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Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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4. „The democratic way of life in Austria“ 472 gehalten“2053 habe. Die einschlägigen Berichte  – von der um eine ‚wahrheits getreue‘ Dar- stellung bemühten Akademischen Rundschau und den Organen der Studenten fraktionen einmal abgesehen  – in den anderen Tages zeitungen fielen hingegen deutlich anders aus. Im Neuen Österreich , in der Arbeiterzeitung , in der Volksstimme und in der Öster reichischen Zeitung wurde sowohl quantitativ als auch in weitaus detaillierteren Schilderungen viel ausführlicher und genauer Bericht erstattet , wobei die Zahl und der Umfang der zugespitzt verfassten Artikel bei den kommunistischen Blättern deutlich überwiegen.2054 In ihrer Analyse der Presse bericht er stattung zu den Ereignissen versuchte die Akademi- sche Rundschau darzulegen , dass Informationen oftmals selektiv aufgegriffen und teils grob verzerrt wiedergegeben worden waren. Manche der Zwischenrufe und Reden bei den statt- gefundenen Wahlversammlungen seien keineswegs „Ausdruck nazistischer Gesinnung“ sondern „in Wirklichkeit nur eine Ablehnung kommunis tischer Redner“ gewesen.2055 Dennoch sah sich auch die Österreichische Hoch schüler schaft  – anders als einzelne Ver- treter der Studentenfraktionen2056  –, die nach der Wahl sichtlich um ein entspannteres Ver hältnis zum Rektor bemüht waren und durch die bekundete „Bereitwilligkeit , unter seiner bewährten Leitung tatkräftig am Wiederauf bau der Universität mitzuarbeiten“2057 zu kalmieren trachteten , genötigt , die Vor gänge nicht gänzlich unter den Tisch zu kehren : „Die Tatsache der Auslegung antikommunistischer Parteiäußerungen als nazistische und faschistische Provokationen durch die kommunistische Presse ändert aber nichts an der Tatsache , daß diese Einzelerscheinungen auch Tatsache sind.“2058 Noch in den Nachtstunden des ÖH-Wahltages führten der unter erheblichen Druck geratene Rektor Adamovich und Dekan Thirring Gespräche mit Vertretern von SPÖ und KPÖ ; sie ersuchten die Politiker darum , dass bei den kommenden Versamm lungen „keine Resolutionen gefasst werden , die unmöglich sind.“ Des Weiteren wurde den Parteien- vertretern signalisiert , dass die Absicht bestehe , den Entnazifi zierungs kom mis sionen Ver- treter der Gewerkschaft beizuziehen und die „Kommissionen von einer Stelle außerhalb der Universität durchführen zu lassen.“2059 2053 Wiener Kurier , Mittwoch 20. November 1946 , 1. 2054 Das Neue Österreich brachte in Summe vier Artikel , die sich direkt auf die Ereignisse und die Folgen bezo- gen , die Wiener Zeitung fünf , die Arbeiterzeitung acht , die Volksstimme neun , die Österreichische Zeitung fünf. 2055 Akademische Rundschau , 2. Jg., 23. November 1946 , Nr. 9 , 9. 2056 So dementierte  – laut Volksstimme  – zum Beispiel der Verbandsobmann der Sozialistischen Studen ten , Raoul Schmiedek , die in mehreren Wiener Zeitungen , auch in der Arbeiterzeitung , er schie nen en „Be- schönigungsversuche der Nazihetze“ und erklärte „ausdrücklich [ … ] , daß es sich um nazis tische , groß- deutsche und antisemitische Demonstrationen gehandelt habe.“ Siehe : Volksstimme , 19. November 1946 , Nr. 269 , 2. 2057 UAW , Senats-Sitzungsprotokolle des Studienjahres 1946 / 47 , Protokoll der 6. Sitzung des Akade mi schen Senates der Universität Wien , 7. Dezember 1946 , 2. 2058 Ebd. 2059 UAW , Senats-Sitzungsprotokolle des Studienjahres 1946 / 47 , Protokoll über die außerordentliche Senats- sitzung , 20. November 1946 , 2.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Untertitel
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Autor
Christian H. Stifter
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
762
Schlagwörter
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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