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Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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483 Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung Interessanterweise wurde in derselben Senatssitzung darüber berichtet , dass Major Benner am Vortag bei Adamovich gewesen war und diesem ein Schreiben von Colonel Featherstone übergeben hatte. Bei dieser Besprechung war jedoch mit keinem Wort auf die Entnazifizierungsaktivitäten an der Universität eingegangen , sondern die Frage ame- rikanischer Unterstützungsleistungen für bedürftige Universi täts angehörige thema ti siert worden.2107 Erst im Februar 1947 , knapp vor Ablauf der Vorlagefrist gegenüber dem Alliierten Rat , sprach Major Needham von der U.S. Education Division dann bei Rektor Adamovich vor und verlangte eine namentliche Aufstellung der Vorsitzenden und Bei sitzer der Über- prüfungskommissionen.2108 Bei dieser Besprechung erklärte Needham , dass analog zum soeben novellierten National sozialisten gesetz im Falle von Bedenken hinsichtlich des un- bedingten Ausschlusses von Studierenden bis 30. April 1950 allfällige Listen an ihn weiter- gegeben werden könnten , und er diese  – nach Möglichkeit  – „verwerten“ würde ; dabei gab er zu erkennen , dass „das National sozialis ten gesetz nur im Hinblick auf die unbedingte Notwendigkeit des abzuschließenden Staatsvertrages angenommen wurde.“2109 Damit si- gnalisierte die US-Besatzungsbehörde gegenüber dem Rektor der Universität Wien , dass man die Entnazifizierung künftig als eine rein formale Angelegenheit betrachten würde. Hingegen zeigt sich mit Blick auf die Protokolle des Alliierten Rates für Öster reich deutlich , dass die Ereignisse bei der ÖH-Wahl und der Status quo der Entnazi fi zierung innerhalb des höchsten interalliierten Besatzungsgremiums durchaus kontroversiell , bis- weilen auch heftig diskutiert wurden und für einen Moment sogar eine Schließung der österreichischen Universitäten im Raum stand. Bereits am 22. November 1946 hatte General Aleksej S. Zheltov vor dem Exekutiv- komitee der Alliierten Kommission die russische Position  – die die Umstände freilich besatzungs politisch zu nützen trachtete und daher rhetorisch entsprechend formuliert wurde  – unmissverständlich dargelegt. Angesichts der „faschistischen Demonstrationen“, der „antialliierten Kundgebungen“ und dem „open praise of the Hitler regime and its ban- dit-army“2110 auf Boden der Universität zeigte sich Zheltov hochgradig irritiert : 2107 Bei dieser Gelegenheit machte der Dekan der Evangelischen Fakultät , Professor Gustav Entz , von dem weiter unten noch kurz die Rede sein wird , eine seiner wenigen Wortmeldungen , die sich auf die Frage bezog , ob in die zu erstellende Liste an bedürftigen Universitätsangehörigen „auch pensionierte Pro- fessoren“ aufgenommen werden dürften. UAW , Senats-Sitzungsprotokolle des Studienjahres 1946 / 47 , Protokoll über die außerordentliche Sitzung des Akademi schen Senates der Universität Wien , 20. No- vember 1946 , 9. 2108 UAW , Senats-Sitzungsprotokolle des Studienjahres 1946 / 47 , Protokoll über die 11. Sitzung des Akademi schen Senates der Universität Wien , 15. Februar 1947 , 2. 2109 Ebd. 2110 Allied Com mission for Austria , Executive Committee ( EXCO ), Mikrofilm Österreichische National- bibliothek ( ÖNB ), Reel 2 of 8 , 62nd Meeting , Annex „A“, Statement by the Soviet Member , made at the Meeting of the Executive Committee on 22nd November 1946 , 1.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Untertitel
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Autor
Christian H. Stifter
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
762
Schlagwörter
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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