disziplinar verfahren ein-
geleitet worden , da dieser ge wagt hatte , in einem Artikel die Bürokratie einzelner akade-
1946 In Wien standen der Hochschülerschaft die Räume des vier Stockwerke hohen Gebäudes in der Kolin
gasse
19 , im 9. Wiener Gemeindebezirk zur Verfügung , die vom früheren Nationalsozia
lis tischen Studentenwerk
übernommen wurden.
1947 UAW , Senats-Sitzungsprotokolle des Studienjahres 1946 / 47 , Protokoll der 4. Sitzung des Akade mi schen
Senates der Universität Wien , 16. November 1946 , Sachverhaltsdarstellung. Rektor Adamovich an das Bun-
desministerium für Unterricht zuhan den Herrn Sektionschef Wilhelm Krechler , 15. November 12946 , 1.
1948 UAW , Senats-Sitzungsprotokolle des Studienjahres 1946 / 47 , Protokoll der außerordentlichen Senats-
sitzung , 20. November 1946 , 3. Hier erklärte Adamovich , dass er der Ansicht sei , „daß man sich dem
Rektor der größten Universität Österreichs gegenüber nicht so benehmen könne , wie es der Minister tue.
Der Prorektor müsste vom Senat ersucht werden , bei Sektionschef Skrbensky oder Minister Dr. Hurdes
vorstellig zu werden , um diesem Zustand endlich ein Ende zu bereiten.“ Zit. nach : ebd.
1949 Huber , Studenten im Schatten der NS-Zeit , a. a. O., 156.
1950 ÖSTA / AdR , BMfU , GZ 38648–1946 , Thomas E. Benner an Ludwig Adamovich , 28. Oktober 1946 ; zit.
nach : Huber , Studenten im Schatten der NS-Zeit , a. a. O., 157.
1951 „Gesamte Hochschülerschaft nimmt gegen Rektoratsverfügung Stellung“. In : Wiener Kurier. Heraus-
gegeben von den Amerikanischen Streitkräften für die Wiener Bevölkerung , 14. November 1946 , 4.
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
- Untertitel
- US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
- Autor
- Christian H. Stifter
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 762
- Schlagwörter
- US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkung 11
- Einleitung 15
- 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
- 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
- „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
- „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
- Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
- Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
- „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
- Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
- Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
- Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
- „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
- Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
- Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
- Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
- Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
- 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
- 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
- Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
- Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
- Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
- Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
- Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
- Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
- Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
- Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
- Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
- Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
- Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
- Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
- ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
- Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
- Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
- 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
- Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
- Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
- Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
- Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
- Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
- 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
- Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
- Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
- Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
- Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
- ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
- Schlussbemerkung 655
- Quellenverzeichnis 665
- Literaturverzeichnis 673
- Verzeichnis der Abkürzungen 735
- Personenverzeichnis 741