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Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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485 Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung Die von General Zheltov vorgeschlagenen Maßnahmen , wonach die Universität Wien und die Hochschule für Welthandel für die Dauer nochmaliger Säuberungen auf unbe- stimmte Zeit geschlossen und die Entnazifizierung  – angesichts der Säumigkeit österrei- chischer Stellen  – zudem dem Alliierten Rat übertragen werden sollten , wurde vom Exe- kutivkomitee der Alliierten Kommission allerdings nur zur Kenntnis genommen ( „took note“ ).2115 Beschlossen wurde lediglich , dass sich das „Internal Affairs Directorate“ in Verbindung mit dem alliierten „Education Directorate“ und der Interalliierten Kom- mandantur in Wien mit den Vorfällen beschäftigen und Vorschläge unterbreiten sollte , die dann im nächsten regulären Meeting der Alliierten Kommission diskutiert würden. Wie stark der Kalte Krieg bereits zum damaligen Zeitpunkt Einzug in die Arbeit des Alliierten Rates gehalten hatte , lässt sich auch am Protokoll der folgenden Besprechung des Exekutivkomitees am 4. Dezember 1946 ablesen , in der die bereits präsentierten Vor- schläge des alliierten „Internal Affairs Directorate“ diskutiert wurden. Während die sow- jetische Besatzungsmacht nach wie vor auf eine rasche Schließung der Universitäten und Hochschulen drängte , die Briten sich immerhin für geeignete Maßnahmen aussprachen , die nötig seien , um die Entnazifizierung an der Universität Wien und an anderen Uni- versitäten „abzuschließen“, und die Franzosen die Öffnung der Universitäten nach den Weihnachstfeiertagen davon abhängig machen wollten , dass der Alliierten Kommissi- on gegenüber versichert würde , bis dahin eine Säuberung durchgeführt zu haben , gab die US-Militärregierung zu keinem der diskutierten Vorschläge ihr Einverständnis. Die Empfehlung des US-Vertreter innerhalb des „Internal Affairs Directorate“ zementierte die bisher praktizierte Politik der Nichteinmischung in ‚österreichische Angelegenheiten‘ und beschränkte sich auf drei weitgehend formale Punkte : zum einen sollte seitens des Interalliierten Kommandos in Wien ( VIAC ) ermittelt werden , ob die Demonstration ent- sprechend der Bestimmungen des VIAC überhaupt autorisiert gewesen sei ; zweitens sollte ausgerechnet Bundeskanzler Figl in seiner Funktion als Vorsitzender des ministeriellen Entnazifizierungskomitees bis Mitte Jänner 1947 einen Überblicks bericht über die bisher erfolgten Entnazi fizierungs maßnahmen an den Universitäten vorlegen ; und zuletzt sollte dem Unterrichtsminister empfohlen werden , zu untersuchen , ob sich unter den Studie- renden an Österreichs Universitäten Fälle finden , die eine Verletzung der Weisungen des Unterrichts ministeriums bedeuten.2116 Die von den Amerikanern in dieser Sitzung unterbreiteten Vorschläge waren weich und überaus vage formuliert und zielten mit der Frage nach der Autorisierung der Demonstra- tion durch das VIAC zudem direkt darauf ab , durch Prüfung allfälliger formaler Verstöße 2115 Ebd., 4. 2116 Allied Com mission for Austria , Executive Committee ( EXCO ), Mikrofilm Österreichische National- bibliothek ( ÖNB ), Reel 2 of 8 , EXCO / P( 46 )372 , Denazification of Vienna University and High Schools. Annex A , Recommendation by the U. S. Element of the Internal Affairs Directorate , submitted for consideration by the Executive Committee , 4 December 1946 1 f.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Untertitel
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Autor
Christian H. Stifter
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
762
Schlagwörter
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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