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Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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4. „The democratic way of life in Austria“ 480 Rundschau 2090 beziehungsweise dessen Chefredakteurs Husinsky sowie des ÖH-Vorsit- zenden Karl Leutgeb , der im Mai 1947 schließlich zurücktrat.2091 Mit Bezug auf die neuerliche Entnazifizierung der Studierenden übermittelte der stu- den tische Hauptausschuss der Universität Wien eine Resolution an das Unterrichts minis- terium , worin zwecks „Wiederherstellung des Ansehens der Studentenschaft in der breiten Öffentlich keit“ bekräftigt wurde , dass das Studium „grundsätzlich nur jenen offen stehen“ solle , „deren proösterreichische und demokratische Haltung ein wand frei er wiesen ist.“ Selbst die konservative „Union“ ( FÖST ) nahm angesichts des enormen öffentlichen Le- gitimationsdrucks in der Auseinandersetzung mit sozialis tischen und kom munistischen Studentenvertretern eine radikal neue Position ein , indem sie nun die Errichtung eines eigenen „antifaschistischen Referats“ unter stützte , dessen Aufgaben in der „Umerziehung“ der ehemaligen national sozialistisch Belaste ten  – unter anderem unter Verwendung von Unterlagen aus Konzen trations lagern  – liegen sollte.2092 De facto dürfte dieses „antifa- schistische Referat“ aber keine nennenswerte Aktivität entfaltet haben.2093 Tatsächlich zeigten sich in der konkreten Durchführung der neuerlichen politischen Überprüfung der Studierenden in den Überprüfungskommissionen der Universität sehr bald „schwere Mißhelligkeiten“.2094 Infolge der mit knapp zwei Monaten überaus kurz bemessenen Zeit bis zum gefor derten Abschluss der Überprüfung bis Ende Jänner 1947 , sahen sich sowohl die Kommissionsvor- sitzenden als auch die Beisitzer regel recht überfordert. Allein an der Medizinischen Fakul- tät lagen 480 Fälle zur Über prüfung vor ,2095 die Fachgruppe Naturwissenschaften hatte in 20 Sitzungen 230 Fälle zu begutachten2096 und die Fachgruppe Geisteswissenschaften be- nötigte dringend die Einrichtung sechs weiterer Kommissionen.2097 Angesichts dieses im Eiltempo durch zuführenden Re-Screening verfahrens kündigten die Sozialistischen Studen- 2090 Vgl. Akademische Rundschau , 2. Jg., 14. Dezember 1946 , Nr. 9 , 9. 2091 Zu einzelnen Details des Rücktritts von Leutgeb siehe : Huber , Studenten im Schatten der NS-Zeit , a. a. O., 213 ff. 2092 Der Student , 2. Jg., 1946 , F. 6 , 17. Zit. nach : Forster , Die Geschichte der Österreichi schen Hochschüler- schaft 1945–1955 , a. a. O., 134. 2093 Nach den Vorfällen im Zusammenhang der ersten ÖH-Wahlen assimilierte sich der VSSTÖ schließ- lich der allgemeinen Parteilinie der SPÖ : die Problematik der NS-‚Säuberungen‘ wurde kaum mehr thematisiert. Ein letztes Mal wurde am SPÖ-Parteitag 1949 vom VSSTÖ-Delegierten Fritz Marsch ein Antrag auf Bildung eines „Zentralreferats zur Überwachung der Personalpolitik an den Hochschulen“ eingebracht , um , wie es hieß , die „Renazifizierung“ der Universitäten zu verhindern. Der Antrag wurde  – gegen Widerstand der Antragsprüfungskommission  – von den Parteitagsdelegierten angenommen. Vgl. Heilingsetzer / Mesner / Rögl / Weber , Projektendbericht : Zur Geschichte des VSSTÖ , a. a. O., 13 f. 2094 UAW , Senats-Sitzungsprotokolle des Studienjahres 1946 / 47 , Protokoll über die außerordentliche Sit- zung des Akademi schen Senates der Universität Wien , 20. November 1946 , 3. 2095 Ebd., 4. 2096 Ebd., 7. 2097 Ebd., 8.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Untertitel
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Autor
Christian H. Stifter
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
762
Schlagwörter
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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