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Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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4. „The democratic way of life in Austria“ 486 der Intention der russischen Militärs , nämlich eine „inhaltliche“ Debatte zu führen , ent- gegen zu wirken. Nachdem die Sowjets der Angelegenheit aber große Bedeutung zumaßen , der öster- reichischen Regierung Untätigkeit vorwarfen und nach wie vor die sofortige Schließung der Universität verlangten , kam es in einer weiteren Sitzung des Exekutivkomitees unter Vorsitz von General G. K. Tsinov , bei der unter anderem auch die Novellierung des Ver- botsgesetzes debattiert wurde ,2117 zu einer langen und heftigen Auseinander setzung , bei der die US-Vertreter mit einem „neuen“ Vorschlag aufwarteten , der allerdings wieder vage formuliert war. Brigade-General E. H. Tate bekräftigte für die amerikanische Seite , dass man die Vorfälle sehr genau beobachtet habe und wie alle anderen alliierten Besatzungs- mächte beunruhigt wäre „to see that any bad conditions that exist in the higher schools of learning“  – eine Situation , die rasch behoben werden müsste. Darüber hinaus wiederholte General Tate lediglich aufs Neue , dass der österreichische Bundeskanzler in einem Brief gebeten werden sollte , einen Lagebericht zu geben , mit dem einen Unterschied , dass näm- lich auf Basis dieses Berichtes entschieden werden sollte „whether we take over or allow the Austrian Goverment to continue to clean it up.“2118 General Tsinov zeigte sich ob der Verzögerungspolitik von amerikanischer Seite , die in dieser Sitzung lediglich dazu bereit war , der Alliierten Kommission besagten Brief an Bundeskanzler Figl vorzuschlagen und weiterführende Diskussionen der Angelegen heit auf spätere Sitzungen des Exekutivkomitees vertagen wollte , wenig erfreut : “The position taken by the US Element excludes any possibility of taking a unanimous decision on this item today. The French , British and Soviet Elements are prepared to discuss the question today , but the US Element is not prepared to discuss it on the basis of the recommendation of the 2117 Ein interessantes Detail der hier zitierten Sitzung , das an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben soll , betraf die nachfolgende Debatte rund um die Neufassung des Verbotsgesetzes , welches seit 24. Juli 1946 fertig ausgearbeitet vorlag und in das nach Durchsicht und Ergänzung des „Legal Directorate“ der Alliierten Kommission lediglich die von den Besatzungsmächten monierten Änderungen ( „Annex A“ ) eingearbeitet werden sollten , damit das Gesetz schließlich vom öster reichi schen Parlament ver- abschiedet werden konnte. Um den Gesetzwerdungsprozess zu beschleuni gen , vertrat General Tsinov die Ansicht , dass laut Artikel 1( a ) des alliierten Kontroll abkommens die österreichische Regierung die Änderungen ohnedies akzeptieren müsse , sodass eine längere Begutachtung durch das Parlament entfallen könne. Obwohl sich die Diskussion der Neufassung des Verbotsgesetzes nun schon lange hinzog , beharrte General Tate hingegen darauf , dass der Gesetzesentwurf samt Annex „still must go through Parliament and Parliament is an independent body which has views of its own [ … ]“. Im Zu- sammenhang dieser Debatte wurde u. a. auch das Internierungsgesetz ( „Detention Law“ ) diskutiert , wobei es in der Frage rund um die Einrichtung von alliierten Internierungslagern zu einem heftigen Schlagabtausch kam , indem das US-Element der sowjetischen Seite „Gestapomethoden“ vorwarf. Ebd., 8. 2118 Ebd., EXCO / P( 46 )372 , Allied Commission for Austria , Executive Committee , 63rd Meeting , 6th December 1946 , 4.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Untertitel
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Autor
Christian H. Stifter
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
762
Schlagwörter
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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